Lauenburg. Ab Dienstag muss “Laura“ mit dem TaBuLa-Shuttle Behördenpost im Lauenburger Schloss abholen. Am Sonnabend wurde sie vorgestellt.

Für den automatisierten blau-weißen TaBuLa-Shuttle und den zweiten, nahezu baugleichen Shuttle in Rot-Weiß, ist die Zeit des Alleinseins endlich vorbei. Die beiden Großen haben mit „Laura“ ein Schwesterchen bekommen. Sie wurde am Sonnabend auf dem Lauenburger Wochenmarkt vorgestellt.

„Laura“ steht für „Lauenburgs automatisierte Roboter-Auslieferung“ und wird ab Dienstag, 20. Juli, neben ihren beiden großen Brüdern immer häufiger im Lauenburger Stadtbild zu sehen sein. Zwar ist die „Kleine“ nur etwa so groß wie ein Hocker, dafür hat sie aber mächtig was auf dem, oder besser gesagt, im Kasten.

Postroboter: Nach vielen Tests wird „Laura“ endlich eingesetzt

Marko Thiel von der Technischen Universität Hamburg (TUHH) ist einer der verantwortlichen „Schrauber“ an „Laura“: „Wir haben unsere Erfahrungen aus dem seit 2018 in Lauenburg eingesetzten TabulaShuttle für die Entwicklung von „Laura“ genutzt.

Nach vielen Monaten in unserer Werkstatt, umfangreichen Tests und erfolgreich abgeschlossenen Genehmigungsprozessen werden wir nun endlich ,Laura’ in Lauenburg einsetzen und unsere neue Technik ordentlich fordern“, berichtet er.

Ihr Job ist es, Behördenpost zu transportieren

„Laura“ wird nicht allein durch Lauenburg tingeln, sondern als „Fahrgast“ ins Shuttle raus- und reinrollen. Mit ihr wird aus dem Shuttleservice nämlich ein Kombiwaren- und Personenfahrzeug. „Lauras“ Job ist es, mit Hilfe des Shuttles Behördenpost bei der Stadtverwaltung im Lauenburger Schloss abzuholen.

Dafür ist sie mit einer Schublade für den Transport ausgerüstet. An der Shuttlehaltestelle rollt sie über eine Rampe in das Fahrzeug. Im TaBuLa-Tempo geht es dann zum Elbschifffahrtsmuseum. Unterwegs ist natürlich an jeder Haltestelle die Aufnahme von Fahrgästen möglich.

Mit bis zu sechs Stundenkilometern rollt sie durch die Stadt

Marko Thiel (rechts) und Matthias Grote von der TUHH zeigen Laura im Shuttle.
Marko Thiel (rechts) und Matthias Grote von der TUHH zeigen Laura im Shuttle. © BGZ | Ute Dürkop

Für „Laura“ allerdings ist am Museum Schluss mit lustig. Sie muss aussteigen und ihre Post abliefern. Auf dem Rückweg befördert sie dann wieder Unterlagen zurück zur Verwaltung ins Schloss. Eine Extrawurst wird für „Laura“ nicht gebraten.

Mit bis zu sechs Kilometern pro Stunde rollt sie zurück zur Haltestelle und muss dort warten, bis der TaBuLa­Shuttle fahrplanmäßig wieder dort vorbeikommt und sie mitnimmt.

„Wir haben mit dieser Kombination zwei zentrale Punkte berücksichtigt. Freie Kapazitäten im Shuttle werden genutzt, und größere Strecken, die „Laura“ sonst nicht schaffen würde, werden überwunden. Dadurch können wir den Aktionsradius von „Laura“ stark vergrößern“, sagt Marko Thiel.

Anfangs wird der Roboter durch einen Joystick gelenkt

Bis November soll „Laura“ getestet werden. Sie ist nicht allein unterwegs. Anfangs wird sie durch eine Begleitperson mit einem Joystick gelenkt. Wenn das klappt, ist die Begleitperson nur noch zur Absicherung des Roboters dabei.

Johannes Hinckeldeyn, zuständiger Oberingenieur am Institut für Technische Logistik der TUHH, beschreibt seine Erwartungen an den Einsatz vor Ort: „Es ist wichtig, die Eigenentwicklung und die Logistikprozesse für die Postauslieferung in der Realumgebung zu erproben, dabei zeigt sich Lauenburg als optimales Pflaster.“

Auch für die Projektpartner, den Kreis Herzogtum Lauenburg und die Technische Universität Hamburg ist der Austausch mit den Menschen vor Ort wichtig. Dadurch können Erkenntnisse über die Akzeptanz und den künftigen Einsatz solcher Fahrzeuge zu gesammelt werden. Die Veranstaltung auf dem Lauenburg Wochenmarkt bot dafür eine gute Chance.

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Die Meinungen der Lauenburger dazu sind geteilt

Markt-Besucher Rolf Trilk bedauert es, noch nicht mit dem Shuttlebus gefahren zu sein. „Es hat einfach nicht geklappt. Ich finde das Angebot toll, obwohl mir ein fahrerloses Auto nicht so ganz geheuer ist. Wenn es einen Fahrer gäbe, hätte ein Mensch Arbeit“, sagt er. Für Heiko Krüger ist das autonome Fahren kein Problem.

„Der Shuttle fährt ja nicht so schnell. Da kann man zur Not ja fix aussteigen. Für den ländlichen Raum könnte ein Shuttle Service rund um die Uhr, um von A nach B zu kommen, von Vorteil sein“, sagt er. Seine Frau Sigrun begrüßt die Tatsache, dass der Bus umweltbewusst fährt.

Durch den Einsatz fallen keine Arbeitsplätze weg

Ute Haase steht der neuen Technik eher skeptisch gegenüber. „Zuviel Technik find ich nicht gut“, sagt sie. Ihr Mann dagegen wertet die Entwicklung durchaus positiv. „Ich begrüße es, dass wir uns hier vor Ort informieren können“, sagt er.

Diplom-Ingenieur Matthias Grote von der TUHH versichert, dass durch autonomes Fahren keine Arbeitsplätze wegfallen. „Wir arbeiten mit 13 Studenten und fünf Festangestellten an der Entwicklung. Um den Shuttle herum sind jede Menge Menschen beschäftigt. Das geht von Betriebsfahrten über die Leitstelle, die Konfiguration bis zum Sicherheitspersonal. Gerade für den ländlichen Raum ist der Wissenszuwachs wichtig, um Alternativen für fehlende Anbindungen zu schaffen“, sagt er.

Die Fahrten mit dem Shuttle sind für Fahrgäste kostenfrei

„Laura“ muss übrigens genau wie die Fahrgäste im Shuttle keinen Fahrschein lösen, denn das Reallabor in Lauenburg wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen der Förderrichtlinien „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ und „Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Mobilitätssystem durch automatisiertes Fahren und Vernetzung“ mit 3,7 Millionen Euro gefördert.

Wer Lust bekommt, eine Runde mit dem Shuttle zu drehen, kann dies regelmäßig von dienstags bis sonnabends zwischen Alt- und Oberstadt tun. Mehr Informationen unter www.tabulashuttle.de.