Lauenburg. Das Chemieunternehmen erwirbt benachbarte Biogas-Anlage. Und spart damit neben viel Kohlendioxid auch etwas Geld ein.
Die Firma Worlée-Chemie investiert am Standort Lauenburg weiter in eine klimafreundliche Produktion. Das Unternehmen hat die benachbarte Biogas-Anlage erworben, die den Standort bereits seit 2011 umweltfreundlich mit Energie versorgt. Bislang nutzt der Lackproduzent die Abwärme aus der Biogas-Verstromung für die Produktion. Mit dem Kauf gewinnt Worlée erheblich an Flexibilität. Und kommt vor allem dem Ziel näher, die Produktion klimafreundlich umzubauen.
Worlée will bis 2030 klimaneutral produzieren
„Wir wollen bereits bis 2030 klimaneutral werden“, betont Firmeninhaber Reinhold von Eben-Worlée. Für ein Chemie-Unternehmen mit hohem Energiebedarf eine enorme Kraftanstrengung. Sie ist noch dadurch gestiegen, dass Worlée in Lauenburg große Teile seines Energiebedarfs aktuell durch Erdöl statt Erdgas deckt.
„In 80 Prozent unserer Anlagen arbeiten Zweistoffbrenner, sodass wir aktuell Öl statt russischen Erdgases einsetzen können“, erläutert der geschäftsführende Gesellschafter der Worlée-Gruppe. Von den weltweit gut 700 Mitarbeitern sind rund 230 im Lauenburger Werk beschäftigt.
Firma setzt aktuell auf Öl statt auf russisches Erdgas
Derzeit wird nur etwa zwölf Prozent der benötigten Prozesswärme aus der Abwärme der Biogas-Verstromung gedeckt. Geplant war ein etwa doppelt so hoher Anteil. Doch der vorgesehene Ausbau der Biogas-Verstromung ist nicht realisiert worden. Bauprobleme hatten das Projekt verzögert. „Förderung aus der EEG-Umlage ist damit entfallen, daher rechnete sich der Ausbau für die Betreiber nicht mehr“, weiß Eben-Worlée.
Die Firma Worlée hat eine niedrige einstellige Millionensumme in den Kauf der Biogasanlage investiert. Sie ist damit vom wichtigen Kunden zum Eigentümer geworden.
Öko-Strom deckt bald gut die Hälfte des Bedarfs
Neben der Abwärme soll im Lauenburger Worlée-Werk bald auch der mit Biogas erzeugte Strom genutzt werden. „Zwei Millionen Kilowattstunden im Jahr decken gut die Hälfte unseres Gesamtstrombedarfs am Standort“, erläutert Eben-Worlée.
Die Stromgeneratoren müssen dazu mit dem Stromnetz im Werk gekoppelt werden. Das ist nicht nur unter Umweltgesichtspunkten eine lohnende Entscheidung. Zur Einsparung von großen Mengen klimaschädlichen Kohlendioxids kommt auch ein finanzieller Vorteil. Eben-Worlée: „Nutzen wir den erzeugten Strom selbst, entfallen Netznutzungsentgelte von etwa 80.000 Euro und die Stromsteuer von etwa 100.000 Euro – jedes Jahr.“
Standort kann 180.000 Euro Abgaben im Jahr sparen
Für die Produktion arbeitet das Lauenburger Werk mit Thermalöl als Wärmeträger. Es kann auf mehr als 300 Grad Celsius erhitzt werden, kann also weitaus mehr Energie transportieren als Wasser beziehungsweise Wasserdampf. Bislang wurden neben der Abwärme vor allem fossile Brennstoffe dafür genutzt, Erdgas oder aktuell Öl.
Für die Zukunft bieten sich Worlée weitere Optionen. Mit dem Kauf der Biogas-Anlage können die Verantwortlichen künftig entscheiden, ob sie stattdessen vermehrt den eigenen, klimafreundlich erzeugten Strom dafür nutzen wollen.
Mit der Biogasanlage gewinnt Worlée an Flexibilität
Oder sie nutzen das Biogas, das in großen Gärtanks aus landwirtschaftlichen Reststoffen, Gülle und Silage entsteht, für die Wärmeproduktion, statt es für die Stromgewinnung zu verbrennen.
„Wenn erst die gesamte Stromproduktion in Deutschland durch erneuerbare Energien geschieht, müssen wir den Ökostrom nicht mehr selbst erzeugen“, sagt Reinhold von Eben-Worlée. „Dann können wir nach Marktgesichtspunkten selbst entscheiden, wie wir welche Energie einsetzen.“ Bis dahin gelte jedoch, dass das Ziel der Klimaneutralität Vorrang genieße.