Lauenburg. In gut einem Monat öffnet im Edeka-Neubau eine Filiale von Rossmann. Der alte Markt in Lauenburg schließt.

Der Edeka-Neubau an der Berliner Straße sollte die Initialzündung für die Innenstadtentwicklung von Lauenburg sein – so sahen es die Pläne von 2012 vor. Doch das Vorhaben verzögerte sich. Erst im Juni 2021 konnte der Neubau eingeweiht werden. Mieter für die unteren Ladengeschäfte gab es da allerdings noch nicht.

Im September vergangenen Jahres wurde zumindest eine Teilfläche vermietet: Das Geschäft Deko for Seasons zog von der anderen Straßenseite in den Neubau. Die Inhaber des Geschäftes für Deko- und Papierbedarf betreiben hier außerdem eine Deutsche Post Filiale. Nach neun weiteren Monaten werden jetzt auch die anderen Ladenflächen im Edeka-Neubau bezogen.

Riesengroße rote Aufkleber auf den Schaufenstern schützen vor neugierigen Blicken. Allerdings ist nun auch offiziell klar, wer die Ladenflächen beziehen wird. Der Drogeriemarkt Rossmann richtet sich hier gerade ein. Eröffnungstermin der neuen Filiale ist am Sonnabend, 21. Mai. Der alte Rossmann-Markt auf der anderen Straßenseite schließt am Freitag davor.

Rossmann in Lauenburg mit erweitertem Angebot an Bio-Lebensmitteln

Auf rund 700 Quadratmetern werden in der neuen Filiale künftig die Waren angeboten, das ist rund ein Drittel mehr Fläche als im alten Markt. „Wir nehmen auch eine Sortimentserweiterung vor. Unter anderem werden wir unser Angebot in Lauenburg an Bio-Lebensmitteln deutlich erweitern“, kündigt Sprecherin Nina Kieslinger an.

„Wir werden alles tun, um mittelfristig im Stadtzentrum nicht neuen Leerstand zu etablieren“, sagt Bürgermeister Andreas Thiede.
„Wir werden alles tun, um mittelfristig im Stadtzentrum nicht neuen Leerstand zu etablieren“, sagt Bürgermeister Andreas Thiede. © Elke Richel | Elke Richel

Neben einer großzügigeren Warenpräsentation sollen auch die Gänge im neuen Markt deutlich breiter gestaltet werden, sodass Rollstuhlfahrer hier problemlos einkaufen können. Das sah im vergangenen Jahr nicht danach aus. Das Außengelände und die Wegeführung des neuen Edeka-Marktes hatten seinerzeit für Kritik gesorgt: Rollstuhlfahrer und andere mobilitätseingeschränkte Menschen hätten Probleme, die Ladengeschäfte zu erreichen, meinte unter anderem Lauenburgs Behindertenbeauftragter Siegfried Betge. Das Problem: Der schmale, tiefergelegte Weg vor den Geschäften entspricht mit einer Breite von 1,50 Meter zwar gerade noch der Vorschrift, es fehlten aber ausreichend große Begegnungsflächen, auf der Fußgänger Rollstuhlfahrern Platz machen könnten. Später hatte Edeka diesbezüglich nachgebessert.

Stadt erwägt, Vorkaufsrecht im Sanierungsgebiet geltend zu machen

So erfreulich es ist, dass der Edeka-Neubau nun voll vermietet ist, der Leerstand verlagert sich aber lediglich von der einen auf die andere Straßenseite. Das Wohn- und Geschäftshaus, in dem sich Rossmann derzeit noch befindet, gehört einem dänischen Immobilienfonds.

Nach Informationen unserer Redaktion ist diese Investmentgesellschaft gar nicht daran interessiert, die Ladenfläche wieder zu vermieten, sondern will das wenig ansehnliche Gebäude mit den wenigen noch vermieteten Wohnungen am liebsten veräußern. Bis vor ein paar Monaten wurde die Immobilie auf einer Internetplattform angeboten. Allerdings ist das Inserat mittlerweile wieder gelöscht.

Nach einer Festlegung im Baugesetzbuch steht der Stadt ein Vorkaufsrecht zu

Sollten die Verkaufsabsichten ernst gemeint sein, hätte die Stadt Lauenburg übrigens ein Vorkaufsrecht an dem Grundstück. Im Jahre 2015 wurde der „Ortskern Oberstadt“ nämlich zunächst für zehn Jahre zum Sanierungsgebiet erklärt. Nach einer Festlegung im Baugesetzbuch steht der Stadt deshalb ein Vorkaufsrecht zu. Bei der Ausübung dieses Rechtes muss allerdings der Verwendungszweck des Grundstücks genau angegeben werden.

Solche Pläne könnte die Stadt derzeit aber nicht vorlegen. Bürgermeister Andreas Thiede hält sich deshalb bedeckt darüber, ob die Stadt von diesem Recht Gebrauch machen würde oder nicht. „Wir werden alles tun, um mittelfristig im Stadtzentrum nicht neuen Leerstand zu etablieren“, sagt er nur. Immerhin hat die Politik seit einiger Zeit bereits einmütig signalisiert, Verhandlungen gegebenenfalls nicht im Wege zu stehen.

Neugestaltung des Stadtzentrums könnte deutlich Fahrt aufnehmen

Die Vermeidung leerstehender Ladenflächen dürfte aber nicht die einzige Motivation von Verwaltung und Politik sein, über einen Kauf des Gebäudes nachzudenken. Das Grundstück in bester City-Lage könnte ohne die wenig attraktive Immobilie bedeutend für die Stadtentwicklung sein.

Das Gebäude mit dem alten Rossmann-Markt liegt nämlich in unmittelbarer Nähe zu dem geplanten Neubaukomplex und den Gartenanlagen, die an das künftige Medienzentrum anschließen. Dazwischen liegt das Gebäude des Friseurs Bracker. Hätte sich die Stadt seinerzeit mit ihm über den Kaufpreis einigen können, wäre auch dieses Gebäude längst abgerissen.

Aber möglicherweise kommt die Kugel jetzt doch wieder ins Rollen. Sollten dann auch noch für das Gebäude mit dem alten Rossmann-Markt die Abrissbagger anrollen, könnten die Planer des neuen Stadtzentrums in noch viel größeren Dimensionen denken.