Grönwohld. Der 24-Stunden-Shop soll spätestens im Herbst als erster Standort im Kreis Stormarn seine Pforten öffnen.

Nach einigen Wochen der Ungewissheit steht es nun fest: Die kleine Gemeinde Grönwohld im Amt Trittau wird die erste Kommune im Kreis Stormarn, in der sich ein 24-Stunden-Shop der Firma myenso ansiedeln wird. „Die erforderlichen 300 Teilhaber unseres genossenschaftlich organisierten Unternehmens sind zusammengekommen. Damit können wir nun in die konkreten Umsetzungspläne gehen“, sagt Co-Geschäftsführer Thorsten Peter Bausch.

Familie Evers hatte im Januar ihr Geschäft aufgegeben

Bernd Evers führte den alteingesessenen Familienbetrieb in dritter Generation.
Bernd Evers führte den alteingesessenen Familienbetrieb in dritter Generation. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

Wie bereits berichtet, hatte die Kaufmannsfamilie Evers Ende Januar dieses Jahres ihr traditionsreiches und beliebtes Geschäft in der Poststraße nach 93 Jahren aufgegeben. Damit ist die Nahversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs deutlich schwieriger geworden. Vor allem für ältere und weniger mobile Bewohner des Ortes.

Die Kunde war bis nach Bremen gedrungen, wo Bausch und sein Gründungspartner Norbert Hegmann 2016 myenso aus der Taufe gehoben haben. Gemeinsam entwickelten sie ein Konzept für kleine stationäre Märkte mit angeschlossenem Online-Handel. „Es ist eine Tatsache, dass sich das Einkaufsverhalten vieler Menschen fundamental verändert hat. Darauf wollten wir mit unserer Idee reagieren“, so Bausch.

Bis Ende 2022 sollen 30 Shops in Betrieb sein

Und sie wird angenommen. In acht Kommunen wurden in den vergangenen Jahren Tante-Enso-Shops eröffnet, die den guten alten Tante-Emma-Laden gewissermaßen auf ein zeitgemäßes Level hieven. Drei weitere sollen bis Ende Juli folgen. 28 Filialen befinden sich bundesweit in Vorbereitung. Bis Ende dieses Jahres sollen dann insgesamt 30 in Betrieb sein.

Auch jener in Grönwohld. Dazu muss allerdings schnell die Standortfrage geklärt werden. „Nach unseren Informationen läuft das Baugenehmigungsverfahren bereits. Der Abriss der Bestandsgebäude in der Poststraße wird sich aber noch etwas hinziehen, sodass der Neubau möglicherweise erst 2024 steht“, sagt Bausch. So lange wolle man die Grönwohlder allerdings nicht warten lassen. „Wir arbeiten deshalb intensiv an einer Interimslösung spätestens im Herbst“, so Bausch.

Auch Containerbau als Interimslösung möglich

Dafür gebe es momentan mehrere Optionen. Denkbar sei etwa, dass Tante Enso vorerst in die ehemalige Edeka-Filiale ziehe. Das hätte allerdings den Nachteil, dass der Laden dann noch zweimal umziehen muss. Einmal, wenn Abriss und Neubau der Bestandsgebäude anstehen und man in ein weiteres Übergangsquartier ziehen müsste. Und dann noch einmal, wenn die 300 Quadratmeter große Gewerbefläche in dem geplanten Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage und 26 Wohnungen bezugsfertig ist.

„Dass das nur unser Plan B in Grönwohld ist, liegt auf der Hand“, erklärt Bausch. Deshalb favorisiere myenso entweder den Einzug in eine andere dem Unternehmen angebotene Bestandsimmobilie oder eine provisorische Containerlösung auf einer ausreichend großen Fläche in der 1600-Seelen-Gemeinde. Dort müsste allerdings Platz für 16 20-Fuß-Container sein (6 x 2,5 x 2,5 Meter).

321 Teilhaber haben bisher 367 Anteile gezeichnet

„Die Gemeinde wäre hier jederzeit gesprächsbereit, weil wir Tante Enso natürlich so schnell wie möglich nach Grönwohld holen wollen“, sagt Bürgermeister Ralf Breisacher (CDU). Die Gemeindevertretung habe die Idee frühzeitig mehrheitlich befürwortet und unterstützt. Um der Werbekampagne mit Plakaten, Flyern und Sprechstunden noch einmal einen Schub zu geben, war Ende März eine Infoveranstaltung in der Sporthalle der Grundschule mit mehr als 100 Teilnehmern organisiert worden.

Mit Erfolg. Aktuellen Zahlen zufolge liegen myenso inzwischen 321 gültige Teilhaberanträge mit 367 gezeichneten und bezahlten Anteilen von je 100 Euro vor. 46 Anfragen für 58 weitere Anteile sind noch in der Bearbeitung. „Das überrascht uns nicht überrascht. Viele Einwohner des Dorfes, vor allem ältere und weniger mobile, wünschen sich einen Evers-Ersatz im Ort“, weiß Breisacher.

Kunden können Einfluss aufs Sortiment nehmen

So auch Martina Rother. „Lebensmittel hier kaufen zu können, wo wir wohnen, und dafür nicht extra nach Trittau oder Lütjensee fahren zu müssen, ist für die Versorgung einer Familie ein großer Vorteil“, sagt die Lehrerin, die mit Ehemann und zwei Töchtern in Grönwohld lebt. Sie werde den großen Wochenendeinkauf sicher auch weiter an anderen Orten erledigen, wolle auf das Tante-Enso-Angebot aber so oft zurückgreifen, wie es sich anbiete.

Rothers haben auch deshalb myenso-Anteile gezeichnet, weil die Teilhaber Einfluss auf das Sortiment nehmen und hier auch regionale Hersteller ihre Produkte anbieten können. „Außerdem hat uns überzeugt, dass man bei Tante Enso mittels eines speziellen Card-Systems auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten einkaufen kann“, so Martina Rother.