Lütau. Die Gemeinde minimiert den Kohlendioxidausstoß unter anderem mit einer modernen Hackschnitzelheizung. Weitere Ideen.
Einen ungewöhnlichen Weg hat die Kirchengemeinde Lütau beschritten, um Kirche, Pastorat und Kindergarten künftig klimafreundlich zu betreiben. Wo in manch anderen Gemeinden über schlecht geheizte Gotteshäuser, eingeschränkten Betrieb in den Wintermonaten und hohe Energiekosten geklagt wird, haben sich die Verantwortlichen in Lütau auf den Weg gemacht, sich auch von plötzlich auftretenden Problemen nicht entmutigen lassen. Als das Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Pastorat unter Denkmalschutz gestellt wurde, mussten viele Planungen neu überdacht werden.
Kirchengemeinde Lütau betreibt Kirche und Kindergarten klimafreundlich
Jetzt steht das Projekt, trotz deutlicher Kostensteigerungen, vor dem Abschluss. Mit Solarwärme und einer neuen Holzhackschnitzel-Anlage sollen die Gebäude künftig beheizt werden. Das Projekt hat einen langen Vorlauf. Bereits 2012 war beschlossen worden, Kirche, Pastorat und Kindergarten auf umweltfreundlichen Betrieb umzustellen.
Wobei die Aufgabenstellung für eine Kirche wie St. Dionys und St. Jakobus ungleich schwieriger umzusetzen ist als für viele andere Gebäude. Abreißen und neu bauen, wie es immer wieder für in die Jahre gekommene Wohnhäuser und andere Profanbauten gefordert wird, ist für Gotteshäuser glücklicherweise selten eine Alternative. Auch umfassende Fassadendämmung nicht, sollen Kirchen doch in der Regel ihr Gesicht behalten. Abgesehen davon, dass Kritiker immer wieder davor warnen, dass manch verbaute Fassadendämmung in wenigen Jahrzehnten als umweltgefährlicher Sondermüll entsorgt werden muss.
Kirchengemeinde lässt sich von Denkmalschutz nicht bremsen
„Es ist toll zu sehen, wenn auch denkmalgeschützte Gebäude mit erneuerbaren Energien versorgt werden und sich dies auch noch vollständig in die Gebäudearchitektur einbinden lässt“, lobte Dr. Nina Scheer, SPD-Bundestagsabgeordnete und Umweltschutzexperten der Fraktion, bei einem Besuch. Mit der unter den Sitzbänken und im Altarraum eingebauten Fußbodenheizung werden tatsächlich gleich mehrere Probleme ausgeräumt. Die Kirche kann künftig großflächiger beheizt werden als mit an Wänden montierten Heizkörpern. Zudem kann dies mit deutlich niedrigeren Temperaturen geschehen, was es ermöglicht, in der Übergangszeit länger auf CO2-freie Solarenergie zu setzen.
Die Kirchengemeinde Lütau zeige auf eindrückliche Weise, welche innovativen Lösungen durch das Engagement von engagierten Bürgerinnen und Bürgern beim Umstieg auf erneuerbare Energien für den Klimaschutz gefunden werden können, lobt Scheer.
Brennmaterial stamm aus der Knickpflege auf eigenen Flächen
An Solarkollektoren hat die Kirchengemeinde 40 Quadratmeter installiert. In der Heizperiode liefert ein mit Hackschnitzeln befeuerter Heizkessel bis zu 100 Kilowatt. Das Brennmaterial stammt aus der Knickpflege auf kircheneigenen Flächen, wurde bislang nicht genutzt. Dazu hat die Kirche noch schnell wachsende Pappeln gepflanzt, als Brennstoffreserve, sollte es doch einmal knapp werden.
„Für uns ist es wichtig, bestehende Möglichkeiten für den praktischen Klimaschutz auch zu ergreifen und so unserer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung gerecht zu werden“, erläutert Kirchenvorstand Michael Eggers die Motivation der Beteiligten. Die gezielte Nutzung der Knickholzreste von landwirtschaftlichen Flächen biete sich an, „die haben unsere Vorfahren ja auch bereits genutzt“.
Kosten sind von rund 680.000 auf mehr als 820.000 Euro gestiegen
Abgesehen vom Klimaschutz mache sich die Kirchengemeinde mit dem Wechsel von Erdgas zu Solarthermie und Hackschnitzelheizung unabhängig von Energiepreissprüngen, erläutert Eggers: „Ohne die Unterstützung durch Förderer wären wir mit diesem Projekt vermutlich noch nicht so weit gekommen.“ Die Kosten sind von rund 680.000 auf mehr als 820.000 Euro gestiegen, Anforderungen des Denkmalschutzes haben ihren Anteil daran.
An Fördermitteln wurden 200.000 Euro der deutschen Klimaschutzinitiative bewilligt, 100.000 Euro aus dem Europäischen Fonds zur Entwicklung ländlicher Räume wie auch Mittel des Landes Schleswig-Holstein über die AktivRegion Sachsenwald. Die weiteren Kosten tragen Nordkirche, Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg sowie die Kirchengemeinde selbst.
Bilddokumentation und Podcast auf der Webseite
„Die Nordkirche möchte zeigen, wie das Thema Klimaschutz in konkretes Handeln übersetzt werden kann und alle Interessierten in der Nordkirche und darüber hinaus zu eigenem Engagement einladen“, betont Annette Piening vom Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche. „Deshalb freuen wir uns, dass auch das Informationsangebot in Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde konkrete Formen annimmt.“ Den Anfang bilden eine Bilddokumentation und ein Podcast auf der Webseite der Kirchengemeinde Lütau. Schautafeln und Bildungsangebote für Kinder und Schulklassen vor Ort sollen noch folgen.