Lauenburg. Lauenburg. Die Lauenburger Schützengilde feiert ihren 350. Geburtstag. Begonnen hat ihre Geschichte auf dem Goienberg.

1894 gab es eine wichtige Neuerung bei Lauenburgs Schützengilde: Das Rauchen im Schießstand wurde nicht mehr bestraft, „da jetzt keine Gefahr mehr vorhanden ist, weil alle Hinterlader haben“, heißt es in den Aufzeichnungen. Armbrust, Steinschlosspistole, Perkussionsbüchse, Hinterlader – mit all diesen Waffen haben Lauenburger Schützen in ihrer langen Geschichte geschossen.

Der 10. Juni 1666 gilt als offizielle Geburtsstunde. An diesem Tag stellt Herzog Franz Erdmann von Sachsen ein Privileg aus, das Rechte und Pflichten der Schützen in Lauenburg darstellt. Nur wer den Bürgereid geleistet hat, darf Mitglied werden. Und selbstverständlich müssen Schützen sich „eines gottesfürchtigen ehrlichen und unberüchtigten Lebenß und Wandelß und ehrlicher Handtierung“ befleißigen.

Schüsse auf einen bunt bemalten Vogel

Offiziell feiert die Gilde in diesem Jahr also ihren 350. Geburtstag. Doch Stadtarchivarin Dr. Anke Mührenberg weiß, dass es schon im 16. Jahrhundert Schützen in Lauenburg gab. Soldaten und Söldner wurden aus der Bevölkerung rekrutiert – und darum waren Landesherren immer an der Wehrertüchtigung ihrer Untertanen interessiert, schreibt sie in der Chronik der Schützengilde. „Die Schützen wurden damals Goien-Schützen genannt, da sie auf einen bunt bemalten Vogel schossen“, so Mührenberg. Schon im Jahr 1500 sind sie auf den Goienberg in Lauenburg gezogen, um mit der Armbrust zu schießen.

Herzog Julius Heinrich (1586-1665) schenkte den Lauenburger Schützen den Schießplatz am Hamburger Fuhrweg neben dem Schüsselteich. „Er befand sich dort bis zum Zweiten Weltkrieg“, so Mührenberg. Das Schützenfest fand im 17. und 18. Jahrhundert am Montag oder Dienstag nach Trinitatis statt. Sogar der dänische König war zweimal Schützenkönig (1820 und 1851). „Ob er wirklich vor Ort war oder in seiner Vertretung der königliche Beamte den Sieg errang“, kann nicht eindeutig geklärt werden, schreibt Anke Mührenberg.

1816 wurde das Schützenfest zum Volksfest

Das Schützenfest war damals noch kein Volksfest – und immer wieder gab es lange Pausen, wie nach dem lauenburgischen Erbfolgekrieg. 1799 schrieben sich 69 Bürger in eine neue Schützengilde ein. Doch schon 1802 verhinderte die französische Besatzung erneut das Schießen. Erst ab 1816 nahmen die Schützen es wieder auf - und feierten mit den Lauenburgern nun jährlich ein Volksfest mit Karussells und Buden zwischen Hamburger Straße und Schüsselteich.

Der Erste Weltkrieg unterbrach das Vereinsleben erneut und im Nationalsozialismus wird die Schützengilde in „Lauenburger Bürger-Gilde von 1666“ umbenannt. Dem Reichssportbund wollten die Schützen nicht beitreten – 1936 wird ihnen, wie anderen Schützenvereinen, die nicht darin Mitglied sind, die Betätigung verboten.

Heute hat die Lauenburger Schützengilde 160 Mitglieder. Bereits seit 1952 gibt es eine Jugendabteilung, in der zur Zeit 22 Jungschützen aktiv sind. Das Jubiläumsschützenfest wird vom 1. bis 4. Juli gefeiert – dann küren die Schützen den Nachfolger für ihren amtierenden König Ulf Milschlag. Wenn es denn einen gibt: 2014 hatte kein Schütze einen auswertbaren Schuss auf die Scheibe abgegeben – es war das erste Jahr ohne Majestät in der 350-jährigen Geschichte. Doch bisher konnte sich der Verein nicht dazu durchringen, auch Frauen zum Königsschuss zuzulassen – wie es in Büchen 1996 geschah.