Schwarzenbek. Viele Familien benötigen in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling Unterstützung. Aktuell müssen auch Familienpaten pausieren.

Ohne Großeltern oder andere Angehörige, die einspringen können, wenn Hilfe gebraucht wird, haben es junge Familien schwer — ganz besonders jetzt in Zeiten von Homeschooling und Homeoffice. Externe Hilfe gibt es bei der Evangelischen Familienbildungsstätte (FBS) im Familienzentrum am Verbrüderungsring 41 in Schwarzenbek sowie in Ratzeburg: Im Rahmen des Projekts "Wellcome" unterstützen ehrenamtliche Helferinnen die Eltern im ersten Lebensjahr des Kindes, anschließend springen die Familienpaten ein, die bis zum dritten Lebensjahr in die Familien kommen.

Zwei bis drei Stunden pro Woche kümmern sich die Ehrenamtlichen um jeweils eine Familie. Sie gehen mit den Kindern spazieren oder auf den Spielplatz und schaffen den Eltern so Freiräume, die diese nutzen können, um zum Arzt zu gehen, wichtige Termine zu erledigen oder einfach Zeit für sich zu haben.

Familienpaten in Corona-Zeiten stark gefragt

"Wir machen im Augenblick aus Gründen des Gesundheitsschutzes eine Zwangspause. Viele unserer Paten gehören der Risikogruppe an. Deshalb sind wir sehr vorsichtig und haben uns darauf verständigt, dass wir über den Jahreswechsel keine Paten in die Familien schicken. Aber die Nachfrage ist gewaltig", berichtet Nadine Kukat, die seit Sommer 2019 das Projekt mit den rund 50 ehrenamtlichen Familienpaten koordiniert.

Die Unterstützung für Familien, die Probleme damit haben, Kinderbetreuung und ihren Alltag zu koordinieren, hat Tradition in der Evangelischen Familienbildungsstätte Schwarzenbek. Seit 2005 organisiert Conny Schermann bereits das "Wellcome"-Projekt für Kinder bis zum ersten Lebensjahr. Die ehrenamtlichen "Wellcome-Engel" unterstützen die Eltern, wenn diese die Helfer anfordern.

In der Corona-Krise finden Familienbesuche draußen statt

Die Corona-Krise hat die Hilfe allerdings problematisch gemacht. Schon im ersten Lockdown mussten "Wellcome-Engel" und Familienpaten ihre Tätigkeit einige Zeit ruhen lassen. Kontakt zu den Familien gab es nur per Telefon oder übers Internet. Erst im August konnte es dann wieder losgehen. Dafür hatte die Familienbildungsstätte ein konsequentes Hygienekonzept entwickelt.

Die Betreuung der Kinder erfolgt nun ausschließlich draußen, zudem sind die Helferinnen mit Einweghandschuhen, Desinfektionsgel und Schutzmaske ausgerüstet. Wellcome-Koordinatorin Conny Schermann: "Bei der Kinderbetreuung lässt sich ein enger Kontakt nun mal nicht vermeiden. Was ist, wenn das Kind weint oder der Schnuller runtergefallen ist?" Für alle diese Fälle gibt es strenge Regeln.

In diesem Jahr sind 13 neue Familienpaten ausgebildet worden

Nadine Kukat, Koordinatorin für Familienpaten der Evangelischen Familienbildungsstätte (FBS) Schwarzenbek.
Nadine Kukat, Koordinatorin für Familienpaten der Evangelischen Familienbildungsstätte (FBS) Schwarzenbek.

"Wir hoffen, dass die Kontaktbeschränkungen bald wieder so weit aufgehoben werden, dass wir weitermachen können. Anfragen von Eltern, die gerade angesichts der Isolation zu Hause Hilfe benötigen, gibt es reichlich. Überhaupt habe ich nie Eltern suchen müssen. Die kamen alle zu uns. Es gibt deutlich mehr Bedarf als Helfer", sagt Nadine Kukat.

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Erst im September sind 13 neue Familienpaten nach einer umfangreichen Ausbildung mit 42 Theoriestunden an den Start gegangen. Eine von ihnen war Ilse Rateike aus Worth. Sie ist durch einen Artikel in unserer Zeitung auf die Schulung aufmerksam geworden. "Ich möchte Zeit schenken, da ich nun Rentnerin bin und es mir Spaß macht, andere zu unterstützen", erzählt sie. Momentan ist auch sie in der Zwangspause, hat aber bereits eine Patenfamilie in der Region gefunden und betreut.

Evangelische Familienbildungsstätte sucht weitere Familienpaten

"Wir gingen in den Garten zum Spielen. Manchmal machten wir einen Spaziergang oder schauten uns Bücher an. In der Regel verbrachte ich zwei Stunden bei meiner Patenfamilie in der Woche", berichtet die Rentnerin. "Das ist genau das, was gebraucht wird. Jemand, der wirklich Zeit hat, sich ausschließlich um die Kinder zu kümmern und nicht nebenbei noch Hausarbeit oder Homeoffice machen muss. Beim Erstkontakt komme ich mit in die Familie", sagt Nadine Kukat.

Die Familienbildungsstätten suchen weitere Ehrenamtler. Einmal im Jahr beginnt eine neue Schulung. Die Nächste soll am 20. Februar 2021 starten. Noch geht Nadine Kukat davon aus, dass es Präsenzunterricht gibt. Wer Interesse hat, kann sich unter 04151/89 24 20 oder online unter www.familienpaten-im-herzogtum.de informieren.