Lauenburg. Die Kupfer-Felsenbirnen im Fürstengarten Lauenburg mickern vor sich hin. Ursache: Für diesen Standort ist der Baum nicht geeignet.
Rank und schlank stehen sie da, verzaubern im Frühsommer mit weißen Blüten und im Herbst mit leuchtend gelb über orange bis rotem Laub: die Kupfer-Felsenbirnen im Lauenburger Fürstengarten. Doch die Baumallee bietet für genaue Beobachter ein trauriges Bild: Viele Kronen sind ungleichmäßig belaubt und licht, einige Zweige tragen keine Blätter, dazu kommen tiefe Risse in den Stämmen von der Krone bis zur Wurzel.
Bereits vor Jahren hatten einige Anwohner die Stadt auf die deutlich sichtbaren Schäden hingewiesen. Damals hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung Entwarnung gegeben: Die Risse stellten keine wirkliche Gefahr dar, sondern seien durch Witterungseinflüsse und nicht durch mangelnde Pflege entstanden, versicherten sie.
Witterungseinflüsse setzen den Kupfer-Felsenbirnen zu
Die Witterungseinflüsse kann Hans-Dieter Zerbe aus Lauenburg bestätigen. Dennoch beklagt der Pflanzenkenner mangelnde Pflege.
„Die Bäume leiden unter Trockenheit. Die Kupfer-Felsenbirne benötigt ganz andere klimatische Bedingungen, als sie hier in Lauenburg vorhanden sind“, sagt der Grünpflanzen-Experte. Die Schäden sowie der Pilzbefall einiger Bäume sei ein Zeichen dafür, dass sich die Bäume nicht wohlfühlten. Um gut zu gedeihen, bräuchten sie vor allem mehr Feuchtigkeit.
Um gut zu gedeihen, brauchen die Bäume mehr Feuchtigkeit
Das haben Mitarbeiter der Grünabteilung offensichtlich erkannt und einige Bäume mit Wassersäcken bestückt. „Da ist aber leider nicht regelmäßig Wasser drin“, beklagt Zerbe. Einige Felsenbirnen mussten bereits entnommen und durch Jungpflanzen ersetzt werden. Die ganze Allee wirkt wenig gepflegt: Die Tafeln, die über die Historie der Baumallee und die Felsenbirne informieren sollen, sind kaum noch lesbar. Einige Tafeln fehlen ganz.
Was dem 82-Jährigen noch auffiel: Die Stämme der meisten Bäume stammen von der Vogelbeere, auf die Zweige der Kupfer-Felsenbirne aufgepfropft sind. „Das ist ein durchaus gängiges Veredlungsverfahren in Baumschulen“, erläutert Zerbe.
Der Stadt sind die Schäden an den Stämmen bekannt
Da die Felsenbirne ein eher langsam wachsendes Gehölz sei, habe man sich vermutlich im Jahr 2004, als die Allee angelegt wurde, für den schneller wachsenden Stamm der Vogelbeere entschieden, der dann mit der Felsenbirne kombiniert worden sei, mutmaßt Zerbe.
Doch immer wieder sind Triebe der Vogelbeere zu sehen, die aber meist schnell von Mitarbeitern der Grünpflegeabteilung geschnitten werden. „Nur bei dem einen Baum ist das nicht passiert“, sagt Zerbe irritiert und zeigt auf die deutlich sichtbaren orangen Früchte der Vogelbeere, die sich in der Krone einer Felsenbirne befinden.
Kupfer-Felsenbirnen für diesen Standort nicht geeignet
Lange Freude werde man in Lauenburg nicht an den Bäumen haben, befürchtet Zerbe. „Wenn nach wenigen Jahren so viele Bäume schon Schäden an den Stämmen zeigen, ist das ein schlechtes Zeichen.“ Amtsleiter Reinhard Nieberg kennt das Problem. „Wir wissen, dass der Fürstengarten für die Felsenbirnen der falsche Standort ist und sie bei dem Boden dort nicht gut gedeihen können“, gibt er zu.
Aber die Fielmann-Stiftung, die die Bäume 2004 gespendet hatte, hat diese Art gewünscht. „Angesichts der schlechten Bedingungen sind wir allerdings noch zufrieden mit dem Zustand der Bäume“, sagt Nieberg. Dass die Tafeln nicht mehr lesbar sind, war ihm bislang nicht bekannt. „Wir werden uns darum kümmern.“