Schnakenbek. Edith und Roman Dziuba feiern die Eiserne Hochzeit. 65 Jahre Ehe erreichen nicht viele Paare. Was sie zusammengehalten hat.

Die Eiserne Hochzeit – das hört sich nach Ehefesseln an, meint aber eine starke Liebe, unbeugsam wie Eisen. Doch ein Paar, das 65 Jahre lang Seite an Seite durchs Leben geht, muss neben einer jahrelangen, tiefen Zuneigung füreinander auch ein besonderes Rezept für das Zusammenleben gefunden haben. Bei Roman (89) und Edith (86) Dziuba hat es geklappt. Das Ehepaar aus Schnakenbek hat Anfang Juni seine Eiserne Hochzeit gefeiert.

Eiserne Hochzeit nach 65 Jahren Ehe

Vielleicht sind es die Gegensätze, die sie solange zusammengeschweißt haben. Während Edith Dziuba gern in Bewegung ist, etwa bei der Pflege ihres Gartens in Schnakenbek, ist Roman zurückhaltend und schaut seiner Frau lieber zu. Beide sind früher auch begeisterte Skifahrer gewesen – nur in unterschiedlichen Disziplinen.

Während Edith Dziuba es liebte, die Abfahrten rund um Oberstdorf herunterzusausen, war ihr Ehemann eher auf der Langlaufloipe zu finden. Auch bei der Planung von Reisen ist Edith Dziuba der Motor: „Roman ist immer skeptisch, und ich muss ihn vor jeder Reise überzeugen. Wenn es dann losgeht und wir unterwegs sind, ist er auch begeistert und froh, dass ich ihn motiviert habe.“

Beide erlebten als Kinder den Zweiten Weltkrieg

Beide sind in Hamburg geboren und erlebten dort den Zweiten Weltkrieg: Die siebenjährige Edith wurde nach den Bombenangriffen des Jahres 1943 verletzt aus den Trümmern geborgen. Den Feuersturm und den Verlust der elterlichen Wohnung musste der zehnjährige Roman nicht miterleben: Über die Kinderlandverschickung kam er nach Neubrandenburg, wo ihn seine Großmutter aufnahm.

Doch weder Roman noch sein aus der Kriegsgefangenschaft entlassener Vater wollten nach 1945 in der sowjetisch besetzten Zone bleiben und machten sich auf den Weg zurück nach Hamburg. In der von Bomben zerstörten Hansestadt wurde ihnen in Horn eine Doppelwaschküche mit zwei Räumen als Wohnung zugewiesen.

1948 begann Roman Dziuba eine kaufmännische Lehre, wechselte nach deren Ende zu einer Mühlenbauanstalt, einem Hersteller, der Maschinen für Mühlen produzierte – und blieb bis zu seiner Pensionierung dort. Edith Dziuba hatte nicht so viel Glück mit ihrer Berufswahl. Sie träumte davon, Krankenschwester zu werden. Dafür hätte die damals 16-Jährige aber zwei Jahre älter sein müssen. Solange wollte ihr Vater nicht warten und suchte seiner Tochter eine Lehrstelle als Büglerin in einer Wäscherei.

200 kleine gebügelte Schleifen ergeben eine Halskrause

„Das war damals ein Lehrberuf mit Prüfung und allem drum und dran. Ich habe gelernt, die traditionelle weiße Halskrause, die damals von den evangelischen Pastoren in Hamburg getragen wurde, zu bügeln. Sie besteht aus 200 kleinen Schleifen, die alle akkurat gebügelt und eingesetzt werden mussten“, erzählt Edith Dziuba. Glücklich war sie nicht in ihrem Beruf, habe sich immer für ihn geschämt, gesteht sie. Später fand sie eine Anstellung in einem Textilgroßhandel. Das war genau das Richtige für sie.

Kennengelernt haben sich die beiden Hamburger auf einem Zeltplatz in Pelzerhaken an der Ostsee. Edith konnte sich etwas von den Eltern abnabeln und durfte mit einer Freundin in einem Zelt auf Strohsäcken schlafen. Roman war mit einem Freund aus den Niederlanden per Rad und Zelt unterwegs.

Den allerersten Kuss gab es am Ostseestrand

„Ich hab gesehen, dass es auf dem Zeltplatz auch Mädchen gab“, so der Kommentar des 89-Jährigen. Edith hatte es ihm besonders angetan: Es kam zum ersten Händchenhalten und zum Kuss. Schnell war klar, dass das verliebte Paar heiraten wollte. Dieses Mal hatte der strenge Vater keine Einwände. Er gab die 1957 noch erforderliche Einwilligung zur Hochzeit für seine noch nicht 21 Jahre alte Tochter.

Auch nach 65 Jahren beginnen die Augen von Edith Dziuba zu strahlen, wenn sie von ihrer Grünen Hochzeit spricht. „Es war wunderschön. Ich hatte ein weißes Brautkleid und wir wurden mit einer weißen Hochzeitskutsche zur Kirche gefahren. Es gab sogar eine große Feier mit der ganzen Verwandtschaft“, schwärmt sie. Der holländische Freund, der auch bei der Hochzeit dabei war, sorgte für eine Riesenüberraschung und schenkte dem frischvermählten Paar eine 14-tägige Hochzeitsreise zu seiner Familie in den Niederlanden. Aus diesem Geschenk hat sich eine Freundschaft entwickelt, die über 60 Jahre gehalten hat.