Schwarzenbek. Spendenbereitschaft ist mit Corona gesunken. Dabei müssen Arztkosten beglichen werden. Tiergottesdienst am Heiligabend findet statt.
Weniger Futterspenden, weniger Geldspenden: Die Folgen der Corona-Pandemie sind auch für das Tierheim Schwarzenbek deutlich spürbar: Das berichten Leiterin Maren Willers und Jasmin Scholz, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins. Auch wenn das Tierheim von der Stadt mit einem Pauschalbetrag pro Jahr bedacht wird, so reiche die Summe nicht aus, um die Tiere zu versorgen. „Wir brauchen ja mehr als Futter“, erläutert Jasmin Scholz. Im laufenden Jahr seien Tierarztrechnungen in Höhe von 30.000 Euro aufgelaufen. Ein Posten, der nur über Spenden von Tierfreunden des Heims finanziert werden kann.
60 Katzen und drei Hunde haben derzeit im Tierheim an der Feldstraße ihre Heimat. Einer der Hunde ist Boxerhündin Nossa, eine dunkel-melierte Schönheit, die dringend ein Zuhause sucht, wie Maren Willers sagt. Allerdings eine nicht ganz einfache Hündin, insofern sollten die Besitzer erfahren im Umgang mit einem Vierbeiner sein, ergänzt Jasmin Scholz. Hundetrainerin Anja Knuth kümmert sich um die Erziehung von Nossa. „Ehrenamtlich“, sagt Maren Willers. „wie auch wir diesen Job in unserer Freizeit neben unserem Beruf machen.“
Die hohen Tierarztkosten kann der Verein allein nicht tragen
Um das zu stemmen, ist schon eine große Portion Tierliebe nötig, denn die Arbeit mit Lebewesen kennt keinen Feierabend und ist unvorhersehbar. „Wir nehmen immer wieder Fundtiere auf, die krank sind und behandelt werden müssen“, sagt Scholz. Aktuelles Sorgenkind ist Kater Nemo. Er war ungefähr 16 Wochen alt, als er gefunden wurde. Dass er nicht gesund war, war sofort zu erkennen. Mehrfache Untersuchungen hätten keine Ergebnisse gezeigt, aber jede musste bezahlt werden. Anfang des Monats musste der Kater in die Tierklinik zum MRT und zu diversen Tests. „Jetzt ist er medikamentös gut eingestellt, aber die Kosten von 1500 Euro können wir als kleiner Verein nicht tragen“, räumt Scholz ein.
Jedes Tier, das ins Tierheim kommt, wird einem Gesundheitscheck unterzogen. Die Stadt erstattet die Tierarztkosten der ersten vier Wochen pro Fundtier, dann muss der Verein diese übernehmen. Dass diese Regelung, die auf einer Richtlinie des Landes Schleswig-Holstein von 1994 beruht und seit 2013 außer Kraft gesetzt ist, überholt ist, ist auch Thema in der Landespolitik.
Landespolitik plant Erstellung neuer Fundtierrichtlinie
SPD und der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) sind mit ihrem kürzlichen Vorstoß für eine neue Richtlinie für die Verwahrung von Fundtieren auf breite Zustimmung gestoßen. Die SPD regte an, dass örtliche Behörden finanzielle Hilfen zumindest für die Dauer der Unterbringung und längstens für sechs Monate zahlen.
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Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) kündigte die Moderation eines neuen Runden Tisches an, der die Belange des Tierschutzes und der Kostenerstattung diskutieren soll. Eine neue Richtlinie könne das Ergebnis sein, sie hätte aber nur empfehlenden Charakter für die Kommunen, betont sie.
In diesem Jahr bereits 82 Katzen und 17 Hunde vermittelt
Für das Tierheim in Schwarzenbek wäre es eine große Hilfe, wenn die Kommune, so wie es das Amt Schwarzenbek-Land bereits handhabt, ein Tier sechs Monate lang finanziell unterstützt. Der Bedarf ist da. Seit Anfang 2020 hat der Tierschutzverein unter anderem 82 Katzen und 17 Hunde in ein neues Zuhause vermittelt. Darüber hinaus wurden 32 verwilderte Katzen eingefangen und kastriert. Zwei Fundkatzen und zehn Fundhunde wurden an ihre Besitzer zurückgegeben, zudem wurden unzählige Wildtiere, die im Tierheim abgeben wurden, an Wildtierstationen weitergegeben.
Die engagierten Tierschützerinnen Jasmin Scholz und Maren Willers haben seit ihrem Start vor einem Jahr mit den drei 450-Euro-Kräften und 25 ehrenamtlichen Mitarbeitern viel im Tierheim verändert – von Abläufen über die notwendige Digitalisierung bis zu dem Bau von Balkonen für Stubentiger.
Traditioneller Tiergottesdienst in Schwarzenbek findet statt
Freuen tun sich die beiden, dass trotz des harten Lockdowns der traditionelle Tiergottesdienst mit Pastorin Angelika Gogolin am Heiligabend um 11 Uhr auf dem Platz vor dem Tierheim stattfinden darf und hoffen auf Futter- und Geldspenden. 100 Besucher dürfen mit Maske und Abstand auf das Gelände, eine Anmeldung ist bislang nicht erforderlich. Aktuelle Informationen finden Interessierte online unter www.tierschutz-schwarzenbek.de.