Lauenburg. Stadt und Bund teilen sich die Baukosten von 5 Millionen Euro je zur Hälfte. Für ehrgeizige Projekt gibt es nun einen Zeitplan.

Eine verbindliche Zusage über die Fördermittel liegt vor und die Stadt Lauenburg hat ihre letzten Hausaufgaben gemacht: Die detaillierten Unterlagen für die Sanierung des Lauenburger Schlosses sind auf den Weg gebracht. Bauamtsleiter Reinhard Nieberg rechnet nicht damit, dass jetzt noch etwas dazwischen kommt. Deshalb hat er mit seinem Team einen Zeitplan für das ehrgeizige Projekt aufgestellt. Im nächsten Jahr soll die Sanierung des Verwaltungsgebäudes beginnen.

Lauenburger Schloss soll saniert werden - Zeitplan steht

Zwei Jahre lang werden die Mitarbeiter mit der Baustelle leben müssen. Doch das dürfte verglichen mit den jetzigen Arbeitsbedingungen zu verschmerzen sein. Ab und zu fiel in den Büros ein Stück Putz von der Decke und einmal hatte Bürgermeister Andreas Thiede einen Fensterflügel in der Hand. Bei einer der regelmäßigen Gefährdungsbeurteilungen der Arbeitsplätze hatte das Lauenburger Verwaltungsgebäude im vergangenen Jahr die denkbar schlechteste Zustandsbewertung erhalten. Dass es so nicht weitergehen kann, steht schon lange fest.

Vor sieben Jahren hatte sich dann eine mögliche Lösung angeboten: Doch der damals geplante Umzug der Stadtverwaltung in das Gebäude der Kreissparkasse an der Alten Wache sorgte in Lauenburg für hitzige Diskussionen.

Bürger stemmten sich gegen möglichen Verkauf des Schlosses

Die Initiative „Bürger für das Schloss“ sammelte im März 2014 insgesamt 1000 Unterschriften gegen den verkauf des Gebäudes. Sprecherin Susanna Brauer-Bethge übergibt hier Bürgermeister Andreas Thiede die Listen.
Die Initiative „Bürger für das Schloss“ sammelte im März 2014 insgesamt 1000 Unterschriften gegen den verkauf des Gebäudes. Sprecherin Susanna Brauer-Bethge übergibt hier Bürgermeister Andreas Thiede die Listen. © Elke Richel | Elke Richel

Was würde dann aus dem Schlossgebäude werden? Mehr als 1000 Unterschriften hatte die Initiative „Schlossbürger“ 2014 gesammelt, um gegen einen möglichen Verkauf des Lauenburger Schlosses zu protestieren. Sie planten sogar ein Bürgerbegehren. Doch dies war nicht mehr nötig. Die Kreissparkasse hatte ihre Neubaupläne auf Eis gelegt und damit war auch der angedachte Umzug der Stadtverwaltung geplatzt.

Seitdem steht fest: Das Schloss wird weder verkauft noch umgewidmet. Die Lauenburger Verwaltung wird dort auch künftig ihren Sitz haben. Mittlerweile mussten Sanierungspläne allerdings gründlich abgespeckt werden. Zunächst war geplant worden, das Schloss zu einem multifunktionalen, kulturellen Ort unter anderem für Ausstellungen, Hochzeiten oder Tagungen auszubauen. Doch bei der Verteilung der Mittel aus dem dafür nötigen Bundesprogramm für Kulturförderung ging die Stadt leer aus.

Förderung aus dem Programm „National wertvolle Kulturdenkmäler“

Jetzt steht fest: Rund fünf Millionen Euro wird die Sanierung des Verwaltungsgebäudes kosten. Die eine Hälfte trägt der Bund, die andere die Stadt. Geplant ist, das Schloss durch neue Fenster energetisch so weit wie möglich auf Vordermann zu bringen. Ein Aufzug soll sicherstellen, dass gehbehinderte Personen oder Rollstuhlfahrer künftig ohne Probleme die Amtsräume der Verwaltung aufsuchen können.

Weil das Lauenburger Schloss in der Liste der Kulturdenkmäler des Landes steht, kam nämlich auch ein anderer Fördertopf infrage. Das Programm „National wertvolle Kulturdenkmäler wurde ins Leben gerufen, um die Erhaltung von Baudenkmälern, Bodendenkmälern sowie historischen Parks und Gärten zu unterstützen, denen aufgrund architektonischer, historischer oder wissenschaftlicher Leistungen eine herausragende Bedeutung zukommt. Von 1950 bis 2020 konnten mit diesen Mitteln 700 Kulturdenkmäler restauriert worden.

Winzige Büros wird es nach der Sanierung nicht mehr geben

Wer mit Mitteln des Denkmalschutzes arbeitet, muss natürlich besonders unter diesem Gesichtspunkt planen. „Wenn alles läuft, wie wir planen, wird sich das Gebäude von außen nicht verändern“, sagt Nieberg. Es sei denn, der Aufzug könne nicht in das Gebäude integriert werden. Dann werde sich die Stadtverwaltung mit den Denkmalschützern noch einmal abstimmen müssen.

Die teilweise winzigen Büros im Schloss wird es nach der Sanierung nicht mehr geben. „Die nachträglich eingezogenen Wände waren Bausünden vergangener Zeit. Da können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, freut sich er Amtsleiter.

  • Das Lauenburger Schloss aus Trümmern errichtet

Das Lauenburger Schloss ist gar kein Schloss. Das hat der Lauenburger Historiker Wichmann von Meding bei seinen Forschungen herausgefunden. Das Gebäude, in dem sich heute die Stadtverwaltung befindet, wurde 1708 demnach als Amtshaus errichtet. Das „echte“ Schloss sei 1206 erbaut worden und 1656 fast restlos abgebrannt. Andere Quellen sprechen zwar davon, dass dieser verheerende Brand bereits 1616 das Schloss vollständig vernichtet hätte. Doch von Meding hat herausgefunden, dass ein unversehrter Teil des Schlosses dem Herzog Franz II. noch bis zu seinem Tod am 2. Juli 1619 als Wohnstätte diente. 40 Jahre später sei das tatsächliche Ende des Gebäudes gekommen.

„Das Schloss war unter schwedischer Besatzung. 1656 beschossen die kaiserliche Truppen das Gebäude. Da blieben nur Trümmer übrig“, so der Historiker. Und aus jenen sei später das Amtshaus errichtet worden. Er will auch herausgefunden haben, wie das schlichte Gebäude zum „Schloss“ wurde. „1860 kam ein Baumeister in die Stadt und nannte das Gebäude ,Schloss’. Das schmeichelte den Lauenburgern und so behielten sie das bei“, sagt er.

Quelle: Wichmann von Meding: „Stadt ohne Land am Fluß“