Lauenburg. Neben Urnen- oder Erdgräbern wünschen viele alternative Bestattungsformen. Das hat Folgen. Verwaltung sendet Hilferuf an die Politik.

Leben und Tod gehören zusammen. Bezogen auf den Lauenburger Friedhof ist das mehr als eine Floskel. „Wir wollen ein Tabu brechen“, sagt Elle Koriath, Leiterin der Friedhofsverwaltung. Der Lauenburger Friedhof ist ein stiller Ort der Trauer und des Schmerzes, aber auch ein Ort des Lebens, ein Park mitten in der Stadt. So finden hier nicht nur die Aktionstage statt, sondern auch Führungen zur Pflanzen- und Vogelwelt, Lesungen und kleine Konzerte.

Vor drei Jahren hat der Lauenburger Friedhof auch überregionale Beachtung gefunden. Lauenburgs „grüne Lunge“ im Stadtzentrum wurde mit dem Taspo Award ausgezeichnet – und zwar in der Kategorie „Local Hero“. Der Preis wird auch als „Bambi der grünen Branche“ bezeichnet. Während des Neujahrsempfangs im Jahre 2020 hat das Team des Friedhofes die höchste Auszeichnung erhalten, die die Stadt zu vergeben hat: den „Lauenburger Rufer“.

Stadt muss sich an den Kosten für den einzigen Friedhof beteiligen

Man könnte also meinen, auf so einen Vorzeigefriedhof ist im wahrsten Sinne des Wortes alles im grünen Bereich. Erst auf den zweiten Blick sieht man die Stolperfallen im Asphalt auf den Hauptwegen. Wer hier nicht gut zu Fuß ist, für den kann es schon mal gefährlich werden. „Ein Stück des Weges haben wir aus eigenen Mitteln pflastern lassen, aber nun sind unsere finanziellen Möglichkeiten erschöpft“, sagt Elle Koriath.

Elle Koriath leitet seit 27 Jahren das Friedhofsbüro in Lauenburg und machte das Areal zur grünen Oase in der Stadt. Jetzt braucht der Friedhof finanzielle Hilfe von der Stadt. 
Elle Koriath leitet seit 27 Jahren das Friedhofsbüro in Lauenburg und machte das Areal zur grünen Oase in der Stadt. Jetzt braucht der Friedhof finanzielle Hilfe von der Stadt.  © Elke Richel | Elke Richel

Träger des Lauenburger Friedhofs ist die evangelische Kirchengemeinde. Das allein entlässt die Stadt jedoch nicht aus der Verantwortung für die Verkehrssicherheit. „Nach dem Bestattungsgesetz ermöglichen wir auch Nichtmitgliedern der Gemeinde eine Bestattung, weil die Stadt keinen anderen Friedhof hat. Im Gegenzug ist die Stadt aber auch verpflichtet, sich an den Kosten des Friedhofes zu beteiligen“, erklärt die Friedhofsleiterin. Immer mal wieder kommt dieses Thema auf – sei es, wenn es um den Heckenschnitt entlang der Straße geht, die Straßenreinigung oder um den Winterdienst.

Defizitärer Haushaltsplan für das Wirtschaftsjahr 2021

Derzeit brennt Elle Koriath aber vor allem der Zustand der Wege auf auf den Nägeln. „Der Asphalt reißt immer mehr auf. Ich möchte nicht, dass jemand stürzt“, sagt sie. Bereits im Februar hatte sich Pastor Phillip Graffam mit einem Schreiben an die Fraktionen der Lauenburger Stadtvertretung gewandt. Alternative Bestattungskulturen, die sich immer mehr durchsetzen, würden auch vor dem Lauenburger Friedhof nicht Halt machen.

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Dies würde sich entscheidend auf die Wirtschaftlichkeit auswirken. „Dadurch ist für das Wirtschaftsjahr 2021 ein defizitärer Haushaltsplan aufgestellt worden“, heißt es in dem Schreiben. „Mittlerweile haben sich Vertreter aller Fraktionen vor Ort ein Bild gemacht. Ich hoffe, dass daraus auch Überzeugungen wachsen“, sagt Elle Koriath.

Starke Konkurrenz zur normalen Sargbestattung

Die CDU-Fraktion hat sich mittlerweile intensiv mit der Situation auf dem Friedhof befasst. „Die Bestattungskultur hat sich stark verändert. In der Vergangenheit kam eine Urnenbestattung auf zehn Sargbestattungen. Heute ist das Verhältnis umgekehrt. Seebestattungen, Friedwälder und andere Bestattungsformen stehen in starker Konkurrenz zur normalen Friedhofsbestattung. Dadurch hat sich die Einnahmenseite des Friedhofs entsprechend minimiert. Die Ausgabenseite blieb jedoch unverändert“, sagt Fraktionsmitglied Christoph Haase.

Mutig habe man vonseiten der Friedhofsverwaltung immer wieder versucht, entgegenzusteuern. „Nun aber stehen Investitionen an, die den Friedhof wirtschaftlich total überfordern. Die Hauptwege des Friedhofs müssen dringend erneuert werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf mehr als 80.000 Euro, ein Betrag, den der Friedhof alleine nicht stemmen kann“, heißt es in der Stellungnahme der CDU. „Für uns ist klar, wie groß die Bedeutung eines modernen und gut geführten Friedhofs auf die Kultur der Stadt ist. Wir werden das Problem im Bau- und Planungsausschuss auf die Tagesordnung bringen, um die Sache in den politischen Gremien ausführlich zu diskutieren“, kündigt Haase an.