Lauenburg. Nach Umbau der Weingartenschule setzt die Stadt nur noch auf den Offenen Ganztagsbetrieb. Was Eltern daran kritisieren.

Seit 2006 gibt es an der Weingartenschule den Hort der evangelischen Kirchengemeinde. Die ersten Kinder, die hier nach dem Unterricht den Nachmittag verbrachten, sind mittlerweile erwachsen. Die Kinder, die heute hier betreut werden, werden wahrscheinlich die letzten sein. Im Sommer 2025 soll der Hort für immer schließen. In dem dann umgebauten Schulgebäude ist kein Platz dafür vorgesehen. Viele Eltern der Hortkinder sind darüber verärgert.

„Für die Kinder ist der Hort sehr wichtig. Hier arbeiten, im Gegensatz zur offenen Ganztagsschule, nur ausgebildete Erzieher“, sagt Timo Meiger, Vater eines sechsjährigen Mädchens. Seiner Meinung nach spart die Stadt in dieser Frage am falschen Ende. „Die Nachfrage nach Hortplätzen ist groß. Ginge es nach den Eltern, könnten hier locker doppelt so viele Kinder betreut werden“, ist er überzeugt.

Kinderbetreuung: Hort an der Weingartenschule wird eingestellt

Dass Leon Kazemekas auch in den Ferien in die Schule geht, stört ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil: „Wir beraten in der Kinderkonferenz gemeinsam, was wir machen wollen. Das macht immer Spaß“, sagt der Zehnjährige.

Heute steht Kochen und Backen auf dem Programm. Die Kinder haben Rezepte rund um den Kürbis rausgesucht. Eine Duftwolke aus Ingwer und Zwiebeln liegt in der Luft. Erzieherin Veronika Bechgoldt kocht mit ein paar Kindern eine deftige Suppe. Um Hortleiterin Claudia Paris haben sich die Kinder versammelt, die lieber backen. „Das werden Kürbis-Zimtschnecken. Die sind mega lecker“, verspricht die achtjährige Mira Hübscher. Zehn Kinder werden in den Herbstferien im Hort betreut. Zwei Erzieherinnen und ein Erzieher kümmern sich darum, dass keine Langeweile aufkommt.

In dem Kinderhort werden etwa 30 Jungen und Mädchen betreut

In der Schulzeit werden im Hort der Weingartenschule etwa 30 Kinder betreut. Für mehr wäre auch gar kein Platz. Claudia Paris und ihr Team müssen ganz schön erfinderisch sein, damit die Kinder die Enge trotzdem gemütlich finden. Jede Ecke in den beiden Horträumen wird ausgenutzt, die Einrichtung ist kindgerecht.

Zunächst sah es so aus, als würde es nach dem Umbau der Weingartenschule auch mehr Platz für den Hort geben. Wie berichtet, soll das alte Schulgebäude im Spätsommer nächsten Jahres komplett modernisiert und durch einen Anbau erweitert werden. „Als die Entscheidung gefallen war, kamen Vertreter des Bauamtes zu uns und fragten nach unserem Platzbedarf. Umso enttäuschter sind wir, dass sich die Pläne offenbar geändert haben“, sagt die Hortleiterin.

Weingartenschule bietet offenen Ganztagsbetrieb an

Schulamtsleiterin Friederike Betge hat Verständnis für die Enttäuschung der Eltern. „Wir haben mit Vertretern des Kirchenvorstandes zusammengesessen. Aber sie hatten leider auch keinen Vorschlag für die Unterbringung des Hortes. Deshalb haben wir einvernehmlich die Schließung des Hortes zum Sommer 2025 vereinbart“, sagt sie. So wie es aussieht, bleibt berufstätigen Eltern künftig nur der Offene Ganztagsbetrieb als Alternative zum Hort. Beide Betreuungsmodelle sind kostenpflichtig

Die Tochter von Timo Meiger ist 2025 gerade mal neun Jahre alt. „Die offene Ganztagsschule ist doch jetzt schon überlastet. Außerdem arbeiten dort keine ausgebildeten Erzieher“, sagt er. Dieser Vorbehalt ist nicht neu. Im Juli 2016 legte die Verwaltung dem Sozialausschuss eine Beschlussvorlage vor mit dem Vorschlag, die damals 15 Hortplätze auf 45 zu erweitern.

Vater hofft auf neuen Bürgermeister oder Bürgermeisterin

„Für viele Eltern bietet die Offene Ganztagsschule keine Alternative zu einer pädagogischen Gruppenbetreuung wie im Hort. Sie wünschen sich für ihre Kinder feste Bezugsgruppen und feste Bezugspersonen des pädagogischen Fachpersonals“, hieß es damals in der Begründung. Derzeit werden im offenen Ganztagsbereich etwa 200 Weingartenschüler betreut. Es gibt eine Koordinatorin, 19 Teilzeitkräfte und drei Beschäftigte im Bundesfreiwilligendienst. „Alle Betreuerinnen und Betreuer werden regelmäßig pädagogisch geschult“, versichert die Amtsleiterin.

Für Timo Meiger ist das keine Alternative. Er hofft auf die bevorstehende Bürgermeisterwahl und konfrontiert die Kandidaten in den sozialen Netzwerken mit dem Problem. „Ich weiß, dass viele Eltern in dieser Frage auf den neuen Bürgermeisters oder die neue Bürgermeisterin hoffen“, sagt er.