Geesthacht/Mölln. Wird Offene Ganztagsschule im Herzogtum Lauenburg teurer? Der Kreis will die Aufgabe an beiden Förderschulen abgeben.

Der zuständige Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss hat dem Kreis Herzogtum Lauenburg grünes Licht gegeben, das Angebot der offenen Ganztagsbetreuung an der Hachede-Schule in Geesthacht und der Schule Steinfeld in Mölln öffentlich auszuschreiben. Die beiden Förderschulen sind neben dem BBZ die einzigen Schulen, die sich noch in Trägerschaft des Kreises befinden. Dem fällt es immer schwerer, das benötigte Personal für die Betreuung zu finden. Diese ist bislang auf nur zwei Stunden am Tag und vier Tage die Woche beschränkt.

Förderschulen in Geesthacht und Mölln nicht mehr in Trägerschaft des Kreises

Nach Detailverbesserungen hinsichtlich der Qualität der Betreuung haben die Ausschusspolitiker dem Vorstoß des Kreises einstimmig zugestimmt. Obwohl die öffentliche Ausschreibung und Vergabe der Aufgabe die Kosten voraussichtlich steigen lässt – um geschätzt rund 50.000 Euro im Jahr auf mehr als 380.000 Euro.

Wird die Betreuung von rund 280 Kindern auf fünf Tage die Woche ausgeweitet, wie von manchen Eltern gewünscht, steigen die Kosten weiter. Die Verwaltungsvorlage geht vorsichtig von etwa 8000 Euro aus. Je Schule rechnet der Kreis zugleich mit der maximalen Landesförderung von jeweils 35.000 Euro. Die Eltern zahlen für die Betreuung in der Regel 40 Euro im Monat (bei vier Tagen die Woche), ermäßigt 20 Euro. Dazu kommen Kosten für den Mittagstisch von pauschal 28 Euro im Monat in Mölln und 39 Euro an der Hachede-Schule.

Betrieb der Ganztagsbetreuung bereitet großen Aufwand

Eine rasche Lösung ist nicht in Sicht. „Wir müssen die Betreuung europaweit ausschreiben, das bedingt die Summe“, bestätigt Kreissprecher Tobias Frohnert. Bis zum Abschluss des Verfahrens und der Vergabe ist es mindestens September/Oktober. Der Kreis sei rund eineinhalb Jahrzehnte mit der immer schwieriger gewordenen Aufgabe betraut, so Frohnert. Da komme es jetzt nicht auf ein paar Monate mehr oder weniger an.

Der Betrieb der Ganztagsbetreuung bereitet erheblichen Aufwand. Für die Aufgabe greift Ratzeburg auf eine Vielzahl Menschen zurück, die Abrechnung der zahlreichen Verträge (häufig geringfügig Beschäftigter) belastet die Personalabteilung, bestätigt Frohnert. Dass es Externe besser machen können, davon ist man im Kreishaus überzeugt. Mit einem Fachkräftepool hätten größere Anbieter die Chance, schulübergreifend die Personalplanung zu gestalten. „Wir denken dabei an Träger der Jugendhilfe, Bildungsträger die an anderen Orten bereits erfolgreich Offene Ganztagsschulen betreiben“, heißt es in der Vorlage. Und: Der Kreis sei nicht in der Lage zu „poolen“, die „Begrenztheit seiner Aufgaben“ und das begrenzte Fachpersonal ließen dies nicht zu.

Elternbeitrag für Betreuung für Geringverdiener schon jetzt eine Belastung

Dass sich der Kreis schwer tut, geeignetes Personal zu finden, ja in Geesthacht die Koordinierungsstelle für die Ganztagsbetreuung seit geraum Zeit unbesetzt ist, verwundert manche Eltern nicht. „Wenn der Kreis das Personal vernünftig bezahlen würde, hätte er genügend Fachpersonal, müsste die Aufgabe nicht europaweit ausschreiben“, sagt etwa Volker Samuelsson, Vater einer 14-jährigen Tochter, die die Hachede-Schule besucht.

Er selbst dürfe seine Tochter ja auch nicht irgendwelchen, nicht hinreichend qualifizierten Menschen zur Betreuung überlassen, sollten er selbst oder sein Sohn nicht die Zeit dafür finden. Der BfG-Politiker fürchtet, dass am Ende die Kinder und deren Eltern die Zeche werden bezahlen müssen. „Der Elternbeitrag für die Betreuung und den Mittagstisch sind für Menschen mit geringerem Einkommen schon jetzt eine Belastung.“