Sie dürfen Minikönigin sein oder Jungschützenkönigin, und später an der Seite der jeweiligen Majestäten machten die Frauen bisher ebenfalls stets eine gute Figur.
Nur "nach alter Überlieferung" selbst auf die Königsscheibe schießen, das dürfen die weiblichen Mitglieder der Lauenburger Schützengilde nicht.
Doch am Sonntag hat der Patron der Gilde, Bürgermeister Andreas Thiede, an diesem Tabu gerüttelt, denn der Lauenburger Gilde gehen die potenziellen Majestäten aus. Wie berichtet. hatte sich in diesem Jahr kein Schütze um die Königswürde bemüht und so ist das eingetreten, was ihr Patron dann so beschrieb: "Zwei Dinge wollte ich in meiner Amtszeit als Bürgermeister nie erleben: Hochwasser und dass Lauenburg keinen Schützenkönig hat."
Nicht genug, dass Thiede ein Jahr nach seinem ersten Albtraum gleich den zweiten erleben musste. Allein, dass er die Elbe-Flut in einem Atemzug mit dem Königs-Boykott nennt, zeigt doch, wie nah ihm die Sache geht. "Wir müssen über die Strukturen nachdenken und dürfen uns dabei keine Denkblockaden auferlegen", begann er vorsichtig bei der traditionellen Proklamation, die mangels Königs keine war. Und nur wer genau zuhörte, verstand, was der Patron damit meinte: "Ich wünsche mir, dass wir im nächsten Jahr wieder einen König krönen, oder eine Königin ..."
Man weiß nicht, was Herzog Franz Erdmann von Sachsen, Engern und Westfalen zu einer Lauenburger Schützenkönigin gesagt hätte. Er war es, der am 10. Juni 1666 den "Burger Meistern vnd Raht Männern Unserer Stadt Lauwenburg das Privilegium der Schießen-Freyheit" gewährt und damit das Saatkorn der strengen Gilde-Gesetze gelegt hatte. Immerhin ist auch bekannt, dass in die Regierungszeit des Franz Erdmann die Verfolgung und Hinrichtung von "Hexen" einen Höhepunkt erreichte. Doch keine Sorge, an den Regeln zu rütteln - Der alte Herzog ist seit 348 Jahren tot.