Lauenburg. Fast zehn Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser gibt es noch nicht mal einen Plan für Lauenburg. Anwohner resignieren.
Erst 2022, dann 2024, zuletzt 2028 – das waren die Jahre, in denen der Hochwasserschutz für Lauenburg stehen sollte. Mittlerweile will sich niemand mehr auf einen Termin festlegen lassen. Klar ist allerdings: Im Sommer nächsten Jahres ist es zehn Jahre her, dass das letzte verheerende Hochwasser in Lauenburg einen Millionenschaden anrichtete. Bei einer erneuten Flut wären die historischen Häuser in der Altstadt der Flut noch genauso schutzlos ausgeliefert wie im Juni 2013, als der Pegel einen Höchststand von 9,64 Meter erreichte.
Der Punkt Sachstand Hochwasserschutz steht seit Jahren auf jeder Tagesordnung des Bau und Planungsausschusses – so auch am Montagabend. Doch während die Verwaltung sonst meist davon spricht, dass es diesbezüglich nichts Neues gäbe, brachte Projektkoordinator Christian Asboe diesmal die Ausschussmitglieder auf den neusten Stand. Gleich am Anfang der Präsentation wurde klar: Es geht noch immer nur langsam voran.
Hochwasserschutz: In der Zusammenarbeit der Projektbeteiligten hakt es
Seit 2017 liegt die Koordination der Planungen in den Händen der Lauenburger Verwaltung. Mittlerweile kümmert sich hier nicht nur Asboe um dieses Thema, sondern drei weitere Mitarbeiter. Doch bei der Zusammenarbeit mit den anderen Projektbeteiligten hakt es. Träger des Hochwasserschutzes ist der ehrenamtlich geführte Wasser- und Bodenverband. Dieser wird vertreten durch den Gewässer- und Landschaftsverband Herzogtum Lauenburg (GLV). „Das hat 2021 ganz gut geklappt. Doch dann haben alle drei Ingenieure sowie die Geschäftsführerin den GLV verlassen, sodass wir keine Ansprechpartner mehr hatten“, berichtete Asboe.
Nicht viel anders sieht es mit der Beteiligung des Landesumweltministeriums aus. Weil der zuständige Mitarbeiter krank wurde, nahmen ein Jahr lang keine Vertreter des Ministeriums an den Sitzungen der kleinen und großen Lenkungsgruppe teil. Eine weitere Bremse bei der Planung des Hochwasserschutzes. „Wir sind zuletzt von 2028 als Fertigstellungstermin ausgegangen. Das werden wir nicht halten“, kündigte Asboe an.
Planung des Hochwasserschutzes für Kernbereich Altstadt hat begonnen
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Das Büro Inros Lackner aus Rostock hat die Planung des Hochwasserschutzes für den sogenannten Kernbereich zwischen Rufer-Platz und Kuhgrund übernommen. Die Architekten und Ingenieure aus Mecklenburg sind in Sachen Hochwasserschutz ausgewiesene Experten. Sie haben unter anderem das Hochwasserschutzkonzept der Stadt Sulz am Neckar erarbeitet.
Zunächst haben sich die Planer bei der Stadt und beim Kreis auf die Suche nach den Hausakten begeben. Nur wenige sind vorhanden, kein Wunder bei den vielen, im ausgehenden Mittelalter errichten Häusern. Deshalb sollen jetzt Bohrungen in das Mauerwerk bestimmter Gebäude Klarheit über die Bauweise schaffen. Das geht allerdings nicht ohne Zustimmung der jeweiligen Eigentümer, auf die die Stadt derzeit wartet.
Die Mitwirkung der Eigentümer wird noch so einige Male gefragt sein. Das Problem: Es gibt in diesem Abschnitt keine einheitliche Gebäude- und Grundstückslinie. Daraus ergibt sich, dass Schutzanlagen zum Teil auf privatem Grund errichtet werden müssen. Im Planungsbereich zwischen Ruferplatz und Kuhgrund betrifft das 60 Eigentümer.
Die Betroffenengemeinschaft fordert Zwischenlösungen
Doch die Erinnerung an das Hochwasser vor fast zehn Jahren scheint bei vielen Anwohnern zu verblassen. Anders als sonst, wenn das Thema Hochwasserschutz auf der Tagesordnung steht, waren diesmal kaum Altstadtbewohner anwesend. „Viele Leute haben resigniert“, weiß Peter Willbrandt von der Betroffenengemeinschaft.
SPD-Stadtvertreter Jörg Sönksen ist ebenfalls in der Betroffenengemeinschaft aktiv. „Es ist nicht anzunehmen, dass das nächste Hochwasser wartet, bis wird endlich einen Schutz errichtet haben. Wird es Zwischenlösungen geben, etwa um die Twieten zu schließen?“
„Nach derzeitigen Stand werden wir uns mit Sandsäcken helfen müssen“, sagte Asboe. Unbefriedigend für die Betroffenengemeinschaft. „Die Fachleute müssen sich Gedanken machen, wie die Altstadt im Erstfall geschützt werden kann. darauf werden wir drängen“, kündigt Sönksen an. Das ist sicher auch wichtig, um das Vertrauen der Anwohner wieder zu gewinnen.