Lauenburg. Famila will in Lauenburg einen Erweiterungsbau errichten. Doch um die geplante Marktgalerie nicht zu gefährden, ist das bisher nicht gestattet.

„Sie haben die Wahl, ob Sie die Innenstadt oder den Standort auf der grünen Wiese stärken wollen“, hatte Andreas Gustafsson vom Hamburger Büro BulwinGesa im Mai dieses Jahres vor dem Bau- und Planungsausschuss gesagt. Im Auftrag der Stadt hatten die Marktforscher den Entwurf eines Einzelhandelsgutachtens vorgelegt.

Die klare Empfehlung: Im Interesse der geplanten Marktgalerie ist den Erweiterungsplänen von Famila eine Absage zu erteilen. Seit 2006 will der Marktriese am Stadtrand einen Erweiterungsbau unter anderem mit den Warengruppen Mode und Schuhe errichten. Im Juni schickte die Stadtvertretung das Einzelhandelskonzept in die Warteschleife – das Vertrauen in die seit 2012 geplante Marktgalerie war mittlerweile quer durch alle Fraktionen gebröckelt. Der Kompromiss: Abwarten, ob sich bis zum 31. Oktober in Sachen Marktgalerie etwas tut oder nicht – und dann neu entscheiden.

Wie viele Umlandkunden lockt Famila in die Stadt?

Jetzt könnte die politische Diskussion neuen Zündstoff erhalten. Mittlerweile liegt nämlich ein weiteres Gutachten vor: Im Auftrag von Famila hat sich das Büro Lademann & Partner mit dem Entwurf des Einzelhandelsgutachtens beschäftigt. Die Hamburger Unternehmensberater erstellen seit 1986 unter anderem Marktanalysen und betreuen bundesweit sowohl Handelsunternehmen als auch öffentliche Auftraggeber. Das Büro hatte sich bereits vor zwei
Jahren im Rahmen einer Verträglichkeitsanalyse mit dem Famila-Standort auseinander gesetzt, um festzustellen, welche zusätzlichen Sortimente bei Famila ohne negative Auswirkungen auf die Innenstadt umsetzbar wären.

Unter dem Titel „Die Stadt Lauenburg als Einzelhandelsstandort“ beschäftigt sich das neue Gutachten auf 16 Seiten mit den Kernaussagen des Einzelhandelskonzeptes. Zwar bescheinigt Lademann & Partner den Autoren des Konzeptes eine „saubere Methodik und eine weitgehend nachvollziehbare Analyse der Angebots- und Nachfragesituation“, ansonsten gibt es aber viel Widerspruch zu den darin von BulwinGesa gegebenen Empfehlungen. „Vorangestellt sei darauf hingewiesen, dass man beim Lesen des Konzeptentwurfs mitunter den Eindruck bekommt, dass das Konzept nur darauf ausgelegt ist, dem Famila-Standort eine Weiterentwicklung zu verwehren“, heißt es in der Stellungnahme.

Einer der kritisierten Punkte: BulwinGesa hatte festgestellt, dass Menschen aus umliegenden Orten zu Famila fahren. Dabei würden die Hälfte auch die Innenstadt besuchen. Anders als BulwinGesa kommt das Büro Lademann & Partner zu dem Ergebnis: „Unter der Berücksichtigung, dass der Famila-Standort einen deutlich höheren Umlandkundenanteil aufweist, lässt sich somit auch schlussfolgern, dass Famila Kunden an Lauenburg bindet, die ohne Famila gar nicht in Lauenburg einkaufen würden und diese über die Kopplungsquote in Teilen auch der Innenstadt nutzbar macht.“

Ausschuss soll über neues Gutachten beraten

Auf der Tagesordnung für die Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Montag, 11. November, steht ein Antrag der Fraktion Unser Lauenburg. Demnach soll das Büro Lademann & Partner die Stellungnahme vorstellen dürfen. „Wir halten es im Namen der Fairness geboten, dass sich nach BulwinGesa auch eine zweite Meinung anzuhören“, heißt es in dem Antrag. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.