Jumelage: Am letzten Augustwochenende wird der Beginn vor 60 Jahren groß gefeiert
16 Städte in Deutschland haben den Europapreis für ihre Verdienste um die europäische Einigung erhalten: Nach Offenbach im Jahr 1956 war Schwarzenbek 1961 die zweite deutsche Stadt, die mit dem Preis ausgezeichnet wurde und sich Europastadt nennen darf. In Norddeutschland ist sie damit einzigartig. Der nächstgelegene Ort im Norden ist Berlin-Neukölln, der den Preis 1987 erhalten hat.
An den Ursprung dieser Einzigartigkeit soll vom 27. bis 31. August erinnert werden: Vor 60 Jahren, am 27. August 1955, hatten die Bürgermeister aus Aubenas (Frankreich), Sierre (Schweiz) und Zelzalte (Belgien) gemeinsam mit ihrem Schwarzenbeker Amtskollegen Hans Koch erstmals den Verbrüderungseid abgelegt.
"Wir feiern in diesem Jahr nicht nur 60 Jahre Verbrüderung, sondern erinnern auch an die 70. Wiederkehr des Endes des Zweiten Weltkriegs. Zwischen diesen beiden Ereignissen lagen gerade einmal zehn Jahre", sagt Stadtarchivarin Dr. Anke Mührenberg. Das mache deutlich, wie herausragend das sei, was die Schwarzenbeker geschaffen haben. "Selbst Hamburg und Lübeck knüpften ihre europäischen Kontakte erst später", so Mührenberg.
Entstanden ist die Verbrüderung eher durch Zufall: Hans Koch (1909 bis 1993) war seit 1950 Verwaltungschef des Ortes. Als Schwarzenbek 1953 das Stadtrecht verliehen wurde, schrieb er für die Feierlichkeiten ein Theaterstück, das in der napoleonischen Zeit spielte. Dies sahen sich auch französische Unternehmer an, die gerade bei der Firma Fette zu Gast waren - und regten anschließend eine europäische Partnerschaft an, die Koch begeistert aufnahm.
Am Sonnabend, 29. August, soll dieser erste Verbrüderungseid - die Originalurkunde hängt im Magistratszimmer des Rathauses - erneuert werden. Bereits am 27. August reisen die Delegationen an: jeweils 15 jugendliche und erwachsene Gäste aus den vier Städten, dazu weitere Gäste aus Delfzijl, das 2011 aus dem Bund austrat sowie dem chinesischen Haimen, mit dem Schwarzenbek seit 2009 eine Partnerschaft verbindet. Unter dem Motto "Migration/Integration" werden die Teilnehmer unter anderem Schulen, Museen aber auch eine Flüchtlingsunterkunft besuchen und sich über die Migrationspolitik ihrer jeweiligen Heimatländer austauschen. Nach der Erneuerung des Verbrüderungseides auf der Bühne des zeitgleich stattfindenden Stadtfests in der Innenstadt ist ein Europäischer Markt geplant. Das Verbrüderungsfest endet am Sonntag mit einem Galaabend im Forum des Gymnasiums.
Vorgesehen ist, dass Schwarzenbeker ihre Gäste privat unterbringen. 60 Betten haben Bürger bereits bereitgestellt. "Wir brauchen noch weitere Betten, weil wir gerne einen Puffer hätten", bittet Verbrüderungssekretärin Christine Uhde um weitere Meldungen. Offen ist noch, ob auch die Jugendlichen in Privatunterkünften oder gemeinsam in einer Turnhalle untergebracht werden. Ebenfalls gesucht werden noch Dolmetscher, die die Delegationen begleiten. Wer gut Englisch, Französisch und Italienisch spricht, kann sich bei Uhde im Rathaus unter (0 41 51) 88 11 32 melden.