Lauenburg. Das schnelle Ende der Betreuung in der Weingartenschule löst Betroffenheit und Verzweiflung aus. Wie es jetzt weitergeht.

Der Schock war groß bei den Eltern: Im Oktober erfuhren sie, dass im Sommer 2025 der Hort der evangelischen Kirchengemeinde für immer schließen wird. In dem dann umgebauten Gebäude der Weingartenschule sei kein Platz dafür vorgesehen, hieß es. Was zu der Zeit noch niemand ahnte: Schon mit Beginn des nächsten Jahres wird der Betrieb eingestellt. Den Familien war ein Brief des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg ins Haus geflattert. „Mit diesem Schreiben müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir im evangelischen Hort ab dem 1. Januar 2023 einen erheblichen Personalmangel haben“, hieß es darin. Aus diesem Grunde könne die bisherige Betreuung der Hortkinder in der Weingartenschule nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Hintergrund: Neben Hortleiterin Claudia Paris, hat eine weitere Erzieherin gekündigt. Eine andere fällt krankheitsbedingt auf unbestimmte Zeit aus. Damit endet die Betreuung der 30 Hortkinder in der Weingartenschule bereits zweieinhalb Jahre früher als gedacht.

Hort Weingartenschule: Hoffen auf künftigen Bürgermeister und neuen Pastor

Zur Elternversammlung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus waren fast alle gekommen. Schließlich ist bis Januar nicht mehr viel Zeit und die meisten Familien, erwischte sie die Nachricht von der unmittelbar bevorstehenden Schließung des Hortes eiskalt. So auch Timo Meiger, dessen Tochter sechs Jahre alt ist und damit noch viel zu klein, um nachmittags allein zu Hause zu sein.

„Ich habe unseren künftigen Bürgermeister Thorben Brackmann und den neuen Pastor Hans-Christian Baden-Rühlmann gebeten, an der Versammlung teilzunehmen. Beide sind gekommen“, sagt er. Aus seiner Sicht hat Lauenburg ein riesiges Problem: „Es fehlen ja nicht nur Erzieher, sondern auch Lehrer. Das kann nur gemeinsam gelöst werden“, ist er überzeugt. Erst kürzlich hatte der Elternbeirat den Lehrermangel an der Weingartenschule beklagt und Eltern per Brief gebeten, den Unterricht wenn möglich ehrenamtlich zu unterstützen.

Von der Grundschule zur Kita mit dem Taxi

Auf die Elternversammlung hatten sich die Vertreter des Kirchenkreises gut vorbereitet und hinter den Kulissen bereits Gespräche geführt. Im Raum standen zwei Alternativen zur Hortbetreuung in der Weingartenschule. Für 15 Kinder könnte die Nachmittagsbetreuung in der evangelischen Kita sichergestellt werden. Die Grundschüler würden nach Unterrichtsschluss durch ein Taxiunternehmen ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus gebracht. Die Finanzierung über die Elternbeiträge erfolgen.

„Die Betreuung wäre bei uns bis 17 Uhr möglich“, versicherte Kita-Leiterin Susan Bröter. Für Timo Meiger bleibt bei dieser Variante eine Frage offen. „Was ist mit den Kindern, die in der Weingartenschule Kurse belegen? Die müssten mit dem Taxi zurück zur Schule gefahren werden“, gibt er zu bedenken.

Betreuung im offenen Ganztagsbetrieb möglich

Eine zweite Alternative zur Betreuung der Hortkinder wäre der offene Ganztagesbetrieb der Weingartenschule. Doch damit haderten die meisten Eltern bereits, als bekannt wurde, dass der Hort seinen Betrieb 2025 einstellen wird. „Die offene Ganztagsschule ist doch jetzt schon überlastet. Außerdem arbeiten dort keine ausgebildeten Erzieher“, sagt Timo Meiger. Viele Eltern hätten sich deshalb bewusst für den Hort entschieden.

Tatsächlich ist der Hort der evangelischen Kirche auch über die Schulgrenzen hinaus für kreative Projekte bekannt: Mal boten die Kinder kleine Dienste an, um Geld für einen Ausflug zu sammeln, mal bauten sie Fledermauskästen und Nistkästen für die Vögel. Mit dem Bienenprojekt machten sich die Hortkinder in Lauenburg besonders beliebt. Der „Zwergenhonig“ war der Renner auf vielen Lauenburger Märkten und Messen.

Umbau soll mehr Platz für Ganztagsbereich schaffen

„Solche kreative Arbeit mit den Kindern ist in der offenen Ganztagsschule doch gar nicht möglich. Auch wenn sich die Betreuer noch so viel Mühe geben. Dort verbringen 200 Schüler auf engstem Raum den Nachmittag“, weiß Timo Meiger.

Das soll sich nach dem Umbau des Schulgebäudes allerdings ändern. „Die jeweiligen Klassenstufen werden dann eine Etage für sich haben, in der auch die Nachmittagsbetreuung integriert wird“, weiß die zuständige Amtsleiterin Friederike Betge. Dem Personalmangel wolle die Stadt durch eine eigene Erzieherausbildung langfristig entgegenwirken. „Jetzt geht es darum, den Eltern der Hortkinder kurzfristig zu helfen. Dafür bieten wir die Betreuung im Ganztagsbetrieb der Schule an“, so die Amtsleiterin.

Umfrage unter den Eltern soll den Bedarf klären

Gleich nach der Elternversammlung hat der Kirchenkreis Umfragebögen an die Eltern der Hortkinder verschickt. Mittlerweile haben sich die meisten Familien geäußert. „Wir wollen den Bedarf ab Januar erfassen und dann kurzfristig reagieren“, sagt die Leiterin des Fachbereiches Kindertagesstätten, Susanne Wenck-Bauer. Eine genau Übersicht habe man allerdings noch nicht.

Werden alle Hortkinder ab Januar so betreut, wie sich die Eltern entschieden haben? Das will die Fachbereichsleiterin nicht zusichern. „Wir geben uns alle Mühe, die Situation bis zum Jahreswechsel zu klären“, versichert sie.

Stelle der Hortleiterin unbefristet ausgeschrieben

Für Timo Meiger kommen beide Vorschläge nicht infrage. „Wir haben Glück und konnten die Betreuung unserer Tochter innerhalb der Familie organisieren“, sagt er. Den Vertrag über den Hortbesuch lässt die Familie ruhen. Auch das war vom Kirchenkreis angeboten worden.

Der Familienvater hofft, dass sich in absehbarer Zeit doch noch eine Lösung findet – auch für die Zeit ab 2025. „Ich gehe davon aus, dass intern die Suche nach einem neuen Standort läuft. Der Bedarf ist ja da. Ginge es nach den Eltern, würden doppelt so viele Kinder im Hort angemeldet sein. Doch bisher fehlte dafür die Kapazität“, sagt er.

Ganz abwegig ist das offenbar nicht, auch wenn niemand der Verantwortlichen das bestätigen mag. Derzeit ist die Stelle der Hortleitung auf verschiedenen Portalen ausgeschrieben – unbefristet. „Es gibt Bewerbungen. Wir führen in den nächsten Tagen Gespräche dazu“, sagt Susanne Wenck-Bauer vom Kirchenkreis.