Lauenburg. Die Lauenburger Tafel versorgt normalerweise 400 Kunden pro Ausgabetag. Doch die ist geschlossen. Freiwillige Helfer springen ein.

Würstchen, Milch, Kuchen, Brot und Käse, dazu reichlich Obst und Gemüse – die Kiste, die Monika Koch gerade packt, wird schon sehnsüchtig erwartet. Durch die Lebensmittel wird die sechsköpfige Familie am Wochenende über die Runden kommen. Monika Koch ist eine von fünf freiwilligen Helfern, die sich gemeldet haben, als die Lauenburger Tafel aufgrund der Corona-Krise schließen musste. Mittlerweile werden 140 Personen in Lauenburg und dem Amt Lütau dienstags und freitags mit den gespendeten Lebensmitteln versorgt.

Weil die meisten Helfer der Lauenburger Tafel in einem Alter sind, indem sie selbst zur Risikogruppe gehören, entfielen ab Mitte März die beiden Ausgabetage pro Woche im Nachbarschaftstreff ToM. Für viele der Tafelkunden ein Riesenproblem, denn ihnen fehlt es am Nötigsten. „Wie können wir einerseits dafür sorgen, dass Bedürftige weiter mit Lebensmitteln versorgt werden und andererseits, dass wir nichts wegwerfen müssen?“, fragte eine Mitarbeiterin eines Lebensmittel-Discounters in einer Lauenburger Facebookgruppe.

In der Corona-Krise verschärfen sich Probleme

Nur wenige Tage später lief in der Stadt eine Hilfsaktion an, deren Fäden bei Pastor Philip Graffam zusammenlaufen. Die Idee: Wenn die Kunden nicht zur Tafel kommen können, werden ihnen die gespendeten Lebensmittel nach Hause geliefert. Besonders für Lauenburger Senioren, die sich mit schmaler Rente über Wasser halten müssen, ist dieser Service gedacht. Aber eben auch für bedürftige Familien und Alleinlebende, die eine Berechtigung für den Wareneinkauf bei der Tafel haben.

Zu Beginn der Aktion gab es mehr freiwillige Helfer als Menschen, sich sich helfen lassen wollten. Möglicherweise hielt sie die Scham davon ab, ihre Not zu offenbaren. Doch mittlerweile hat sich das geändert. An manchen Tagen klingelt sich das Telefon bei Philip Graffam heiß. Während er die Adresse der Anrufer notiert, hört er mitunter Geschichten, die ans Herz gehen. So wie die der alten Dame, deren Rente jetzt kaum bis Monatsende reicht. Bevor das Coronavirus sie in die Einsamkeit ihrer Wohnung zwang, hat sie beim Spaziergang manchmal ein paar Pfandflaschen aus dem Papierkorb unauffällig in ihre Tasche gesteckt. Zur Tafel ist sie immer mit der Nachbarin gegangen. Die habe ihr immer gut zugeredet, dort für zwei Euro das Nötigste für die Woche einzukaufen. Die Adresse der Seniorin steht jetzt fest auf dem Tourenplan der Helfer.

Eine Erfahrung ist neu für den Pastor: „Es melden sich auch Menschen, die vor der Corona-Krise nicht auf die Tafel angewiesen waren. Vor allem Selbstständige und Freiberufler, denen plötzlich das Einkommen wegbricht, wissen oft nicht ein noch aus“, hat er festgestellt. Eines stehe für ihn fest: „Es muss sich niemand schämen, um Hilfe zu bitten, wenn er in eine finanzielle Notlage gerät.“ Solange die Tafel die Ausgabe der Lebensmittel nicht wieder aufgenommen hat, können Bedürftige unter Telefon 04153/33 55 einen Termin für die Abgabe der Lebensmittel vereinbaren. Die stammen vom lokalen Lebensmitteleinzelhandel. Zu den wichtigsten Spendern zählen Edeka, Penny, Lidl und Aldi.

Ausgabe ab 16. Juni wieder im Nachbarschaftstreff ToM

Jetzt soll die Ausgabe der Tafel unter Einhaltung der Hygienevorschriften und Abstandsregeln wieder geöffnet werden. Ursprünglich hatten Leiterin Friederike Betge und ihr Team den 9. Juni angepeilt. Nun hat sich dieser Termin aber um eine Woche auf den 16. Juni verschoben. „Bis auf Weiteres werden wir jeweils dienstags einmal wöchentlich von 12 bis 13 Uhr öffnen. Neuanmeldungen werden an den Ausgabetagen ab 11 Uhr angenommen“, so die Tafelchefin. Bis zur Schließung versorgte die Tafel im ToM am Moorring 19 bis zu 400 Kunden pro Ausgabetag. Angesichts von Kurzarbeit und wachsender Arbeitslosigkeit dürfte die Zahl noch zunehmen.