Büchen. Bereits im benachbarten Baugrund wurden archäologische Funde entdeckt. Dabei hätte ein Missverständnis das beinahe verhindert.

Wer sich im Sandkamp sein Traum vom eigenen Haus erfüllt hat oder künftig auf der Pötrauer Höhe in Büchen ein neues Zuhause findet, ahnt es vielleicht gar nicht: Schon vor rund 3000 Jahren lebten hier Menschen, haben gearbeitet, gehandelt, gekocht und getrauert.

Auf einer Fläche von rund 1,8 Hektar hatten Mitarbeiter des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein die künftigen Baugebiete nach Schätzen abgesucht. Und sie wurden fündig: In der sogenannten vorrömischen Eisenzeit mussten hier vor allem Bestattungen stattgefunden haben. Neben sterblichen Überresten fanden die Archäologen rund 500 Grabgefäße und andere Schätze. Ein Teil davon sowie Fotos von den Ausgrabungen werden derzeit in der Priesterkate Büchen (Gudower Straße 1) gezeigt.

Büchen: Die Toten wurden mit Schmuck und anderen Habseligkeiten bestattet

Zu jeder Zeit war es üblich, den Toten wertvolle Gegenstände mit ins Grab zu geben. Die Verstorbenen wurden verbrannt und anschließend in Urnen beigesetzt. Die persönlichen Habseligkeiten wurden in den Grabgefäßen mit in der Erde versenkt. Ein Glück für die Wissenschaftler: Viele dieser wertvollen Gegenstände konnten sie sicherstellen, bevor die Bagger auf dem Baufeld anrückten.

Auch Schmuckgegenstände stellten die Archäologen bei den Ausgrabungen sicher. Dies ist eine Fibel. Mit dieser Schnalle wurden Gewänder verziert.
Auch Schmuckgegenstände stellten die Archäologen bei den Ausgrabungen sicher. Dies ist eine Fibel. Mit dieser Schnalle wurden Gewänder verziert. © Gemeinde Büchen | Gemeinde Büchen

Darunter auch ein sogenannter Holsteiner Gürtel, Bestandteil der Kleidung im germanischen Raum in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende. Dieser hat bereits einen Platz im Landesmuseum Schleswig-Holstein gefunden.

Aber auch aus der jüngeren Geschichte fanden die Archäologen interessante Gegenstände. Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurden Hunderte von Musketenkugeln und Münzen gefunden.

Missverständnis hätte fast zu einem Baustopp geführt

Beinahe hätte übrigens niemand etwas von den Schätzen im Baugrund erfahren. Vor drei Jahren wäre es fast zu einem Baustopp gekommen.

Die Gemeinde hatte es nämlich wegen eines Missverständnisses versäumt, vor Baubeginn im Sandkamp die Denkmalpfleger zu informieren. Mehr oder weniger durch Zufall erfuhren die Wissenschaftler vom feierlichen ersten Spatenstich und legten ihr Veto ein.

Doch die Gemeinde zeigte sich kooperativ, und das Landesamt verzichtete darauf, die Baustelle stillzulegen. Als die Bagger schon rollten, gruben nebenan die Archäologen. Zum Glück, denn der gesamte Ackerboden steckte voller Zeitzeugen: Tonscherben, Gürtelschnallen, Münzen und Urnen – teilweise Tausende Jahre alt.

Auf der Pötrauer Höhe werden 125 Baugrundstücke erschlossen

Nachdem die Grundstücke im Baugebiet Sandkamp in kurzer Zeit verkauft, bebaut und bezogen wurden, ging es im August vergangenen Jahres auf dem benachbarten Areal Pötrauer Höhe mit dem symbolträchtigen ersten Spatenstich weiter.

Auf dem 23 Hektar großen Baugebiet werden durch die Lauenburgische Sparkassen-Immobilien GmbH (LSI) insgesamt 125 Baugrundstücke erschlossen. Einfamilienhäuser und Geschossbauten sollen hier bis 2015 entstehen. Diesmal war die Gemeinde Büchen ­übrigens sensibilisiert und ließ die Archäologen vor Erschließungs­beginn ihre Arbeit machen.

Was die Wissenschaftler aufgespürt haben, zeigt die Ausstellung im Café der Priesterkate im Monat Mai. Geöffnet ist es an den Sonntagen 1. und 8. Mai sowie am Donnerstag, 26. Mai, jeweils von 13 bis 18 Uhr.