Lauenburg. Wummernde Bässe und coole Moves – für Lauenburger Pascal Fredrich ist das Entspannung pur. Seine Begeisterung will er weitergeben.
Zwei Wochen auf dem Schiff, zwei Wochen zu Hause – Binnenschiffer Pascal Fredrich hat sich an diesen Rhythmus gewöhnt. Was dem 33-jährigen Lauenburger aber gar nicht liegt: während seiner freien Zeit faul auf dem Sofa zu liegen. „Am Freitag werde ich im Fürstengarten hinten an der Treppe zur Altstadt ein bisschen Jumpstyle tanzen. Ab 14 Uhr bin ich da“, kündigt er in einer Lauenburger Facebookgruppe an.
Die lockere Form der Einladung sei Absicht, sagt er. Schließlich soll sich niemand von Mitgliedschaften im Verein, Beiträgen oder strengen Regularien abgeschreckt fühlen. „Ich möchte junge Leute motivieren, sich auszuprobieren und Spaß an der Bewegung zu finden. Jumpstyle ist ein Tanz der Straße und hat damals mir sehr geholfen, mich selbst zu finden“, erinnert er sich. Der Ursprung der coolen Moves liegt übrigens in Chicago. Im Jahre 2000 fanden sich dort die ersten Gruppen zusammen.
Techno-Musik hatte es ihm angetan
Bis zu 150 Sprünge pro Minute: Wenn sich die besten Jumper inszenieren, stockt den Zuschauern der Atem. Im Rhythmus der rasenden Techno-Beats schleudern sie ihre Beine nach vorn und nach hinten. Die Hände bewegen sich fast von allein. Alles ist erlaubt. Bei der Choreografie sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
„Ich war mit 16 ein zurückhaltender Teenager. Aber auf elektronische Musik fuhr ich voll ab. Die Techno-Band Scooter hatte es mir angetan. Und im Internet habe ich dann gesehen, wie sich die Leute in den Clubs zu seiner Musik bewegten“, erzählt Pascal Fredrich. Heimlich hat er dann die Grundschritte geübt, immer wieder. Eigentlich sind es nur zwei, aber erst mit der Übung kommt das Tempo dazu. Das sieht „irgendwie ganz geil“ aus, hat er dann irgendwann vor dem Spiegel festgestellt.
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In Bremen mit 200 Jumpern aus ganz Deutschland getanzt
Gleichgesinnte gab es damals genug. „2007 wurde Jumpstyle gerade richtig bekannt. In den Niederlanden und wenig später auch in Deutschland fanden sich immer mehr Jugendliche, die sich auf der Straße nach den Techno-Rhythmen bewegten. Ich überwand mich, und schloss mich einer dieser Gruppen an“, sagt er. Von da an war der Knoten geplatzt. „Wir tanzten überall: in Parks, in Bahnhofshallen oder einfach auf der Straße. Manchmal wurden wir wegen der lauten Musik weggejagt, manchmal wollten uns begeisterte Leute Geld zustecken“, erinnert er sich.
Als sich im Juli 2009 in Bremen 200 Jumper aus ganz Deutschland trafen, war Pascal Fredrich längst ein Teil der Szene. „Wir haben mit Jugendlichen vor dem Auftritt einen Crashkurs gemacht und ihnen die Grundschritte beigebracht. Als sich dann alle zur Techno-Musik bewegten, war das ein Gänsehautgefühl“, weiß er noch.
Wer jumpen will, braucht keine Modelfigur
Dass der 33-jährige Familienvater an diese Tradition wieder anknüpfen möchte, hat für ihn gleich mehrere Gründe. „Ich bin selbst ein bisschen eingerostet“, gibt er lachend zu. Zwar könne er sich nicht beklagen, als Binnenschiffer zu wenig körperliche Betätigung zu haben, aber tanzen sei eine ganz andere Nummer. „Sobald ich die Musik aufdrehe, fällt der Stress komplett von mir ab. Beim Jumpen kann ich loslassen und entspanne auf aktive Art und Weise“, sagt er.
Zum anderen möchte er Jugendliche ermutigen, über den eigenen Schatten zu springen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Mit der Übung wächst das Selbstbewusstsein. Wer bei der Stange bleibt, kann bald einen coolen Auftritt hinlegen“, weiß er aus eigener Erfahrung. Auf Äußerlichkeiten brauchen die Tänzer keinen Wert zu legen – also weder auf Markenklamotten, noch auf eine Modelfigur. „Ich kenne Jumper, die sind weit weg von angeblichen Idealmaßen. Und trotzdem fliegen die nur so über die Tanzfläche“, sagt er.
Keine festen Trainingszeiten, Verabredung über Facebook
Pascal Fredrich hofft, den Jumpstyle in Lauenburg populär zu machen. „Wenn es mir gelingt, wenigstens ein paar Jugendliche vom Smartphone weg an die frische Lust zu locken, dann habe ich mein Ziel erreicht“, verrät er. Wichtig sei ihm, dass die Teilnahme an den Trainingseinheiten nicht am schmalen Geldbeutel der Eltern scheitert. Auch feste Trainingszeiten will er nicht vorschreiben. „Das kann ich durch meine unregelmäßigen Arbeitszeiten gar nicht. Wie verabreden uns zwanglos über Facebook oder Telefon, hängt ja auch immer vom Wetter ab“, sagt er.
Wer Lust hat, die ersten Grundschritte im Jumpstyle auszuprobieren, sollte sich am Freitag, 21. April, nichts anderes vornehmen. Ab 14 Uhr dreht Pascal Frederich im Bereich der Treppe zur Altstadt im Fürstengarten die Musik auf. Nach einer kleinen Einführung geht es dann auch schon los. Altersgrenzen gibt es übrigens keine. „Willkommen sind Kids ab sechs Jahren bis zu Erwachsenen, die Spaß an Techno und Bewegung haben“, sagt er.