Lauenburg. Das Gemeindezentrum wird für 900.000 Euro rundum erneuert. Pastor Philip Graffam hofft, dass der Umbau im nächsten Jahr fertig ist.
Für Pastor Philip Graffam war Donnerstag einer der bisher wichtigsten Tage des Jahres: Er hat endlich den Bauantrag für den Umbau des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses unterschreiben können. Die dicke Mappe mit den Unterlagen zeigt nicht mal annähernd, wie viele Ideen-Runden, schlaflose Nächte, Absprachen und Anträge bis hierher nötig waren.
Schließlich geht es auch um viel Geld: Rund 900.000 Euro wird das Projekt kosten. Und weil die Lauenburger Kirchengemeinde diese Summe nie hätte allein aufbringen können, galt es auch, verschiedene Fördertöpfe aufzuspüren. 100.000 Euro steuert die Aktivregion Sachsenwald-Elbe bei, auch die Landeskirche unterstützt das ehrgeizige Vorhaben finanziell. Den größten finanziellen Anteil stemmt die Lauenburger Gemeinde allerdings selbst: Das Alte Pastorat und das ehemalige Pfarrwitwenhaus wurden für diesen Zweck verkauft. Für den noch fehlenden Teil der Summe hat die Kirchengemeinde Mittel aus einem Landesprogramm für energetische Sanierung beantragt.
Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Lauenburg wird umgebaut
Man muss schon genau hinsehen, um hinter dem schlichten Zweckbau von 2007 den Gebäudeteil zu entdecken, der vor über 50 Jahren den Grundstein für das Dietrich-Bonhoeffer-Haus bildete. Die Idee damals: Es sollte auch in der Oberstadt ein evangelisches Gotteshaus geben. Auch damals war es für viele ältere Lauenburger beschwerlich, in die Unterstadt zur Maria-Magdalenen-Kirche zu gelangen. Ursprünglich sollte an der Dresdener Straße eine richtige Kirche und kein Gemeindezentrum errichtet werden. Ende der 1960er-Jahre zog es viele Lauenburger in die neuen Häuser im Westen der Stadt. Wahrscheinlich waren es Kostengründe, weshalb man von dem Plan abrückte, auch in der Oberstadt eine Kirche zu errichten.
Die Planänderung erwies sich allerdings später als Vorteil – die Nutzungsmöglichkeiten des Gemeindezentrums sind um ein Vielfaches größer als in einer Kirche. Im vor 14 Jahren eingeweihten Neubautrakt sind heute der evangelische Kindergarten sowie die Familienbildungsstätte untergebracht.
Historisches bewusst erhalten, statt einfach plattmachen
Wie kann es gelingen, das zweigeteilte Gebäude in eine moderne Einheit zu bringen und außerdem Zeitzeugnisse bewusst in die Gestaltung einzubeziehen? „Auf die Ausschreibung hatten sich drei Architekturbüros beworben. Die einen wollten den alten Gebäudeteil einfach plattmachen. Kostenmäßig wäre das wohl auf das Gleiche rausgekommen, aber das ist nicht das, was wir wollen“, sagt Graffam.
Den Zuschlag hat schließlich das Büro Mißfeldt und Kraß aus Lübeck erhalten. Überzeugt habe der Grundsatz: Immer den alten Bestand würdigen. Und der hat vor allem energetisch großen Nachholebedarf.
Die Gottesdienste im Dietrich-Bonhoeffer-Haus sind immer gut besucht – trotzdem hier der Charme der 70er-Jahre nicht zu übersehen ist: Dunkle Holzverkleidungen und die kühl anmutende Fußböden bestimmen das Ambiente. Außerdem ist der alte Gebäudetrakt eine reinste Energieschleuder.
Pelletheizung, sakrale Fenster, Lift und digitale Orgel
Nach den Plänen der Architekten ergibt sich hier bald eine perfekte Mischung von alt und modern. Der alte und der neue Gebäudetrakt werden durch ein Foyer verbunden. Die Fassadensanierung soll für eine bessere Energieeffizienz sorgen. Der Raum für die Gottesdienste wird durch sakrale Fenster und eine digitale Orgel ein angemessenes Ambiente erhalten. Den Veranstaltungsraum im Keller erreicht man künftig mit einem Lift.
Noch ist viel zu tun, aber Philip Graffam hat eine Vision: „Ich wünsche mir, dass wir nächstes Jahr Ostern ohne Corona im neuen Bonhoeffer-Haus feiern können.“
- Rückblick:
Am 20. Januar 1971 schrieb die Lauenburgische Landeszeitung: „Mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus wurden 1970 doppelt so viele Gottesdienste als im Jahr zuvor abgehalten. Trotz gestiegener Kirchenaustritte kamen doppelt so viele Menschen in den Gottesdienst. Diejenigen, die unkten, das Gemeindehaus könne nicht ausgelastet werden, haben also nicht recht behalten.Die Glocke wurde am 31. Mai 1970 geweiht. Sie trägt die Losung: So bekehre Dich nun zu Deinem Gott; halte Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf Deinen Gott.