Lauenburg/Schwarzenbek/Geesthacht. SPD-Initiative auf Zuschuss für die Lebensmittelausgaben findet im Kreistag keine schnelle Mehrheit. Was die Aktiven dazu sagen.

Klärungsbedarf sieht die CDU im Lauenburgischen Kreistag zum Thema Tafeln. Folge: Ein SPD-Antrag, fünf Tafeln im Kreisgebiet pauschal mit jeweils vorerst 5000 Euro im Jahr zu unterstützen, wurde in den zuständigen Kreis-Sozialausschuss verwiesen. Der tagt erst im September. Unter den Aktiven macht inzwischen der Vorwurf der Hinhaltetaktik die Runde.

„Erst hat die CDU die Arbeit der Tafeln ausgiebig gelobt, um danach die Verweisung zu beantragen, das mutete schon kurios an“, übt Jens Meyer Kritik. Der SPD-Fraktionsvorsitzende hatte angesichts der angespannten Situation vieler Ausgabestellen für Bedürftige darauf gesetzt, ohne Umwege eine Mehrheit im Kreistag zu finden.

Tafeln im Herzogtum Lauenburg: Vorerst kein Zuschuss vom Kreis

Zu explodierenden Sprit- und Stromkosten für die Ausgabestellen kommen schwindende Spenden bei „einer zeitgleich deutlich gewachsenen Zahl Hilfesuchender durch den Ukrainekrieg“: Da sei es doch nachvollziehbar, dass die Tafeln finanzielle Unterstützung benötigen, meint Meyer. Dass Ausgabestellen die Aufnahme neuer Hilfesuchender ausgesetzt haben, sei kein Zufall, sondern Warnsignal.

Im Kreistag hatte Markus Stark (CDU) moniert, der SPD-Antrag sei zu wenig konkret. Zunächst solle mit den einzelnen Tafeln über deren tatsächlichen Bedarfe gesprochen werden. Fraktionschef Norbert Brackmann will eine grundsätzliche Klärung. Er sieht eine Vielzahl von Gründen für die Ausschussverweisung.

Werden die Tafeln durch das angekündigte Bürgergeld überflüssig?

„Die Grundsicherung ist eine Aufgabe des Bundes, fällt in dessen Kompetenz“, so Brackmann. Neben Ankündigungen aus Berlin, der Bund wolle den Tafeln helfen, „steht jetzt auch im Koalitionsvertrag des Landes, man wolle sich für die Tafeln engagieren“. Dazu komme die Ankündigung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD): „Kommt das angekündigte Bürgergeld, stellt sich doch die Frage, wieweit Tafeln dann noch benötigt werden“, so Brackmann.

Im Sozialbereich habe es bereits einige Verschiebungen zugunsten der Kommunen gegeben, so der vormalige Bundestagsabgeordnete: „Der Bund trägt 50 Prozent der Unterkunftskosten. Und ein höherer Einkommensteueranteil (für Städte und Gemeinden) sorgt dafür, dass sie ihre Aufgaben sicherstellen können.“ Am Ende sei es aber richtig, „dass die Leistungen dicht an den Empfängern erbracht werden“, also durch die Kommunen, nicht durch Land oder Bund.

5000 Euro könnte Betriebskosten der Schwarzenbeker Tafel drei Monate decken

Wenig Verständnis für derartige Betrachtungen ist in den örtlichen Tafeln vorhanden. „Was heißt denn, es müsse geklärt werden, ob die Tafeln Hilfe brauchen? Die Politiker können sich informieren“, sagt Martin Lenz, Leiter der DRK-Tafel in Schwarzenbek. Mit 5000 Euro könnte die Tafel knapp drei Monate die Betriebskosten decken, schätzt er, „wenn wir uns sehr anstrengen“.

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Zu gestiegenen Energiekosten, teils wachsenden Mieten und schwindenden Lebensmittelspenden komme ein Problem, zu dem die Kommunen beitragen, sind sich Lenz und Friederike Betge, Vorsitzende der Lauenburger Tafel, einig: „Dass die Kommunen nach Bedürftigen und Obdachlosen jetzt auch die Ukraine-Flüchtlingen an uns verweisen, hat die Situation noch verschärft“, beklagt Lenz.

Zahl der Abholer bei Lauenburger Tafel auf bis zu 200 gestiegen

„Die Politik muss umdenken“, fordert Friederike Betge. Waren es früher 80 bis 90 Abholer je Woche, kommen jetzt bis zu 200 zur Ausgabestelle an den Moorring in Lauenburg. „Die Menschen kommen nicht nur für sich, viele stellen sich für ihre Familien an. Manchmal dauert es bis zu vier Stunden, bis sie an die Reihe kommen.“ Folge: Mehrere Tafeln im Kreisgebiet mussten zeitweise einen Aufnahmestopp verhängen, so auch in Schwarzenbek. Die Schere zwischen wachsenden Zahlen an Bedürftigen und schwindenden Lebensmittelspenden klafft zu sehr auseinander.

Die Schwarzenbeker Tafel nimmt jetzt wieder Menschen auf. Lenz: „Das funktioniert allerdings nur, weil Bedürftige je Woche jetzt statt zwei nur noch einen Termine für die Ausgabe erhalten.“ Dass bald finanzielle Unterstützung aus Berlin oder Kiel fließen könnte, haben weder Lenz noch die Leiterin der Lebensmittel-Ausgabe in Geesthacht gehört. Diese ist ein Ableger der Geestküche, die den Küchenbetrieb eingestellt hat. „Das ist immer das einfachste, mit dem Finger auf andere zu zeigen“, sagt Irene Halaftris-Grube. Sie ist Vize-Vorsitzender der Fraueninitiative Geesthacht, die die Geestküche vor Jahren ins Leben gerufen hatte.

Bis zu 150 Menschen und ihre Familien werden in Geesthacht versorgt

Aktuell versorgen in Geesthacht sieben bis neun Ehrenamtlichen jede Woche zwischen 60 und 150 Menschen und ihre Familien. Wer es aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Tafel schafft, dem bringen Fahrer Lebensmittelspenden auch an die Wohnungstür. Halaftris-Grube: „Keiner soll unversorgt bleiben. Aber das ist für Ehrenamtliche eine Aufgabe, die alles abverlangt.“