Gülzow. Tante Enso setzt unter anderem auf regionale und Start-up-Produkte. Außerdem können sich Kunden neue Produkte ins Sortiment wünschen.
- 24-Stunden-Supermarkt eröffnet bald in Gülzow
- Tante Enso: Konzept setzt auf Shopping rund um die Uhr
- Kunden können sich neue Produkte wünschen
Diskussion in einem sozialen Netzwerk: „So was bräuchten wir mal in Geesthacht“. Kommentar: „Gibt es in Gülzow. Soll diesen Monat starten“. Frage: „Schon wieder? So einen Laden gab es dort doch bereits.“ Antwort: „Den Laden ja, aber das Tante-Enso-Konzept ist wohl neu.“ Das ist es tatsächlich: Bundesweit gibt es aktuell acht Filialen des Bremer Start-ups MyEnso. In Gülzow wird am Donnerstag, 28. Juli, die neunte Filiale eröffnet.
Das Besondere: Eingekauft werden kann im 175 Quadratmeter großen Tante-Enso-Laden im Gülzower Markttreff (Hauptstraße 21) rund um die Uhr – allerdings dann meist ohne Personal. Zugang und Bezahlung erfolgen über die Tante-Enso-Karte. Mit Personal geöffnet hat der Markt montags, dienstags, donnerstags, freitags und sonnabends von 8 bis 12 Uhr, montags und freitags auch von 16 bis 18 Uhr.
Einzelhandel: 24-Stunden-Supermarkt erweitert Sortiment auf Kundenwunsch
Frische Brötchen liefert täglich ein Geesthachter Bäcker. Neben vielen Produkten des täglichen Bedarfs bietet Tante Enso sogenannten „Foodpionieren“ eine Chance: Kleine Start-ups, für die es zu teuer ist, sich bei den Großen des Lebensmitteleinzelhandels listen zu lassen. Und es gibt regionale Produkte.
Der Rest stammt aus dem Portfolio der Bartels-Langness-Gruppe, die auch die famila-Märkte betreibt. Und wer im 175 Quadratmeter großen Markt mit seinen 2500 Produkten – zum Vergleich: große Supermärkte bieten auf 1000 Quadratmeter bis zu 40.000 unterschiedliche Artikel an – nicht fündig wird, kann im Online-Shop MyEnso aus weiteren 15.000 Produkten auswählen.
Tante Enso setzt auf ein Genossenschafts-Konzept
Anfangs bietet der Mini-Supermarkt nur 2300 Produkte: „Wir starten mit einem kleineren Sortiment, weil sich unsere Kunden Produkte wünschen können“, sagt Marina Thies, MyEnso-Managerin. Auch das gehört neben Hybrid-Einkauf vor Ort und im Online-Shop sowie dem Rund-um-die-Uhr-Einkauf zum Tante-Enso-Konzept: Die Kunden sollen über das Sortiment mitbestimmen.
Das Konzept ist einfach: In Orte unter 5000 Einwohner, die für die großen Lebensmittelketten als Standort nicht interessant sind, kommt Tante Enso. Vorausgesetzt, genügend Bürger beteiligen sich und zeichnen mindestens 300 Anteile á 100 Euro: In Gülzow waren es sogar 388 Teilhaber aus dem Ort sowie den umliegenden Dörfern, die als Anteilseigener auch feste Kunden sein werden. So sieht es das genossenschaftliche Konzept vor.
Mini-Supermarkt hat rund um die Uhr geöffnet
Zutritt und Bezahlen funktioniert per Chipkarte, die jeder beantragen kann, der mindestens 18 Jahre alt ist und über ein Girokonto verfügt. Am Eröffnungstag ist der Laden ausnahmsweise von 12 bis 18 Uhr geöffnet. „Wir stellen den Kunden den Markt und auch das Bezahlsystem vor“, sagt Thies.
Gut dran ist der, der schon vorab online seine Tante-Enso-Karte bestellt hat. Über eine Lastschrift wird der Einkauf abgerechnet, Kunden können aber auch ein Guthaben auf die Karte laden. Die Karte kann jeder bestellen, für die 388 Teilhaber gibt es jedoch Aktionen und Rabatte.
Noch wird der Laden eingeräumt
„Ich bin begeistert, wie gut das funktioniert“, sagt Gülzows Bürgermeister Wolfgang Schmahl. Vor einer Woche war die Ladeneinrichtung per Lastzug angeliefert worden, der Markt eingeräumt. In dieser Woche wurde das Personal geschult, die Produkte eingeräumt. Nächste Woche kommt kurz vor dem Eröffnungstag noch die Frischware.
Lob gibt es von Thies aber auch für die Gemeindevertreter: „Sie haben hier aber auch sehr viel Arbeit hineingesteckt.“ Die hatten das Konzept nicht nur gebilligt, sondern auch vor dem Einzug die Wände neu gestrichen und unter Anleitung eines Elektrikers die Stromversorgung von Tante Enso und dem ebenfalls zum Markttreff gehörenden Café getrennt.
Zudem wurden eine Klimaanlage eingebaut und die alten Kühlschränke erneuert. „Die alten, per Kompressor betriebenen Kühlregale hatten wir bei Ebay eingestellt, jedoch ohne Resonanz“, so Schmahl. Sie wurden mittlerweile verschrottet. Neben der Freude über das neue Angebot ist die Erleichterung groß, nicht mehr wie beim vorherigen Markt für die Verluste einstehen zu müssen.
Einzelhandel: Bürgermeister lädt alle Gülzower zur Eröffnung ein
Die Gemeinde hatte den Laden trotz Minus weiterbetreiben müssen, um die EU-Zuschüsse, die einst für den Bau des Markttreffs geflossen waren, nicht zurückzahlen zu müssen. Schmahl: „Jetzt sind wir nur noch Vermieter und Anteilseigner, aber nicht mehr Betreiber.“
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Einen Marktleiter und vier Teilzeitkräfte hat Tante Enso bereits eingestellt, gesucht wird noch eine Halbtagskraft. Per Flyer wird Schmahl alle Gülzower sowie die Bürger der umliegenden Gemeinden zur Eröffnung einladen. Eine Einladung haben auch die Bürgermeister der Amtsgemeinden sowie Schmahls Amtskollegen aus Kastorf und Grönwohld erhalten: Auch dort ist ein Tante Enso geplant. „Leider ist die Eröffnung in den Ferien, da macht ein großes Fest mit Musik keinen Sinn“, sagt der Bürgermeister. Die Gemeinde spendiert Bratwürste und Freigetränke.