Lauenburg. Eine Lauenburgerin übernimmt das Amt von Helga Walsemann. Ingrid Bindzus hat sich besonders um eine Zielgruppe verdient gemacht.

Als Helga Walsemann vor 20 Jahren den offiziellen Titel „Beauftragte zur Förderung der niederdeutschen Sprache“ verliehen bekam, sprachen nur wenige Kinder im Kreis die Sprache ihrer Großeltern. Das wollte die damals 62-Jährige als erstes ändern. Sie organisierte Fortbildungen für Lehrer und hob unter anderem den Wettbewerb „Lütte Lüüd snackt Platt“ mit aus der Taufe. Dieses Engagement brachte der Möllnerin den Spitznamen „Miss Plattdeutsch“ ein. Jetzt gibt die Möllnerin den Staffelstab an Ingrid Bindzus aus Lauenburg weiter.

Originelleste Auszeichnung erhielt sie im Jahr 2014

Sicher war der „Gertrud-Wendt-Preis“ mit 1000 Euro Preisgeld die höchstdotierte Auszeichnung, die Helga Walsemann für ihr Engagement erhalten hat. Als damalige Sprecherin des Plattdeutschforums nahm sie 2010 den von der Hamburgerin Gertrud Wendt gestifteten Preis entgegen.

Die originellste Auszeichnung war aber die, die Helga Walsemann im November 2014 aus den Händen von Kreispräsident Meinhard Füllner erhielt. Seit 1954 würdigt der Kreis besondere Leistungen mit der Verleihung einer bronzenen Plakette. Das Problem: Als Helga Walsemann diese hohe Auszeichnung für ihre besonderen Verdienste um die plattdeutsche Sprache erhalten sollte, waren Kreisplaketten ausgegangen.

Straßennamen auf plattdeutsch – ihr besonderer Verdienst

Doch man wusste sich in Ratzeburg zu helfen. Helga Walsemann erhielt eine Plakette aus Wachs – golden angemalt und vom Original kaum zu unterscheiden. Wenige Wochen später durfte sich die Geehrte dann aber doch noch über eine Plakette aus Bronze freuen. Der Kreis hatte nachgeordert.

Bei ihrer offiziellen Verabschiedung vor den anderen Plattdeutschbeauftragten des Kreises fand Meinhard Füllner lobende Worte für die 82-Jährige: „Ihr besonderer Verdienst ist auch die Zusammenstellung und Beschreibung niederdeutscher Straßennamen in unserem Kreis“, erinnerte er. Er selbst hat nach eigenen Angaben übrigens erst sehr spät zum Plattdeutschen gefunden.

Ingrid Binzus ist mit plattdeutscher Sprache aufgewachsen

Nach 20 Jahren kann Helga Walsemann ihr Amt mit gutem Gefühl in die Hände von Ingrid Bindzus geben. Schließlich hat die ehemalige Lehrerin aus Lauenburg ganz entscheidend dazu beigetragen, dass viele Kinder aus der alten Schifferstadt heute Plattdeutsch sprechen und verstehen können.

Was die Vermittlung der plattdeutschen Sprache betrifft, war die Lauenburger Albinus-Schule weit vorn. Bereits 1985 wurde Ingrid Bindzus Niederdeutsch-Beauftragte an der Schule. Zu jener Zeit traf sie auch Helga Walsemann zusammen, die damals schon Platt-Kreisbeauftragte für die Schulen war. 37 Jahre lang hat Ingrid Bindzus an der Albinus-Schule Kindern nicht nur Deutsch gelehrt, sondern bei viele auch die Liebe zum Niederdeutschen geweckt. Beim landesweiten Vorlesewettbewerb „Schölers leest Platt – ick bin dorbi“ mischten ihre Schützlinge meist vorn mit.

Als sich Ingrid Bindzus im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedete, war jedem, der sie kennt, klar, dass die 67-Jährige ihre Hände nicht völlig in den Schoß legen wird. Sie selbst hat übrigens schon als Kind mit ihren Eltern platt geschnackt. Der Klang dieser Sprache ist seit daher immer in ihrem Kopf.