Lauenburg. Wehrführer Lars Heuer zieht Bilanz für das Jahr 2020. Es gab insgesamt 142 Einsätze, der größte war der Brand bei Worlée.
Corona-Pandemie, bauliche Mängel im Katastrophenschutzzentrum und ein Großbrand, wie es ihn seit Jahren nicht gab – 2020 war für die Feuerwehr Lauenburg ein Jahr große Herausforderungen. „Wir sind zu insgesamt 142 Einsätzen ausgerückt, etwa genauso oft wie 2019“, fasst Wehrführer Lars Heuer knapp zusammen. Doch hinter dieser Zahl stecken Schicksale: So befreiten die Retter im vergangenen Jahr 60 Menschen aus bedrohlichen Notlagen.
Solche Szenarien müssen immer wieder geübt werden, damit im Ernstfall alles wie am Schnürchen läuft. Doch daran war wegen der coronabedingten Beschränkungen im vergangenen Jahr kaum zu denken. „Wir hatten umfassende Hygienekonzepte erstellt und mussten dann aufgrund der Pandemielage nach einer kurzen Lockerung sämtliche Ausbildungen wieder einstellen“, bedauert Heuer.
Stunden dauerte der Kampf gegen die Flammen bei Worlée
Wenn das Signal zum Ausrücken kommt, gehen die Feuerwehrleute in jedem Fall hochkonzentriert vor. Aber wenn sie ins Lauenburger Industriezentrum an den Söllerwiesen gerufen werden, ist die Anspannung noch um einiges höher.
So war es auch am 15. Mai des vergangenen Jahres. Der Brand war gegen 7.30 Uhr in einem Produktionsturm im östlichen Teil des Chemiewerkes Worlée ausgebrochen. Zuvor hat es dort eine Explosion gegeben. In dem Gebäude, in dem es zur Explosion gekommen war, werden Harze für die Farbenherstellung produziert. Zum Zeitpunkt der Explosion waren etwa 170.000 Kilogramm des Rohstoffes in dem Gebäude gelagert.
Zehn Stunden lang kämpften die etwa 300 Einsatzkräfte darum, dass die Flammen nicht auf umliegende Gebäude übergreifen. Alle zehn Mitarbeiter, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Gebäude befanden, konnten unverletzt gerettet werden. Vonseiten der Lauenburger Politik und Verwaltung gab es viel Anerkennung für diesen besonderen Einsatz.
Stadt investierte 100.000 Euro in bauliche Verbesserungen
Als die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise deutlich wurden, kam der Haushaltsplan der Stadt noch einmal auf Tisch. „Die Baumaßnahme Katastrophenschutzzentrum wurde in die mittelfristige Finanzplanung ab 2022 verschoben“, hieß es in der Beschlussvorlage der Stadt, der die Stadtvertretung mehrheitlich folgte.
Die schlechten Zustände im Katastrophenschutzzentrum an der Reeperbahn sind seit Jahren bekannt. 2018 beschloss die Politik einen Masterplan, um die Zustände bis 2025 zu ändern. Eine Gefahrenanalyse hatte ergeben: Es fehlt an Absauganlagen für Auspuffgase und geeignete Umkleideräume. Auch sogenannte schwarze und weiße Bereiche und damit eine Trennung von sauberen, privaten und verdreckten, dienstlichen Kleidungsstücken gibt es nicht. Die Forderung hat einen Hintergrund: Es gilt dem gefürchteten „Feuerkrebs“ bei Einsatzkräften vorzubeugen.
Verwaltung hat vorerst den Rotstift angesetzt
Auch wenn die Verwaltung vorerst den Rotstift angesetzt hat, seien die Maßnahmen nicht vom Tisch, heißt es vonseiten der Stadt. Ein Gutachten hatte ergeben, dass ein ursprünglich angedachter Neubau nicht erforderlich sei. Später anfangen und das Ziel 2025 trotzdem halten – aus Sicht der Verwaltung ist das möglich. Einige der baulichen Mängel im K-Zentrum hat die Stadt im vergangenen Jahr bereits abgearbeitet. So wurde in der großen Fahrzeughalle die Absauganlage für die Auspuffgase auf Vordermann gebracht. 27.000 Euro flossen in diese Maßnahme. Rund 65.000 Euro investierte die Stadt in die sogenannte Atemschutzwerkstatt. Hier werden die Schutzmasken nebst Zubehör nach dem Einsatz maschinell gesäubert und getrocknet.
Eines der größten Probleme im K-Zentrum bleibt aber bisher ungelöst: Die Trennung von schwarzen und weißen Bereichen. Das führt mitunter zu kuriosen Situationen, wie nach einem Wohnungsbrand im Lauenburger Stadtzentrum Mitte Dezember: Nachdem der Einsatz beendet war, zogen sich die Feuerwehrleute auf offener Straße um. Sie legten die kontaminierte Schutzkleidung ab und stiegen in die mitgebrachten Jogginganzüge.
„Wir freuen uns, dass einige Maßnahmen bereits in Angriff genommen wurden und gehen weiter von der Umsetzung der geplanten baulichen Maßnahmen aus. Der größte politische Fehler wäre, wegen der Corona-Krise an der Feuerwehr zu sparen“, appelliert der Wehrführer.