Büchen. Büchener reden mit, wie sich ihre Gemeinde verkehrstechnisch aufstellen soll. Bis zum 13. Februar können noch Ideen eingebracht werden.
Die Gemeinde Büchen will fahrradfreundlicher werden. Ein intelligentes Beteiligungstool im Internet lädt die Bürger ein, dazu Vorschläge zu machen. Schon etwa 200 sind der Aufforderung gefolgt. Die große Resonanz in der 6500-Einwohner-Gemeinde überrascht die Verantwortlichen um Bürgermeister Uwe Möller und Maria Hagemeier-Klose. Ein Grund dürfte die Breite der Beteiligungsmöglichkeiten sein. Auf der Seite www.jetzt-mitmachen.de/buechen werden nicht nur Forderungen und Vorschläge gesammelt. Sie bietet zugleich Gelegenheit, diese Ideen zu bewerten und zu kommentieren.
Ideen, wie Bürger zu beteiligen sind, gibt es einige, im Bereich Stadtplanung und Verkehr gehören sie vielerorts zum guten Ton. Nicht selten ist das Ergebnis jedoch unbefriedigend. Auf die bloße Sammlung von Vorschlägen folgen allzu häufig teils erbitterte Auseinandersetzungen in verschiedensten Foren, in der Presse und der Öffentlichkeit.
Sollten Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtig frei sein?
Klassiker sind Forderungen von Radfahrern und Interessenvertreter wie dem ADFC, Einbahnstraßen für Radler in Gegenrichtung freizugeben oder Radfahren in Fußgängerzonen zu erlauben. Nicht selten folgen darauf Proteste: Seniorenvertreter und Behindertenverbände mahnen Augenmaß an, kritisieren „die Radfahrer“, die auf Alte, Sehbehinderte und in der Mobilität eingeschränkte Menschen keine Rücksicht nähmen, diese gefährdeten.
Polizeidienststellen und untere Verkehrsbehörden machen Bedenken geltend gegen die Freigabe mancher Einbahnstraße. Immer wieder im Fokus: Wie lassen sich gefährliche Begegnungen in engen Straßen vermeiden, wie Gefahrensituationen, wenn Radler gegen die Fahrtrichtung aus Einbahnstraßen in den laufenden Verkehr einfädeln wollen oder ihn queren?
Im Fokus der Bürgerbeteiligung stehe die Alltagstauglichkeit
Viele Konflikte können von Beginn an vermieden beziehungsweise minimiert werden, ist Büchens Bürgermeister überzeugt. Verbesserungen für den Radverkehr ließen sich nicht realisieren, ohne die Belange der anderen Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen. Im Fokus der Bürgerbeteiligung stehe die Alltagstauglichkeit, für Radfahrer und Fußgänger, für Menschen, die auf Rollatoren angewiesen sind, wie auch für diejenigen, die mit Kinderwagen unterwegs sind.
„Wir glauben nicht, dass künftig viele Menschen von Büchen nach Hamburg radeln“, sagt Möller. Andererseits habe man früher geglaubt, drei bis vier Kilometer per Fahrrad seien eine realistische Wegstrecke für die Planungen, „heute gehen wir von der doppelten Entfernung und mehr aus“. Es ist weit mehr als nur ein Bauchgefühl: „Die Gemeinde vermietet ja Fahrradstellplätze am Bahnhof. Aus der Auswertung lässt sich entnehmen, welche Strecken per Fahrrad zum Bahnhof zurückgelegt werden.“
Es ist noch bis 13. Februar Zeit, eigene Ideen einzubringen
Die hohe Beteiligung freut Möller wie Maria Hagemeier-Klose Sie kümmert sich in der Büchener Verwaltung hauptverantwortlich um die Bürgerbeteiligung. Auffällig sei aber, dass sich im Verhältnis bislang nur relativ wenige junge Menschen beteiligt haben. Hagemeier-Klose: „Es ist noch bis 13. Februar Zeit, eigene Ideen einzubringen. Wir haben uns daher noch an die Schulen gewandt, für viele Schüler geht es ja um ihren sicheren Schulweg.“
Für Donnerstag, 24. Februar, plant die Gemeinde einen Workshop. Um 19 Uhr startet die Online-Runde. Nach einer Bestandsaufnahme sollen die vorgeschlagenen Maßnahmen gemeinsam bewertet und diskutiert werden.
Manche Bitte geht über den Radverkehr hinaus
Ein Ärgernis ist der sogenannte „Hamburger Tunnel“ unter der Bahn. Die Wege beiderseits seien für Radfahrer kaum zu passieren, ganz zu schweigen von Menschen mit Anhängern oder Kinderwagen. Häufiges Thema sind Konflikte zwischen Radfahrern und Kfz, weniger häufig mit Fußgängern. Manche Ideen gehen über den Radverkehr hinaus. So die Bitte, das Neubaugebiet Pötrauer Tor autofrei zu planen. Mit 16 zu 15 halten sich Zustimmung und Ablehnung die Waage.
Es gibt schon viele Ideen der Bürger
Mehr Tempo-30-Regeln, um vor allem den Lkw-Verkehr im Ort abzubremsen, ist für einige Büchener ein Thema.
Handlungsbedarf sehen Teilnehmer im Umfeld der Schulen. Neben Rasern geraten Eltern in den Fokus, die auf Wegen parken, um den Nachwuchs aussteigen zu lassen. Eine Idee: Warum Schulzufahrten nicht zu Fahrradstraßen umwandeln?
Mehr Radwege, eine durchgehende Trasse bis Hamburg entlang der Bahn und vor allem besseren Belag wünschen viele.
Was nutzt ein Mehr an Radwegen, wenn sie niemand nutzt? Eine junge Büchenerin fordert einen Radwegweiser.
Einen kostenlosen Verleih von Lastenrädern plus Haltepunkte in den Wohngebieten möchte ein älterer Radler.