Lauenburg. Ulrike Mechau-Krasemann ist eng mit der Geschichte des Künstlerhauses und der Stadtgalerie verbunden. Sie sucht einen Nachfolger.

Wer an das Künstlerhaus Lauenburg denkt, denkt an Ulrike Mechau-Krasemann. Die Chefin des Fördervereins ist das Gesicht der Stipendiatenstätte, für die Lauenburg unter Kulturschaffenden europaweit bekannt geworden ist. Doch nun will sie die Verantwortung abgeben. „Ich werde in diesem Jahr 70 Jahre alt. Ich denke, das ist jetzt der richtige Zeitpunkt aufzuhören“, sagte sie am Mittwochabend in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur.

Eigentlich hatten die Politiker die Vereinsvorsitzende eingeladen, um etwas über den Fortgang der Arbeiten an der Stadtgalerie zu erfahren. Zunächst aber richtete Ulrike Mechau-Krasemann einen dringenden Appell an die Politiker: „Es wäre gut, wenn sich jemand aus Ihrem Ausschuss fände, den Vorsitz des Fördervereins zu übernehmen.“ Die Überraschung war perfekt.

Förderverein rettete das Künstlerhaus Lauenburg durch Kauf der Immobilie

Vor 35 Jahren hatte die Stadt mit Hauke Matthießen einen Bürgermeister, der eine große Vision hatte: Der CDU-Politiker hatte damals erkannt, dass sich die Altstadt hervorragend als Lebensort für Künstler eignet. Er übernahm die Patenschaft für das Künstlerhaus. Die Stadt kaufte damals das Haus an der Elbstraße 54, und das Land finanzierte damals einjährige Stipendien für Künstler aus ganz Deutschland.

Doch wie das immer so ist: Je klammer die Länder und Kommunen, desto spärlicher fließt das Geld für die Kultur. Die Stipendienzeit wurde auf sechs Monate zusammengestrichen, und die Stadt Lauenburg überlegte ab 2003 sogar, sich das inzwischen in Kulturkreisen international bekannte Künstlerhaus versilbern zu lassen. Doch ein Käufer fand sich lange nicht.

Idee für die Stadtgalerie entstand in einer launigen Stimmung

„Als eine Maklerin vor der Tür stand, wussten wir, es wird jetzt doch ernst“, erinnert sich Ulrike Mechau-Krasemann, damals schon Chefin des Fördervereins. Sie ging viele Klinken putzen, um irgendwie das Geld für den Kauf des ­Gebäudes zusammenzubekommen. Selbst den damaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen hatte sie am Telefon. Legendär sein Satz bei einem Besuch in Lauenburg: „Du also bist die Ulrike.“

Schließlich bot sich der Verein 2009 selbst als Käufer an. Noch im selben Jahr trat ein Vertrag in Kraft, der die Stadt verpflichtete, den Förderverein mit 6000 Euro jährlich zu unterstützen. Die Vereinbarung gilt noch heute. Die Visionen gingen der Vereinschefin nicht aus. Anfangs sei die Stadtgalerie nur so eine Idee in launiger Stimmung gewesen, erinnert sie sich. Mit dem Eigentümer des Nachbargebäudes, Franz Hitzler, habe sie gefrotzelt, wie es denn wäre, einen Durchbruch zu schaffen und in dem dann entstehenden Raum eine Galerie einzurichten.

Personelle Probleme bereiten Vereinschefin Sorgen

Klar, dass die Idee Ulrike Mechau-Krasemann nicht mehr losließ. Wieder ging sie Klinken putzen. Mit Erfolg: Mit insgesamt 250.000 Euro wurde der Umbau kalkuliert. Der Förderverein konnte einen Eigenanteil von 54.000 Euro erwirtschaften. 2019 bewilligte die Aktivregion Sachsenwald-Elbe bereits mehr als 100.000 Euro. Das Land und die Stadt Lauenburg stellten ebenfalls Mittel zur Verfügung. Als weiterer Sponsor für die Stadtgalerie konnte die Bürgerstiftung Lauenburg gewonnen werden.

Mittlerweile wirken die Erd­geschosse der beiden Häuser wie aus einem Guss. Noch ist nicht alles fertig. Bei der Verlegung der Fußböden lief einiges schief, und barrierefrei ist die neue Stadtgalerie noch lange nicht – schwierig in zwei miteinander verbundenen denkmalgeschützten Häusern.

Trotzdem könnte Ulrike Mechau-Krasemann jetzt fast wunschlos glücklich sein. Ist sie aber nicht, denn jetzt treiben ihr vor allem personelle Probleme Sorgenfalten auf die Stirn.

Ehrenamtlicher Förderverein stößt an Grenzen des Zumutbaren

„Die künstlerische Leiterin des Hauses hat nur eine halbe Stelle. Damit lässt sich kein Ausstellungsprogramm auf die Beine stellen“, sagte sie vor dem Ausschuss. Vieles hätten die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins abgedeckt – und sich zeitweise sogar vor dem Putzen der Toiletten nicht gescheut.

„Das geht so nicht mehr weiter. Deshalb meine Bitte, dass jemand von Ihnen den Vorsitz übernimmt“, erklärte sie den verdutzten Politikern. Immerhin: Toiletten putzen müsse der neue Vorstand nicht. Zumindest dieses Problem sei gelöst.