Lauenburg. Das Chemieunternehmen hat in der Gaskrise die Produktion umgestellt. Warum im Lauenburger Industriegebiet der Strom knapp ist.

Der Fachkräftemangel bleibt trotz aller Krisen eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen. Das wurde bei der Sommertour 2022 der Industrie und Handelskammer zu Lübeck (IHK) erneut deutlich. IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning, Vizepräses Thomas Buhck und Dr. Sabine Hackenjos, IHK-Vertreterin aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg, besuchten drei Unternehmen zwischen Lübeck und der Elbe. Sie fragten die Geschäftsleitungen, wo aktuell der Schuh drückt und wie die Kammer den Betrieben helfen kann.

„Vom Optimismus, der Tatkraft und der Innovationsfähigkeit der Unternehmen bin ich begeistert. Alle drei sind Vorzeigebetriebe in unserem Kreis“, sagte Thomas Buhck, Geschäftsführer von Buhck Umweltservices mit Sitz in Wentorf.

IHK-Delegation besucht Lauenburger Chemieunternehmen Worlée

Erste Station der Tour war Lauenburg. „Nachhaltigkeit ist die Philosophie der Worlée-Chemie GmbH. Das Unternehmen liefert Bindemittel und Additive, die unter anderem in der Farben- und Lackherstellung zum Einsatz kommen“, sagte Dr. Can Özren, Sprecher der IHK.

Zur Herstellung dieser Produkte nutze Worlée seit vielen Jahren bereits natürliche Rohstoffe wie Pflanzenöle. In den vergangenen Jahren sei der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe in der Bindemittelindustrie immer weiter angestiegen, betonte Geschäftsführer Reinhold von Eben-Worlée, der das Familienunternehmen in fünfter Generation führt.

Lauenburger stellen Produktion im Chemiewerk auf Heizöl um

Abgesehen von den Lieferengpässen auf den Weltmärkten bereitet dem Unternehmen der Fachkräftemangel Sorgen. Vor allem für die Berufe in den naturwissenschaftlichen Bereichen suche Worlée Mitarbeiter, betonte Prokurist Jan Eschke. Aber auch die Energieversorgung beschäftige das Unternehmen, sagte von Eben-Worlée.

Um einen Beitrag zum Gas-Sparen zu leisten und möglichen Versorgungsengpässen zu entgehen, hätten die Lauenburger ihr Werk auf Heizöl umgestellt. Dennoch blieben Unsicherheiten: So scheitere die Nutzung von elektrischem Strom für die Produktion an den zu geringen Anschlusskapazitäten in dem Gewerbegebiet an der Elbe.

„Die Anschlusskapazität des Industriegebiets ist beschränkt und aktuell nahe an seinen Grenzen. Die Kapazität definiert die maximale Leistung Strom, die an einem Anschluss abgenommen oder eingespeist werden kann“, bestätigte Denis Recknagel, Sprecher der Versorgungsbetriebe Elbe GmbH, auf Anfrage der Redaktion das Problem.

Durchmesser der Kabel im Industriegebiet reicht nicht mehr aus

Ausschlaggebend sei die Kabelstärke. „Je dicker das Kabel, desto mehr Leistung kann bereitgestellt werden“, so Recknagel weiter. Vom Umspannwerk an der Juliusburger Landstraße führt eine Mittelspannungsleitung mit maximal 30 Kilowattstunden Leistung ins Industriegebiet. „Sobald es jemanden gibt, der eine höhere Anschlussleistung bestellt und bezahlt, werden wir eine weitere Leitung in das Industriegebiet legen. Aufgrund der Lieferengpässe ist damit jedoch nicht kurzfristig zu rechnen, und das hilft sicher nicht im bevorstehenden Winter“, sagte Recknagel.

IHK-Vizepräses Thomas Buhck verwies in diesem Zusammenhang auf das aktuelle IHK-Positionspapier zur Energieversorgung. „Das Thema steht ganz oben auf der Agenda“, so der Wentorfer. Zugleich kündigte er an, dass sich der von ihm geleitete IHK-Wirtschaftsbeirat für den Kreis Herzogtum Lauenburg mit der Situation in Lauenburg befassen werde.

Kastorfer Unternehmen waldkontor gmbh hat Kunden in aller Welt

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsbetrieb hat sich im Herzogtum Lauenburg etabliert: Zu einem weit über Europa hinaus agierenden Unternehmen hat sich die rund 300 Mitarbeiter starke „claus rodenberg waldkontor gmbh“ mit Sitz in Kastorf entwickelt. Die Unternehmensgruppe beliefert Industriekonzerne und mittelständische Unternehmen weltweit in mehr als 20 Ländern mit Rundholz und Sägenebenprodukten und sichert damit die gesamte Lieferkette mit eigenen Ressourcen ab.

Die Wertschöpfung erfolgt von der Holzernte bis hin zur Lieferung zum Endverbraucher – mit Lkw, Bahn, See- oder Binnenschiff, wobei der Energieverbrauch der jeweiligen Transportmittel im Vordergrund steht. „Bei unseren Aktivitäten setzen wir stark auf die Nachwuchsfachkräfte“, sagte Personalleiterin Constanze Behm.

Um seine Zukunft zu sichern, bildet das Unternehmen in unterschiedlichen Berufen aus. Außer Forstwirten und Berufskraftfahrern – darunter aktuell auch eine angehende Berufskraftfahrerin – steigen bei den Kastorfern auch viele angehende kaufmännische Facharbeiter ins Berufsleben ein. Für sein langjähriges Engagement für eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhielt das Unternehmen den IHK-Ausbildungs-Award 2022.

Vaning hat sich auf Ausbau von Camping-Fahrzeugen spezialisiert

Die Energie ist auch für die Vaning GmbH in Linau ein wichtiges Thema. Das vor fünf Jahren von Dennis Sawadsky und Aaron Rauh in Hamburg gegründete Unternehmen ist auf den Ausbau von Transportern zu Camping-Fahrzeugen spezialisiert. Vor einem Jahr zog die Firma mit fast 20 Mitarbeitern in eine ehemalige Tennishalle in Linau, um die Produktion zu erweitern. „Wir möchten gern die 1500 Quadratmeter große Dachfläche für eine Fotovoltaikanlage nutzen“, kündigte Rauh an. Leider habe Vaning bisher keinen Energieberater gefunden, der ein Konzept erstellt.

Sabine Hackenjos bot ihre Hilfe bei der Suche nach den derzeit sehr gefragten Spezialisten an.