Lauenburg. Der Betrieb des Freibades ist ein Zuschussgeschäft – auch vor der Energiekrise. Jetzt zieht die Betreiberin die Reißleine.
Wer erinnert sich nicht an das tolle Gefühl, endlich schwimmen zu können? Die Bahn erschien endlos lang, aber am Ende hatte man stolz das begehrte „Seepferdchen“ in der Hand. Kaum ein Kind wird in diesem Moment daran denken, dass ihm die bestandene Prüfung im Ernstfall das Leben retten könnte. Doch nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) kann jeder dritte Viertklässler in Deutschland nicht schwimmen. 20 Kinder unter zehn Jahren sind im vergangenen Jahr ertrunken.
Damit das Angebot an Schwimmunterricht nicht unter den gestiegenen Energiekosten leidet, stellt das Land drei Millionen Euro bereit. Voraussetzung ist, dass in den Bädern regelmäßig Schwimmkurse angeboten werden. Auch Lauenburg profitiert von diesem Programm. Rund 46.200 Euro erhalten die Versorgungsbetriebe Elbe als Zuschuss für die Unterhaltung des Freibades am Kuhgrund.
Lauenburg bietet Schwimmkurse für bis zu 120 Kinder
Trotz des erheblichen personellen Aufwandes war im Lauenburger Freibad nie die Rede davon, keine Schwimmkurse ins Programm zu nehmen. Das Team um Leiter Kay Schulze bietet für die kommende Saison zwölf Kurse für bis zu zehn Kindern ab fünf Jahren an. Von Vorteil dabei ist, dass es in Lauenburg seit Jahren ein Netzwerk für das Angebot gibt. Unterstützung kommt von der Lauenburger Sportvereinigung (LSV) und der DLRG.
Die genauen Termine für die Kurse stehen noch nicht fest und auch eine Anmeldung über die Webseite www.versorgungsbetriebe-elbe.de ist erst ab Mitte April möglich. Dann allerdings sollte man schnell sein, denn erfahrungsgemäß sind die Kurse in kurzer Zeit ausgebucht. 100 Euro zahlen Eltern dafür, dass ihre Sprösslinge innerhalb von drei Wochen schwimmen lernen.
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Die „dicke Berta“ ist eine Kostenfresserin
Jahrelang galt das Lauenburger Freibad mit konstanten 26 Grad als das wärmste in der Region – und darauf war man stolz bei den Versorgungsbetrieben. Für die Energieversorgung im Bad sorgen ein Blockheizkraftwerk und ein riesiger Kessel, von den Mitarbeitern liebevoll die „dicke Berta“ genannt. Doch die ist auch eine Kostenfresserin. Weil die hohen Energiepreise trotz der Finanzspritze aus Kiel kaum zu stemmen sind, wird das Bad für „Frostbeulen“ zumindest zu Saisonbeginn eine Herausforderung sein.
Schon für die Saison des vergangenen Jahres hatte man bei den Versorgungsbetrieben eine Sparmaßnahme beschlossen und setzt auch in diesem Jahr darauf. „Wir senken die Wassertemperatur auf 24 Grad ab. Bei aktiver Beschäftigung im Wasser ist das kein Problem“, sagt Vertriebsleiter Dennis Recknagel. Allerdings hatten die rund 50.000 Besucher im vergangenen Jahr Glück: Fast durchweg schönes Wetter und sommerliche Temperaturen ließen im kühleren Wasser niemanden bibbern.
Alte Eintrittspreise sind nicht zu halten
Normalerweise ist jetzt die Zeit, in der in vielen Freibädern kräftig gewerkelt wird: ein großzügig angelegter Ruhebereich, eine coole Rutsche oder gar ein neues Kinderplanschbecken. Doch dafür gibt es bei den Versorgungsbetrieben derzeit keinen finanziellen Spielraum. „Große Veränderungen sind für diese Saison nicht geplant. Wie haben einige Sitzgelegenheiten und Sonnenschirme ausgetauscht und die Böden der Umkleidekabinen erneuert“, sagt Recknagel.
Weil man bei den Versorgungsbetrieben auf die Kosten schaut, muss in der kommenden Saison eine „heilige Kuh“ geschlachtet werden. „Nicht nur die Energiepreise, sondern auch die allgemeine Inflation zwingen uns dazu, die Eintrittspreise anzupassen“, bedauert der Vertriebsleiter. Die waren jahrelang konstant. So musste zum Beispiel eine Familie mit zwei Kindern, die sich spontan zu einem Tagesausflug ins Freibad entschloss, dafür lediglich zehn Euro einplanen. Kinder, die auf eigene Faust ins Freibad kamen, mussten nur einen Euro zahlen.
Die Höhe der Anpassung sei zwar schon kalkuliert, aber das letzte Wort habe der Aufsichtsrat der Versorgungsbetriebe. Deshalb hält sich Recknagel zu den künftigen Eintrittspreisen derzeit bedeckt. „Ich kann aber sagen, dass die Erhöhung moderat ausfallen wird. Auch in diesem Jahr wird niemand aus Kostengründen auf einen Besuch im Lauenburger Freibad verzichten müssen“, versichert er.
Partys, Sport und kalte Hundeschnauzen
Die Badesaison beginnt in diesem Jahr am Sonnabend, 6. Mai – traditionell bei freiem Eintritt. Mittlerweile hat es sich über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen, dass man im Freibad am Kuhgrund gut Party machen kann. Kultureller Höhepunkt wird das Cowground-Festival am 23. und 24. Juni sein. Am Freitag kommen rund um die Wasserlandschaft Schlagerfans auf ihre Kosten, am Sonnabend die Freunde elektronischer Musik.
Während der gesamten Saison gibt es Fitnesstage und spezielle Sportangebote. So kann man zum Beispiel das „Totenkopfabzeichen“ abzulegen. Damit kann sich schmücken, wer mindestens eine Stunde ununterbrochen im tiefen Wasser schwimmen. kann. Zu Beginn der Sommerferien ist eine coole Poolparty für Jugendliche vorgesehen. Am 16. September gibt traditionell einen „tierischen“ Saisonabschluss. Mit viel Gebell und nassem Fell machen am Tag vor der Winterpause Hunde und ihre Halter das Freibad unsicher.