Lauenburg. Leere Häuser, marode Gebäude: Kein schönes Bild in der Oberstadt. Am 30. Juli gibt es nun eine öffentliche Klausurtagung.

Noch prägen die Brandruine an der Hamburger Straße in Lauenburg, marode Gebäude und viel Leerstand das Gesicht der Oberstadt. Aber das soll sich ändern. Dreh- und Angelpunkt für die Innenstadtentwicklung ist die 2000 Quadratmeter große Brachfläche an der Berliner Straße. Politik und Verwaltung hatten sich auf ein Investorenauswahlverfahren geeinigt: Das Areal wird für 570.150 Euro an denjenigen verkauft, der das überzeugendste Konzept für ein „kleinstädtisches Zentrum“ vorlegt. Einsendeschluss war der 30. Juni dieses Jahres.

„Es gab 13 Interessenten“, sagt Bauamtsleiter Reinhard Nieberg. Davon sind drei ernsthafte Bewerber übriggeblieben. Ein detailliertes Konzept des geplanten Projektes müssen die Bewerber bis zu 25. September dieses Jahres einreichen. Am 2. November bewertet eine Jury die Konzepte und trifft eine Wahl. Dazu kommt noch eine Bewerbung außerhalb des Verfahrens, wie Nieberg bestätigt.

Lauenburger Politiker wollen über die Innenstadtentwicklung diskutieren

Es gibt drei ernsthafte Bewerber für die Brachfläche an der Berliner Straße.
Es gibt drei ernsthafte Bewerber für die Brachfläche an der Berliner Straße. © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

Aber Däumchen drehen ist bis November nicht angesagt, zumal auch das Warenhaus Famila auf einen Beschluss zu seinen Erweiterungsplänen wartet. Um sich über Ideen, Wünsche und Perspektiven für Lauenburg auszutauschen, kommen Vertreter von Verwaltung und Politik am Freitag, 30. Juli, zu einer Klausurtagung zusammen. „Wir wollen über zentrale Themen der Stadtentwicklung sprechen, außerhalb der formalen Sitzungen, in denen am Ende oft ein Beschluss stehen muss“, sagt Nieberg. Bei der Klausurtagung gehe es um gemeinsames, öffentliches Brainstorming, um einen guten Weg für die Elbestadt zu finden.

Eingeladen sind nicht nur die Stadtvertreter und bürgerliche Mitglieder, sondern auch Vertreter der Wirtschaft und des kulturellen Lebens. Nach einem Impulsreferat von einem Experten für Stadtentwicklung, das sich mit der Profilierung und Neupositionierung kleinstädtischer Zentren unter der Überschrift „Was kommt, wenn Corona geht?“ befassen wird, startet eine Diskussion, zu der alle eingeladen sind. „Auch die Lauenburger dürfen sich einbringen und ihre Wünsche und Ideen vortragen“, kündigt Nieberg an.

Aktuell gibt es neben der Brachfläche weitere „Baustellen“: die Pläne von Famila zur Sortimentserweiterung sowie der sanierungsbedürftige Bereich zwischen Berliner Straße, Fürstengarten und Alte Wache. Ausschlaggebend für weitere Pläne ist die Zukunft der Brachfläche.

SPD will den Erweiterungsplänen von Famila entgegenkommen

„Wir wollen eine Innenstadt mit einem Mix aus allem, was man braucht“, sagt Christian Stockfisch Fraktionsvorsitzender der CDU Lauenburg.
„Wir wollen eine Innenstadt mit einem Mix aus allem, was man braucht“, sagt Christian Stockfisch Fraktionsvorsitzender der CDU Lauenburg. © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

„Wir wollen eine Innenstadt mit einem Mix aus allem, was man braucht“, sagt Christian Stockfisch, Fraktionsvorsitzender der CDU. Dafür wäre es wünschenswert, dass das Sanierungsgebiet zwischen Berliner Straße, Fürstengarten und Alter Wache angegangen wird, um den Hauptgeschäftsbereich der Stadt zu revitalisieren. „Es ist sinnvoll, die Grundstückseigentümer mit ins Boot zu holen und an den Gesprächen zu beteiligen“, sagt Stockfisch.

Für Touristen sei neben einem breiteren Einzelhandelsangebot eine bessere Anbindung zwischen Ober- und Unterstadt notwendig. „Ein Schrägaufzug ist ja leider vor Jahren abgelehnt worden“, moniert Stockfisch. Jetzt fehle er ebenso wie Info-Tafeln am Schloss sowie am Lösch- und Ladeplatz.

Grüne wollen auf kulturelle und soziale Nutzung setzen

„Wir sollten statt immer nur auf Einzelhandel lieber auf kulturelle und soziale Nutzung setzen“, sagt Thorsten Pollfuß Fraktionsvorsitzender der Grünen in Lauenburg.
„Wir sollten statt immer nur auf Einzelhandel lieber auf kulturelle und soziale Nutzung setzen“, sagt Thorsten Pollfuß Fraktionsvorsitzender der Grünen in Lauenburg. © BGZ/Karin Lohmeier | Karin Lohmeier

„Unsere Fraktion hat jetzt einstimmig beschlossen, den Wünschen von Famila entgegenzukommen“, sagt Jens Meyer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Die Sortimentserweiterung durch Schuhe habe seiner Ansicht nach keine Auswirkung auf die Innenstadt­entwicklung. Um die voranzutreiben, setzt die SPD auf das geplante Hotel im Fürstengarten. „Wir hoffen, dass der Neubau von Edeka sowie das neue Hotel eine Initialzündung zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt sind und Filialisten anlocken“, sagt Meyer.

Die Grünen sind da anderer Meinung. „Wir sollten nicht immer nur auf Einzelhandel setzen, sondern auf kulturelle und soziale Nutzung“, entgegnet Thorsten Pollfuß. Seiner Ansicht nach wird das Konzept einer „Marktgalerie“ nicht funktionieren. „Wir brauchen mehr Aufenthaltsqualität. Erst müsse das Zentrum belebt werden, um dann in einem zweiten Schritt wieder Einzelhandel dort zu etablieren.

Das 2019 abgebrannte Fachwerkhaus soll abgerissen werden

Für Amtsleiter Nieberg ist die „katastrophale Brandruine“ ein zentrales Problem, das er gern so schnell wie möglich vom Tisch hätte. Der Kauf des Grundstücks durch die Stadt ist gescheitert, informiert er. Die Eigentümerin plane jetzt, das 2019 abgebrannte Fachwerkhaus abzureißen, um dort ein Wohn- und Geschäftshaus zu bauen.

„Ein gesichtsloses „Minihochhaus“, was nur durch die Änderung des Bebauungsplanes möglich wäre, lehnen wir kategorisch ab“, konstatiert Niclas Fischer, Fraktionsvorsitzender der Lauenburger Wählergemeinschaft. Seine Fraktion plädiert für eine äußere Wiederherstellung der Ruine. „Wir brauchen eine Ortsgestaltungssatzung, um negative bauliche Entwicklungen zu verhindern“, fordert Fischer. „Generell sollten wir bei der Innenstadtentwicklung auf eine Bewahrung der noch vorhandenen historischen Restbausubstanz und auf eine anspruchsvolle Architektur achten. Außerdem muss es mehr Aufenthaltsqualität, mehr Sauberkeit und Sicherheit geben“, sagt er.

Diskussion über Lauenburger Stadtentwicklung ist am 30. Juli

Die Diskussion am 30. Juli wird sicherlich spannend. Wer dabei sein möchte, muss sich per E-Mail an planung@lauenburg.de anmelden. Die Kontaktdatenerfassung erfolgt über die Luca-App.

Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule. Bereits ab 15 Uhr begrüßen Bürgermeister Andreas Thiede und Stadtpräsident Wilhelm Bischoff die Gäste bei einer Tasse Kaffee.