Lauenburg. Kinder oder Karriere? Rechtlich gibt es viele Hilfen. Doch das ist oft nur Theorie. In Lauenburg gibt es jetzt einen Beratungstermin.
In vielen Familien ist es noch heute so: Mindestens solange die Kinder in die Grundschule gehen, bleibt die Mutter zu Hause oder sucht sich einen Teilzeitjob. Später beruflich wieder an den Stand vor der Familienpause anzuschließen, ist nahezu unmöglich. Die Arbeitswelt hat sich weitergedreht. Was vor ein paar Jahren als innovativ galt, ist mittlerweile hoffnungslos veraltet.
Die Initiative Frau & Beruf des Landes Schleswig-Holstein informiert in Fragen des beruflichen Wiedereinstiegs. In Lauenburg gibt es ab sofort regelmäßige Sprechstunden der Beratungsstelle. Hier erfahren Frauen, welche Hilfen ihnen zustehen – und wie man notfalls auf seine Rechte pocht.
Anspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen ab 2026
Laut einer aktuellen Studie „Zurück in den Beruf – Gleichberechtigt, Gebildet, Gefragt?“ der Internationalen Hochschule (IU) wollen fast 90 Prozent der Frauen in Familienpause in ihren Beruf zurückkehren, sobald die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind. Die meisten wollen sich parallel dazu beruflich weiterbilden.
Die Frauen wurden aber auch befragt, was sie aktuell daran hindert, beruflich wieder einzusteigen. Die Aussagen waren eindeutig: zu wenig Kinderbetreuungsplätze, zu hohe Kosten der Kinderbetreuung und Ferienzeiten, die nicht mit dem Urlaubsanspruch der Eltern zusammenpassen. Außerdem fürchteten die befragten Frauen, dass aufgrund einer großen Gruppenstärke die gute Betreuung und Förderung der Kinder auf der Strecke bleibt.
Rechtsanspruch auf Betreuung in der Kindertagespflege oder einer Kindertagesstätte
Theoretisch ist alles klar: Jedes Kind hat mit Vollendung des ersten Lebensjahres und bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf Betreuung in der Kindertagespflege oder einer Kindertagesstätte. Ab 2026 wird dieses Recht auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ausgedehnt.
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Derzeit in Lauenburg einen Kita-Platz zu ergattern, ist nahezu unmöglich. Es fehlen etwa 150 Plätze. Durch den Zuzug junger Familien in den Wohnbaugebieten ist die Tendenz sogar noch steigend. Doch eine Verbesserung der Situation ist in Sicht: Auf dem ehemaligen Gelände des Bauhofes am Glüsinger Weg hat der Bau der Kita Wabe begonnen.
Neue Kita in Lauenburg soll Versorgungslücke schließen
140 Plätze, davon 30 für Krippenkinder, sollen hier geschaffen werden. Das Konzept sieht vor, dass in der Einrichtung eine Betreuung der Kinder zwischen 6 und 18 Uhr ganzjährig möglich ist. Schließzeiten, etwa in den Sommerferien, soll es nicht geben. Wenn alles läuft wie geplant, soll die neue Kita im Sommer kommenden Jahres eingeweiht werden.
Im geplanten Wohngebiet Nord zwischen Juliusburger Landstraße und Bundesstraße 209 ist eine weitere Kita mit 120 Betreuungsplätzen geplant. Die Politik hatte schon im April vergangenen Jahres grünes Licht gegeben. Das Deutsche Rote Kreuz bekundete bereits Interesse an der Trägerschaft. Für dieses Projekt gibt es allerdings noch keinen konkreten Zeitplan.
Ganztagsbetreuung an der Weingartenschule im Fokus der Politik
Ein Kitaplatz ist aber noch kein Garant dafür, dass der daheimgebliebene Elternteil seine Berufstätigkeit wieder aufnehmen kann. Wenn das Kind in die Schule kommt, ist es noch viel zu klein, um nachmittags sich selbst überlassen zu sein. Auch wenn der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung erst in drei Jahren besteht, gibt es an der Weingartenschule die Möglichkeit, Sohn oder Tochter für den offenen Ganztagsbetrieb anzumelden.
Doch für viele Eltern ist das keine Alternative. Derzeit besuchen 214 Kinder den Nachmittagsbetrieb in der Weingartenschule. Die Qualität der Betreuung leidet unter akutem Raum- und Personalmangel. So ist unter anderem eine Aufsichtskraft allein für die Betreuung von 89 Kindern unter anderem aus den DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) zuständig.
Verwaltung hatte eine Stundenerweiterung für die Teilzeitkräfte beantragt
Bei der Sitzung des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten vor einer Woche stand das Thema auf der Tagesordnung. Die Verwaltung hatte eine Stundenerweiterung für die Teilzeitkräfte beantragt. Die Ausschussmitglieder waren sich aber fraktionsübergreifend einig, dass der Ganztagsbetrieb an der Weingartenschule neu konzipiert werden muss. Eine entsprechende Beschlussvorlage wird von der Verwaltung vorbereitet.
Fragen der Kinderbetreuung werden vermutlich das wichtigste, aber nicht einzige Thema sein, das in den Sprechstunden von Frau & Beruf besprochen wird. Außerdem geht es um Weiterbildungsangebote, Strategien bei Gehaltsverhandlungen und Karriereplanung. „Wir wollen Frauen helfen, ihre persönlichen Potenziale zu entdecken“, sagt Beraterin Felicia Steding.
Beim Frauenfrühstück werden die Probleme besprochen
Gemeinsam mit Lauenburgs Gleichstellungsbeauftragte Laura Hasse lädt sie interessierte Frauen für Donnerstag, 2. Februar, zum Frühstück ein. Der ungezwungene Austausch beginnt um 10 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29. Kinder sind willkommen und werden in der Mal- und Spielecke betreut. Im Anschluss ist eine individuelle Beratung unter vier Augen möglich. Eine Anmeldung bis zum 27. Januar ist erforderlich unter Telefon 04153/590 91 07 oder per E-Mail an felicia.steding@faw.de.
Der nächste Beratungstag, ist für Donnerstag, 2. März, zwischen 9 und 15 Uhr, im Haus der Begegnung vorgesehen. Alternativ bietet Felicia Steding Beratungen telefonische Beratungen unter 0170/300 77 94 an. Das Projekt Frau & Beruf wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein und durch den Europäischen Sozialfond gefördert. Die Beratungen sind kostenfrei.