Büchen. WohngebietBüchen  Gemeinde vergaß, die Archäologen zu informieren

Da ist aber etwas gewaltig schief gelaufen: Nur der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter des Archäologischen Landesamtes ist es zu verdanken, dass Spuren von Ur-Pötrauern bei der Erschließung des Büchener Neubaugebietes am Ortsrand (wir berichteten) bewahrt werden können. Die Gemeinde hatte es versäumt, vor Baubeginn die Denkmalpfleger zu informieren. Die Experten bekamen den symbolischen Spatenstich aber mit und informierten sich sofort auf der Baustelle.

Laut Bürgermeister Uwe Möller ein „Missverständnis“, man habe gedacht, es würde reichen, das Landesamt bei Funden zu informieren. Ingo Clausen vom Archäologischen Landesamt will die Situation nicht dramatisieren, habe man jetzt doch Einvernehmen über das nötige Vorgehen erzielt. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass ihm eine Voruntersuchung ohne Zeitdruck lieber gewesen wäre. „Jetzt rollen hier die Bagger und wir müssen zusehen, wie wir das Personal für die erforderliche Grabung bekommen“, so Clausen. Denn: Der Ackerboden steckt voller Hinterlassenschaften wie Tonscherben, Gürtelschnallen, Münzen und Urnen, teilweise Tausende Jahre alt. Theoretisch hätten die Archäologen die Baustelle sofort stilllegen können.

So weit ist es aber nicht gekommen, und die Bauwilligen können weiterhin hoffen, ab Oktober bauen zu können. Die Gemeinde wird aber wohl mindestens 200 000 Euro für Vor- und Hauptuntersuchung sowie Sicherung der Funde zahlen müssen. Eine vergleichbare Maßnahme vergangenes Jahr in Geesthacht hatte 166 000 Euro gekostet, dort reichte das angesetzte Budget allerdings nicht.

Als Träger öffentlicher Belange hatte das Archäologische Landesamt der Gemeinde im Rahmen der Bauleitplanung eigentlich unmissverständlich mitgeteilt, dass es wegen zahlreicher bekannter Fund auf dem Gelände eine Untersuchung geben müsste. Doch dann hakte es in der Kommunikation. Immerhin: Möller kündigte an, dass man vier Wege im Neubaugebiet künftig nach historischem Ursprung benennen möchte und auch eine Infotafel zu den geschichtlichen Funden aufgestellt werden soll.

Anhand von Suchschnitten, die das Areal bereits durchziehen, wurden bereits 144 Grabstellen entdeckt. Clausen geht von etwa 500 Bestattungen aus. Die über etwa 400 Jahre bis kurz vor Christi Geburt erfolgten Bestattungen müssen jetzt freigelegt, dokumentiert und gesichert werden, ehe der komplette Acker bebaut werden kann. Um Verzögerungen zu verhindern, sollen zunächst die Bereiche der beiden geplanten Hauptstraßen bearbeitet werden, anschließend das innere Gebiet untersucht werden. Eine römische Münze stammt aus dem Jahr 199, weitere Münzen, Löffel und Vorderladerkugeln stammen aus der Zeit des 30-Jährigen Krieges.

Clausen glaubt, dass sich aufgrund von Siedlungsresten in der Nähe - dort will Büchen perspektivisch noch weitere Baugebiete erschließen - auch Gebäudespuren finden lassen. Jetzt ist die Verwaltung sensibilisiert, wie mit dem archäologischen Erbe der Gemeinde umzugehen ist.