Gülzow. Gülzow. Der Supermarkt ist der wichtigste Baustein im Konzept der Markttreffs. In Gülzow war der Laden ein Zuschussgeschäft und wird geschlossen.

Nun steht es fest: Am Sonnabend, 30. September, öffnet der Topkauf-Supermarkt im Gülzower Markttreff zum letzten Mal. Vor zwölf Jahren noch als wegweisendes Inklusionsprojekt gefeiert, zeichnete sich die Krise bereits im Jahr 2008 ab: Da beendete das Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow, mit dem der damalige Bürgermeister Günther Noß (CDU) das Projekt geplant hatte, sein Engagement in Gülzow.

Gemeinde stellt Betrieb ein

„Es war immer mit der Lebenshilfe als 80-prozentiger Partner geplant – nun ist es ein 100-prozentiger Betrieb der Gemeinde“, sagt Bürgermeister Wolfgang Schmahl (SPD). Die Lebenshilfe stellte damals nicht nur die Mehrzahl der Mitarbeiter, sondern deckte auch den eigenen Bedarf über den kleinen Supermarkt. Nach dem Ausstieg verlor der Markt auch diesen lukrativen Großkunden. „Die durften gehen und wir mussten weitermachen“, sagt Uta Winter, ehrenamtliche Geschäftsführerin des Ladens, bitter: Ein vorzeitiges Aus hätte für die Gemeinde bedeutet, die damals geflossenen EU-Fördermittel in Höhe von etwa 700 000 Euro zumindest anteilig zurückzuzahlen.

Gülzower kauften lieber beim Discounter

Sowohl Noß als auch seine Nachfolger Rolf Petersen und Wolfgang Schmahl hatten immer wieder an die Bürger appelliert, das Angebot des Ladens zu nutzen. „Ich mache den Gülzowern keinen Vorwurf“, sagt Schmahl, denn zeitgleich rüsteten auch die Discounter ringsum nach. Allein der 2015 im Geesthachter Stadtteil Grünhof eröffnete Netto-Markt bescherte dem Markttreff ein monatliches Umsatzminus von 5000 Euro. So musste die Gemeinde im vergangenen Jahr 80 000 Euro zuschießen, um das Defizit zu decken. In ihrer letzten Sitzung beschlossen die Gemeindevertreter nun, den Laden zu schließen. Schmahl: „Wir haben das Projekt damals einvernehmlich beschlossen, beenden es nun genauso.“

Übrige Markttreff-Angebote bleiben

Allerdings betrifft die Schließung nur den kleinen Supermarkt: Das Gebäude, ein saniertes Bauernhaus aus dem Jahr 1868, bleibt Gemeindeeigentum. Auch die Arztpraxis sowie die Veranstaltungsräume, das Archiv der Interessengemeinschaft Heimatgeschichte, das Gemeindebüro und die beiden Wohnungen bleiben erhalten. „Wir haben hier mit der Feuerwehr und der benachbarten Kita ein wunderschönes Dorfzentrum geschaffen“, sagt Schmahl.

Kommt jetzt ein Backshop?

Und auch für den 175 Quadratmeter großen Laden und das Café gibt es Anfragen: Der Laden soll als Backshop weiter betrieben werden, möglicherweise zunächst mit einem Verkaufswagen vor der Tür. Auch für das Café gibt es eine Interessentin, doch müsste zuvor der Küchenbereich umgebaut werden. Ob er mit den heutigen Erfahrungen wieder einen Markttreff eröffnen würde? Wolfgang Schmahl überlegt nicht lange: „Ja, aber heute würden wir vielleicht nur noch einen Kiosk einrichten.“