Schwarzenbek. Noch ist unklar, wann die Kinos wieder öffnen dürfen. Aber Frank und Bianca Grimm sind kräftig am renovieren, um dafür bereit zu sein.

Farbeimer, Stapel von Pappkartons, Klebebandrollen: Im Foyer des Schwarzenbekers Kino herrscht Arbeitschaos. „Wir nutzen unsere verordnete freie Zeit, um unsere „Alte Dame“ herauszuputzen“, sagt Inhaber Frank Grimm.

Seit dem 2. November sind die Kinos wieder geschlossen. Der 61-Jährige ist frustriert und gelassen gleichermaßen. Einerseits gibt er zu, dass er niemals mit einem so langen, nervenzehrenden Lockdown gerechnet habe. Andererseits ist er sich sicher, dass sein Kino diese harte Zeit überstehen wird.

Der Soldat aus Star Wars steht künftig hinter Glas

Aber mit solch existenziellen Gedanken will Frank Grimm sich zurzeit nicht beschäftigen. Lieber kümmert er sich darum, das Kino aufzurüschen, in das er bereits viel Arbeit investiert hat. Die helle Wandvertäfelung im Foyer ist einem violett-weißen Anstrich gewichen, die Decke in Schachbrettoptik ist aufgefrischt worden, die roten Sitzmöbel wurden durch schwarz-weiße Möbel im amerikanischen Diner-Stil ausgetauscht.

Und – darüber freut sich Frank Grimm besonders – der weiße Soldat der Sturmtruppen aus dem Filmhit „Star Wars“ steht künftig mit seinem leuchtenden Laserschwert geschützt in einer gläsernen Vitrine.

Unterstützung durch viele Spenden von Schwarzenbekern

Frank Grimm und seine Frau Bianca vor dem weißen Soldaten der Strumtruppen aus dem Film „Star Wars“.
Frank Grimm und seine Frau Bianca vor dem weißen Soldaten der Strumtruppen aus dem Film „Star Wars“. © BGZ | Frauke Maaß (FMG)

Darüber hinaus bekommt der kleine Saal einen frischen Fußboden sowie neue Bestuhlung und kleine Tische für Snacks und Getränke. Und auch die hochmoderne, noch nie benutzte Kasse steht bereit. Alles wartet auf die Eröffnung. Wann die sein könnte? Grimm zuckt mit den Schultern.

Es sind viele Wochen ohne Einkommen. Seine Rücklagen seien längst aufgebraucht, er habe trotz Coronahilfen einen Kredit aufnehmen müssen. Unterstützt hätten ihn auch die Spenden vieler Schwarzenbeker.

„Die Renovierung des Kinos ist uns nur durch das Geld möglich, was für uns gesammelt worden ist“, sagt Frank Grimm. „Wir sind nicht vergessen worden“, sagt seine Frau Bianca dankbar. Das motiviere die beiden, am Ball zu bleiben und auf den Frühling zu hoffen.

Kinoverbund appelliert an die Landesregierung

Auch Meike Peemöller, Geschäftsführerin des kleinen Theaters Schillerstraße in Geesthacht, ist optimistisch. „Wir halten durch“, weiß sie. Hilfen seien geflossen, Kosten wurden drastisch reduziert. Als Vorstandsmitglied des im Herbst 2020 gegründeten Kinoverbunds Schleswig-Holstein e.V. setzt sie sich für eine baldige Öffnung der Lichtspieltheater ein.

„Wir haben erst jetzt wieder ein Schreiben an die Landesregierung geschickt und auf eine Studie hingewiesen, die bestätigt, dass ein Kinobesuch mit Abstand und ohne Maske ebenso sicher ist wie ein Einkauf im Supermarkt mit Maske“, berichtet sie. Und nur ein Besuch ohne Maske am Platz sei attraktiv, bestätigt Bianca Grimm: „Wenn wir keine Snacks oder Getränke anbieten dürfen, lohnt sich eine Öffnung für uns wirtschaftlich überhaupt nicht.“

Jahresumsatz der Häuser sank um gut 70 Prozent

Kim Schröder (l.) und Maike Peemöller vom Kleinen Theater Schillerstraße in Geesthacht.
Kim Schröder (l.) und Maike Peemöller vom Kleinen Theater Schillerstraße in Geesthacht. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Wir haben sehr gut funktionierende Hygienekonzept und unsere Lüftungen sorgen dafür, dass die Kinos ein sicherer Ort sind“, sagt Meike Peemöller. Noch nie habe sich ein Kino als Superspreader des Virus erwiesen. Davon mal ab sei durch die platzgenaue Personenregistrierung eine Nachverfolgung im Fall der Fälle zielgenau möglich.

Das, was den Kinos durch die Pandemie an Einnahmen verloren gegangen ist, ist nicht wieder aufzuholen. Die Besucherzahlen der Kinos in Schleswig-Holstein sind im vergangenen Jahr allgemein dramatisch eingebrochen.

2020 wurden rund 1,10 Millionen Tickets verkauft – das sind rund 2,46 Millionen weniger als noch ein Jahr zuvor und entspricht einem Rückgang von 69,1 Prozent, wie aus Zahlen der Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin hervorgeht. Auch der Jahresumsatz sank um 70,5 Prozent. Dennoch – noch halten die meisten durch. „Im Herzogtum sind mir keine drohenden Schließungen bekannt“, sagt Peemöller.

Eine Wiedereröffnung muss bundesweit einheitlich sein

Der Kinoverbund plädiert dafür, Ostern die Häuser zu öffnen – sofern sich die positive Entwicklung des Infektionsgeschehens fortsetzt. „Wir müssen unseren Besuchern zeitnah ein Angebot machen. Sonst wird unsere Situation weiter verschlechtern“, sagt sie.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Hinsichtlich einer Wiedereröffnung ist ein national einheitliches Vorgehen erforderlich. „Unser Geschäft ist stark abhängig von den Filmverleihen, die ihre Filme nur bei einer bundesweiten Öffnung der Kinos herausbringen“, erläutert die kTS-Geschäftsführerin.

Aktionstag „Kino leuchtet“ am 28. Februar

Es sei für die Verleiher überhaupt nicht wirtschaftlich, ihre Filme nur an Häuser in einem einzigen Bundesland geben Darüber hinaus seien durch die lange Schließung der Filmtheater keine Filme mehr aus der Vergangenheit verfügbar, da viele Streifen mittlerweile über Streamingdienste zur Verfügung stünden.

Mit der bundesweiten Aktion „Kino leuchtet“ wollen die Betreiber am Sonntag, 28. Februar, auf ihre Situation aufmerksam machen. Peemöller: „Es ist ein Statement, damit man uns nicht vergisst!“