Lauenburg. Die Lauenburger Schützengilde hat extrem unter Corona gelitten. Doch jetzt macht sich wieder Optimismus breit.
Es ist normalerweise der Höhepunkt das Jahres für die Lauenburger Gilde von 1666: Das traditionsreiche Schützenfest ganz nach alten Sitten und Gebräuchen. Nie soll es in all den Jahren ausgefallen sein, abgesehen von der Zeit des Zweiten Weltkriegs – und dem vergangenen Jahr. Da machte Corona den Lauenburger Schützen einen Strich durch die Rechnung.
Kein Umzug durch die Stadt, kein Schuss auf die Königsscheibe und natürlich auch keine Proklamation der neuen Majestät. Das sollte in diesem Jahr wieder anders werden. Doch das war zu optimistisch gedacht. Die Pandemie fordert auch jetzt noch so viele Einschränkungen, dass ein Schützenfest, so wie es Generationen von Lauenburgern kennen, nicht angesagt ist.
Kleine Zeremonie markiert Anfang und Ende des Schützenjahres
So traditionell das Brauchtum und so streng die Sitten der Lauenburger Gilde auch sind – manchmal ist es gut, dass inzwischen moderne Zeiten angebrochen sind. Das war schon im vergangenen Jahr so.
Ganz wollten die Schützen nämlich nicht auf das Brauchtum verzichten. 13 Mitglieder der Gilde von hohem Rang waren vor dem Schützenhaus angetreten und warteten darauf, dass der traditionelle Kranz weit über die Elbe hinweg den Beginn des neuen Schützenjahres verkündet. Auch wenn dieses mit dem Abschluss der Zeremonie schon gleich wieder beendet war.
Der Gildevorstand versammelt sich zur Videokonferenz
Wer von den Mitgliedern der Gilde bei der Zeremonie nicht selbst dabei sein konnte, konnte sie live in den sozialen Netzwerken verfolgen. Die moderne Kommunikation macht auch vor dem Vorstand nicht Halt. „Alle vier bis sechs Wochen haben wir eine Vorstandssitzung abgehalten, aber natürlich per Videokonferenz am PC“, berichtet Gildevorsteher Jens Siemon.
Im vergangenen Jahr war es der Kranz am Schützenhaus, mit dem die Gilde den Lauenburgern ein ermutigendes Zeichen geben wollte.
Schützenkönig und Damenkönigin gehen in ihre dritte Amtszeit
Im vergangenen Monat, als eigentlich das Schützenfest gefeiert werden sollte, flatterte an so manchem Lauenburger Haus die Fahne der Gilde. „Wir haben die Mitglieder gebeten, ihre Häuser zu schmücken. Das kam gut an“, erzählt Schriftführer Michael Niemeyer.
Als Matthias Pagel im Juli 2019 die schwere Königskette umgelegt bekam, hat er bestimmt nicht daran gedacht, dass er die Würde des Amtes drei Jahre lang tragen würde. Weil die Hygieneregeln erst langsam wieder den Betrieb der Schießanlage möglich machen, wird 2021 keinen Schuss auf die Königsscheibe geben. Matthias Pagel, der den Beinamen der „Reisefreudige“ hat, ist also der erste Schützenkönig der Gilde, dem eine dritte Amtszeit beschieden ist. Ebenso ergeht es Petra Sindermann, der ersten Damenkönigin der Lauenburger Gilde.
Im September eine Chance auf „Schützenfest light“?
Die Generalversammlung der Lauenburger Schützengilde stand jetzt im Zeichen der Pandemie: Lediglich 35 Mitglieder hatten sich im Schützenhaus versammelt. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, auf treue Mitglieder bauen zu können. Sie wurden entsprechend geehrt: Wolfgang Vogt ist seit 20 Jahren dabei, Ulf Busekow seit 25 Jahren, Manfred Mangelmann und Jens Siemon seit 40 Jahren Jürgen Vollerth wurde für ein halbes Jahrhundert Treue geehrt.
Und es zeichnet sich ein Ende der Durststrecke für die sonst so feierfreudigen Schützen ab: Vielleicht gibt es im September ein „Schützenfest light“, ohne Königsschuss zwar, aber mit einem Umzug durch Lauenburg.