Eekholt. Johanna Schumacher hat ihre Lehre im Wildpark Eekholt mit 95 von 100 Punkten als bundesweit Beste abgeschlossen.
Für alle Mitarbeiter im Wildpark Eekholt ist es ein schwieriges, emotionales und auch existenzbedrohendes Jahr. Umso mehr freut sich die Naturbildungseinrichtung über diese Nachricht: Johanna Schumacher hat ihre Ausbildung zur Tierpflegerin in diesem Jahr nicht nur erfolgreich abgeschlossen. Nein, sie ist, was die Noten betrifft, tatsächlich die beste Absolventin ihres Jahrgangs, wie Wildpark-Geschäftsführer Wolf von Schenck stolz bekanntgegeben hat. „Das ist überragend, und wir sind auch sehr froh, dass sie bei uns ist.“
Und zwar schon, bevor die Ausbildung im August 2017 begonnen hatte. „Als 16 Jahre alte Schülerin hat sie von ihren Eltern den Tag beim Falkner als Gutschein bekommen“, erinnert sich von Schenck. Dort sei der Funke übergesprungen zu den Greifvögeln und Eulen auf der Flugwiese. Johanna Schumacher verbrachte die Wochenenden auf der Anlage, half in den Ferien ehrenamtlich, wurde dann auch als Aushilfe übernommen.
Die Tierpflegeausbildung ist sehr vielschichtig
Sie wusste also, worauf sie sich einließ, als sie sich um eine Lehrstelle bewarb. Grundsätzlich, so Wolf von Schenck, gelte: „Ohne Praktikum gibt es keine Ausbildung. Das hat den Hintergrund, dass wir uns kennenlernen, aber auch, damit die Azubis sehen, wie vielschichtig die Tierpflege-Ausbildung ist.“
In jedem Jahr stellt der Wildpark zwei Lehrlinge ein. Der Job ist für viele Jugendliche reizvoll. „Ich bin oft bei Berufsbildungsmessen, bekomme Fragen von jungen Menschen, die sich dafür interessieren. Natürlich ist die Tierliebe wichtig, aber das ist nicht alles“, sagt der Geschäftsführer. Man müsse einen guten Blick für alle Tiere haben, nicht nur bei der Fütterung, sondern permanent, um zu sehen, ob in einem Rudel alles in Ordnung ist. „Man hat Verantwortung für alle Bereiche“, so von Schenck. Bei großen zoologischen Einrichtungen sei das anders, da gebe es eher Spezialisten.
Tiere im Wildpark Eekholt bekommen Rundumbetreuung
In Eekholt gibt es eine Rundumbetreuung. Die Tiere werden nicht nur gefüttert, sondern die Gehege gesäubert, es geht um die Zubereitung der Nahrung, also in der Regel rohes Fleisch – auch daran muss sich eine Pflegerin gewöhnen. „Es ist nicht nur Tiere streicheln und mit Tieren kuscheln. Aber diese schönen Momente gibt es auch. Johanna hat bei der Jungtieraufzucht, bei den Jungfalken mitgeholfen.“ Auch privat ist sie den Tieren sehr verbunden, sie hält einen Waldkauz, mehrere Falken, unterschiedliche Hühnerrassen, einen Hund, Mäuse, betreut auch Pferde und Ziegen.
Ihr Weg wird weitergehen, sie wird ein Stipendium beantragen – und als Notenbeste logischerweise erhalten –, will sich im Bereich der Falknerei und der Jagd fortbilden. Die Wildpark-Geschäftsführung hat Johanna Schumacher als Anerkennung einen Gutschein über ein Praktikum in einem Zoo ihrer Wahl in Europa geschenkt.
Wildpark hofft trotz Corona auf etwas Planungssicherheit
Die Hoffnung ist, dass so etwas irgendwann 2021 möglich sein wird. Denn auch in Eekholt blickt man mit Verunsicherung auf die steigenden Corona-Fallzahlen. Erst in der vorletzten Woche hatte das Land Schleswig-Holstein eine Öffnung von Tierparks gestattet. Viele Familien kamen daraufhin wieder in den Wildpark, der nun die Kontaktdaten aller Gäste erfassen muss. „Wir haben ein Hygienekonzept, das gut funktioniert, wir haben es immer weiterentwickelt“, so Wolf von Schenck. „Wir sind hier an der frischen Luft, man kann sich aus dem Weg gehen.“
Für einen normalen Tagesbetrieb benötigt er 40 Mitarbeiter. Während der letzten Phase der Zwangsschließung von Wild- und Tierparks verzichtete die Einrichtung auf Kurzarbeit. „Wir haben alle voll beschäftigt, wir hatten auch noch Überstunden abzubauen – und wir haben bauliche Maßnahmen gemacht.“ Von Schenck berichtet, dass es eine Notfalltruppe im Wildpark gibt, falls Covid-19-Infektionen auftreten sollten – diese Personen arbeiten bewusst getrennt. Dazu gibt es Vereinbarungen mit anderen Parks zur gegenseitigen Unterstützung bei der Betreuung der Tiere. „Die Versorgung muss gewährleistet sein“, sagt der Geschäftsführer, er könne die Tiere ja nicht vier Wochen alleine lassen.
Unklar ist, ob eine erneute Schließung kommen wird. Ansonsten wird auch Weihnachten offen sein – ohne Programm, dafür vielleicht etwas früher, um die Besucherfrequenz zu entzerren. Um eines bittet Wolf von Schenck Regierung und Behörden inständig – Planungssicherheit. „Ich kann nicht jeden Morgen um 5 Uhr auf die Zahlen gucken. Ein Tag zu, dann wieder auf, das geht weder für die Tiere noch für die Mitarbeiter.“