Lauenburg. Schnüffeln, finden, aufmerksam sein – Polizeihündin „Kiera“ ist hoch motiviert. Dabei geht sie „Ixo“ auch schon mal auf die Nerven.

Die Freude ist „Kiera“ anzumerken. Die zweijährige Hündin weiß, dass Oberkommissarin Isabel Nitschke jetzt einen Auftrag für sie hat. „Kiera“ fixiert den erhobenen Finger der 39-Jährigen und wartet auf das Kommando.

Diesmal ist es nur eine Übung: Isabel Nitschke hat einen Ball versteckt. Es dauert nicht lange, und die Hündin hat das Spielzeug entdeckt. Die Hundeführerin lobt mit einem Leckerli. Im Ernstfall hätte „Kiera“ mit dem gleichen Einsatz einen Verbrecher aufgespürt.

Bei der Ausbildung wird der Spieltrieb der Hunde ausgenutzt

Es ist nicht nur der ausgeprägte Spieltrieb, der „Kiera“ zu einer guten Diensthündin macht. „Bei gefährlichen Einsätzen würde mich ,Kiera’ mit vollem Einsatz verteidigen“, weiß die Polizeibeamtin. Und auch das muss geübt werden, ebenso wie das Stellen von Tätern am Einsatzort. Wenn ein zweibeiniger Kollege vor der Lauenburger Polizeihündin einen Verbrecher mimt, zeigt „Kiera“ den nötigen Biss. Natürlich verletzt sie ihn dabei nicht, denn der Arm des vermeintlichen Täters ist dick abgepolstert. Was sie bei diesen Übungen lernt, muss „Kiera“ regelmäßig unter Beweis stellen. Beim jährlichen Praxistest werden die Polizeihunde des Landes auf ihre Diensttauglichkeit geprüft

Zehn Wochen war „Kiera“ alt, als sie in die Obhut der erfahrenen Hundeführerin kam. Bei ihr lebte da schon „Ixo“, ein mittlerweile pensionierter Polizeihund. Die kleine Hundedame ließ sich von dem Senior nicht die Butter vom Brot nehmen. „Wenn sich ,Ixo’ genervt abwendete, ließ ,Kiera’ nicht locker und wollte seine Aufmerksamkeit“, erzählt Isabel Nitschke.

Hundeführerin und Diensthündin gehen gemeinsam zur „Schule“

Schon zu diesem Zeitpunkt konnte man erkennen, dass „Kiera“ ausgesprochen mutig ist und das Zeug zu einer guten Diensthündin hat. Bis ihre mehrwöchige Ausbildung in Eutin begann, vergingen aber noch ein paar Monate.

Diese „Schule“ musste die Hündin übrigens nicht allein absolvieren. „Hundeführer und Diensthund sind ein Team und werden stets zusammen ausgebildet“, sagt die Lauenburger Polizistin.

Inzwischen ist „Kiera“ alles andere als ein plüschiges Fellknäuel. Mit ihren zwei Jahren ist sie mittlerweile ausgewachsen und auch für eine Deutsche Schäferhündin von durchaus stattlicher Statur. Schon ihre eindrucksvolle Erscheinung flößt Respekt ein. Das ist ein weiterer Pluspunkt für einen guten Polizeihund.

Hunde können Geruchsspuren aufnehmen, die mehrere Wochen alt sind

„Kieras“ Ausbildung ist übrigens noch nicht abgeschlossen. Weil es sich erwiesen hat, dass die Hündin einen besonders guten Riecher hat, soll sie Sprengstoffhündin werden, so wie ihr Vorgänger „Ixo“ auch ausgebildet worden war.

Da die Nase des Hundes im Verhältnis zu der des Menschen extrem fein ist, bleiben der Spürnase auch geringste Mengen von Sprengstoffen nicht verborgen. So finden diese speziell trainierten Diensthunde versteckte Sprengstoffe, selbst wenn diese in Koffern verpackt oder versteckt sind. „Wir werden bei Demos oder Fußballspielen angefordert. Aber Sprengstoffhunde kommen unter anderem auch bei Tagungen zum Einsatz, um sicherzustellen, dass der Veranstaltungsort sicher ist“, sagt die Diensthundeführerin. Einen wirklich spektakulären Einsatz hatte „Kiera“ zwar noch nicht, aber sie wäre an der Seite ihrer Hundeführerin jederzeit darauf vorbereitet.

Bei einem Einsatz in Dassendorf waren auch Sprengstoffhunde dabei

Dass es auch im Kreis brenzlige Situationen geben kann, in denen die Fähigkeiten eines ein gut ausgebildeten Polizeihundes gefragt sind, zeigte ein Einsatz im April 2016 in Dassendorf. Bei einem 49-Jährigen wurden kistenweise Waffen sichergestellt. Neben dem Sondereinsatzkommando (SEK) waren auch Sprengstoffhunde im Einsatz.

Einer von ihnen war „Ixo“, der damalige Diensthund von Polizeibeamtin Isabel Nitschke.


Polizeihunde – Wissenswertes in Kürze

Seit fast 100 Jahren gibt es in Deutschland Diensthunde bei der Polizei. Trotz modernster Technik ist auch heute das besondere Gespür des Hundes gefragt.

Vorwiegend werden für den Polizeidienst deutsche und belgische Schäferhunde eingesetzt. Diese Hunde zeichnen sich vor allem durch ihren ausgeprägten Spieltrieb sowie ihrer physischen Beschaffenheit aus. Ferner besitzen diese Rassen einen überdurchschnittlichen Beute- und Wehrtrieb. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn die Hunde in Einsatzsituationen Täter vor Ort stellen und die Beamten bei der Festnahme unterstützen.

Jeder Diensthundeführer muss mit seinem Diensthund bei der Landespolizei Schleswig-Holstein in Eutin einen Grundlehrgang über zehn Wochen absolvieren. Zu Lehrgangsbeginn sollte der Hund mindestens 18 Monate alt sein und schon eine gute Bindung zu dem Hundeführer haben.

Zeigt der Diensthund nach der Grundausbildung einen besonders ausgeprägten Spieltrieb, besteht für ihn die Möglichkeit zu einer weiteren Ausbildung zum Spezialhund. Diese werden dann unter anderem zur polizeilichen Suche von Personen, Brandmitteln, Drogen und Sprengstoff eingesetzt.