Schwarzenbek. Mutter und Tochter warteten auf den Bus, als sie plötzlich ein Mann bespuckte. Die Polizei sucht Zeugen. Tat gilt als Körperverletzung.

Seit 2013 wohnt Janine H. (Name v. d. Red. geändert) in Schwarzenbek. Die 26-Jährige hat sich immer sicher gefühlt in der 16.500-Einwohner-Stadt. Bis zum vergangenen Mittwoch. Die junge Frau ist im Beisein ihrer siebenjährigen Tochter morgens gegen 7 Uhr an der Bushaltestelle in der Gülzower Straße von einem Unbekannten ohne Anlass ins Gesicht gespuckt und verbal attackiert worden.

Mittwoch, 2. Dezember, 6.50 Uhr, Bushaltestelle Kollower Straße/Ecke Gülzower Straße. Es ist kalt und stockdunkel. Janine H. und ihre Tochter warten auf den Bus, mit dem das kleine Mädchen täglich Richtung Innenstadt zur Grundschule Nordost fährt. Hinter der Haltestelle an der Gülzower Straße stehen Mehrfamilienhäuser, gegenüber befindet sich eine Schrebergartensiedlung, links ein Parkplatz mit Altglascontainern, dahinter eine Grünanlage und ein Teich.

Allein bei der Erinnerung schüttelt sie sich vor lauter Ekel

Eine um die Uhrzeit unwirtliche Gegend am Stadtrand. Die Straße ist unbelebt, es sind keine Fußgänger unterwegs, nur ein einzelner Mann steht im Wartehäuschen. Janine H. fragt ihn nach der Uhrzeit. „Mit mindestens zwei Metern Abstand“, betont sie, als ob sie befürchtet, seine spätere Attacke habe damit zu tun, dass sie ihm zu nahe gekommen sein könnte. Der Mann ignoriert ihre Frage und dreht sich weg. Janine H. wendet sich ab.

Und dann passiert das für sie Unfassbare: Kurz bevor der Bus Linie 8870 um die Ecke kommt, geht er Richtung Bordstein an ihr vorbei, spuckt ihr ins Gesicht und sagt drohend „Verpiss dich!“ Geschockt stellt die junge Frau ihn sofort zur Rede. „Ich wollte wissen, was das soll, warum er das getan hat“, erläutert sie, noch immer aufgelöst. Aber von dem Täter kommt keine Reaktion, er setzt sich eine OP-Maske auf und steigt seelenruhig in den Bus.

Junge Frau geht nach der Spuck-Attacke direkt zur Polizei

Janine H. und ihre Tochter bleiben sprachlos zurück. „Ich habe meine ebenfalls verstörte Tochter in ihren Bus gesetzt und bin sofort nach Hause gegangen, um mich zu waschen und umzuziehen“, berichtet sie. Die Spucke des Fremden hat ihre Haare und ihre Wange getroffen. Allein bei der Erinnerung schüttelt sich die junge Frau noch vor Ekel.

Als sie sich wieder beruhigt hat, geht sie sofort zur Polizei. Sie erstattet Anzeige und macht den Vorfall in den sozialen Medien publik in der vagen Hoffnung, einen Zeugen zu finden oder auf andere Weise Hilfe zu bekommen. Sie beschreibt den Täter als einen Mann vermutlich deutscher Herkunft, Alter zwischen 40 und 45 Jahre, kurzer blond-grauer Haarkranz und eine hakenförmige Nase. „Falls jemand einen solchen oder ähnlichen Vorfall hier in Schwarzenbek schon erlebt hat, bitte Bescheid sagen“, schreibt sie.

Polizei hat Zeugenaufruf gestartet, um Ermittlungen voranzutreiben

„Je schneller man uns informiert, desto eher können wir tätig werden“, sagt Jens Stamer,  Polizei Schwarzenbek
„Je schneller man uns informiert, desto eher können wir tätig werden“, sagt Jens Stamer,  Polizei Schwarzenbek © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Die vielen Kommentare sind voller Mitgefühl, aber bislang hat sie noch niemanden gefunden, der die Spuckattacke beobachtet hat oder der den Mann an der Haltestelle gesehen hat. Die Polizei Schwarzenbek hat ihre Anzeige aufgenommen und die Ermittlungen aufgenommen. „Das, was der jungen Frau passiert ist, ist Körperverletzung und Beleidigung“, erläutert Revierleiter Jens Stamer. Die Polizei hat jetzt einen Zeugenaufruf gestartet in der Hoffnung, die Ermittlungen dadurch vorantreiben zu können.

Leicht wird es nicht, den Täter zu finden, sagt Jens Stamer. Der Mann trug – wie vorgeschrieben – coronabedingt eine Maske, als er den Bus betreten hat, sodass die Auswertungen der Kamera im Bus nicht zwangsläufig dabei helfen, seine Identität zu klären. „Wir werden den Aufzeichnung im Bus dennoch auf jeden Fall nachgehen“, kündigt Stamer an.

„Einen ähnlichen Fall hatten wir hier noch nicht“

Generell empfiehlt der Revierleiter, dass sich Opfer solcher oder anderer Angriffe möglichst direkt­ nach der Tat bei der Polizei melden sollten: „Je schneller man uns informiert, desto eher können wir tätig werden.“ Allerdings sei das, was Janine H. passiert ist, glücklicherweise ein Einzelfall. „Einen ähnlichen Fall hatten wir hier noch nicht“, verrät er.

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Ist Anspucken in Corona-Zeiten nicht besonders gefährlich und müsste schärfer geahndet werden? Ja, sagt Stamer. Es könnte als ein strafverschärfendes Delikt gewertet werden. Die Polizei in Schwarzenbek hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht nach Zeugen. Wer hat den geschilderten Vorfall beobachtet? Wer kann Angaben zur beschriebene Person machen? Wer sachdienliche Hinweise geben kann, möge sich bitte unter 04151/ 88 94-0 melden.