Lauenburg. Durch die Corona-Pandemie hatten die jungen Streitschlichter der Weingartenschule mehr zu tun als sonst. Jetzt war ihr Abschied.

Verpasster Lernstoff, weniger Kontakt zu Freunden und Lehrkräften, kaum Freizeitaktivitäten sowie die belastende Situation der Corona-Pandemie im Allgemeinen haben bei vielen Kindern Spuren hinterlassen. Auch bei den Grundschülern der Weingartenschule in Lauenburg. Das zumindest sind die Beobachtungen von Schulsozialarbeiter Christian Knaack und den drei Streitschlichtern Lucas Wegner (10), Melissa Weinreich (10) und Sura Yusufi (11) – Schüler der 4. Klassen, die im Rahmen einer AG zu Mediatoren ausgebildet wurden und bei Konflikten zwischen Schülern helfen.

„Einiges, was vorher sehr gut lief und eingespielt war, funktionierte plötzlich nicht mehr“, berichtet Knaack. Dazu zählt die sogenannte „SÄM-Regel“: „Dabei handelt es sich um eine Ärgermitteilung in drei Schritten“, informiert er. Die beiden Streitenden stehen sich gegenüber, sehen sich an und müssen sich ausreden lassen. Im ersten Schritt wird die Tat (etwa: „Du hast mich geschubst“), im zweiten die Verletzung benannt („Das hat weh getan“). Im dritten Schritt wird dann der Wunsch für das künftige Verhalten formuliert.

Mediatoren beobachteten an der Weingartenschule mehr Streit unter den Schülern

„Unsere Streitschlichter dürfen seit einem halben Jahr erst wieder in ihrem Bauwagen allein schlichten. Das könnte mit ein Grund sein, warum SÄM für einige in Vergessenheit geraten ist“, mutmaßt Knaack.

Lucas Wegner hatte den Eindruck, dass viele Schüler in der Corona-Zeit und auch danach sehr gestresst waren. „Es gab mehr Streit und wir mussten mehr schlichten“, erinnert er sich. An einen Fall, als ein Schüler völlig ausgetickt ist, erinnert er sich besonders. „Zwei Schüler waren in unseren Streitschlichterbauwagen gekommen. Einer ist dann völlig ausgeflippt und hat alles, was er erreichen konnte, auf den Boden geschmissen. Wir konnten ihn nicht beruhigen“, so Lucas.

Zwei bis drei Einsätze der jungen Schlichter pro Woche

In solchen schwierigen Fällen übernimmt Schulsozialarbeiter Christian Knaack oder einer der Lehrerkollegen die Schlichtung. Auch Melissa Weinreich und Sura Yusufi erzählen von einer „Null-Bock-Stimmung“ bei einigen Schülern. „Sie waren richtig respektlos, haben während des Schlichtungsgespräches nur Faxen gemacht und uns nicht ernst genommen“, sagt Melissa. Im Durchschnitt kamen die Schlichter zwei bis drei Mal wöchentlich zum Einsatz.

Für die Viertklässler ist ihre Aufgabe mit Ende dieses Schuljahres vorbei. Zum Abschluss hatte Knaack die Drei und ihre Nachfolger auf dem Areal der „Weingärtner“ zum Grillen eingeladen. Als Gast war Dennis Recknagel von den Versorgungsbetrieben Elbe gekommen. Er brachte als Anerkennung für die Arbeit der Streitschlichter Freikarten für das Freibad und Trinkflaschen mit.

Nach den Sommerferien wird der Hühnerstall betreut

Danach besichtigten die Schüler den Hühnerstall, der von der Stadt aufgebaut worden ist. „Hier werden nach den Sommerferien vier Hennen und eventuell ein Hahn einziehen“, sagt Christian Knaack. Für eine Betreuung des Federviehs in den Ferienzeiten hat er Paten gefunden. Die Eier könnten im Schulkiosk angeboten werden, aber: „Bisher war der Appetit bei den jungen Gärtnern immer so groß, dass nichts, was wir angepflanzt haben, übrig geblieben ist. Das könnte mit den Eiern auch passieren.“