Lauenburg. Die geplante Marktgalerie in Lauenburg galt als eines der großen Zugpferde der Stadtentwicklung. Jetzt ist das Projekt geplatzt.
Wer in den vergangenen Monaten in Lauenburg das Wort „Marktgalerie“ in den Mund nahm, erntete bestenfalls ein müdes Lächeln. Kaum jemand glaubte noch ernsthaft an das seit 2013 angekündigte Projekt – auch wenn Verwaltung und ein großer Teil der Lauenburger Politik immer wieder Durchhalteparolen verkündeten.
Doch jetzt zieht die Stadt einen Schlussstrich: „Die Marktgalerie mit ihrer Konzentration auf Einzelhandel hat sich nicht realisieren lassen“, teilt Bürgermeister Andreas Thiede mit. Es sei Zeit, nach vorn zu blicken und neuen Visionen Raum zu geben.
Kleinstädtisches Zentrum statt Marktgalerie
Der neue Plan ist ein „gesteuertes Investorenauswahlverfahren“. Demnach soll die im Eigentum der Stadt befindliche Brachfläche zu einem vorab festgelegten Preis an denjenigen verkauft werden, der das überzeugendste Konzept für ein „kleinstädtisches Zentrum“ vorlegt. Dazu müsse der geltende Bebauungsplan zwar geändert werden – zusätzliche Kosten würden der Stadt aber nicht entstehen.
„Trotz mehrfacher Fristverlängerungen hat der Investor bis heute keinen Bauantrag gestellt, obwohl die Stadt die planungsrechtlichen Voraussetzungen vor langer Zeit eigens angepasst hat“, begründet Thiede jetzt den radikalen Schritt. Zuletzt hatte Projektentwickler Frank Kiefaber die Frist 31. August 2019 verstreichen lassen, einen „genehmigungsreifen Bauantrag“ einzureichen“
Stadtvertreter per E-Mail informiert
Nach der Stadtvertretersitzung am Mittwoch erfuhren zuerst die Fraktionsvorsitzenden von der neuen Situation. Gestern wurden die übrigen Stadtvertreter per E-Mail durch die Verwaltung informiert. Fassungslosigkeit beim Fraktionsvorsitzenden der Wählergemeinschaft Unser Lauenburg, Ralf Storjohann: „Seit zwei Jahren haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass das Konzept Marktgalerie wirtschaftlich in Lauenburg niemals tragbar sein wird. Die großen Fraktionen sind dem Investor nahezu blind in den Abgrund gefolgt“, so seine Einschätzung.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Martin Scharnweber, fühlt sich durch die neue Entwicklung zwar ebenfalls bestätigt, ärgert sich aber auch: „Wir hatten bereits im vergangenen Jahr einen Antrag gestellt, Alternativen zu den Plänen von Herrn Kiefaber zu entwickeln, fanden aber keine Mehrheit. Wir könnten längst weiter sein“, sagt er. Allerdings sei jetzt wenigstens die Hängepartie beendet und es gäbe Gewissheit. Weitgehend einig sind sich Storjohann und Scharnweber, was die künftige Nutzung des Filetgrundstücks im Stadtzentrum betrifft: Die Wählergemeinschaft kann sich „kleine inhabergeführte Geschäfte, Wohnungen und Außenbereiche“ vorstellen, in denen man sich gern aufhält. Die SPD setzt auf eine „Mischung aus Wohn- und Gewerbebebauung unter Leitung der Stadt.“
Projektentwickler hält an Marktgalerie fest
Projektentwickler Frank Kiefaber will seinen Plan nicht aufgeben. „Wir sind überzeugt von der Marktgalerie. Wir arbeiten an einer zügigen Realisierung und stehen zum Standort Lauenburg“, betonte er gestern auf Nachfrage.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte sich Kiefaber gegenüber unserer Zeitung noch sehr bedeckt gehalten: „Wir sind auf gutem Weg. Aber für nähere Infos ist es gerade nicht der richtige Zeitpunkt“, sagte er nur. Fast zeitgleich hatte es dann aber doch Informationen gegeben, allerdings nur für einen ausgewählten Kreis der Lauenburger Politiker – die Wählergemeinschaft Unser Lauenburg war nicht eingeladen worden. Die hatte als einzige Fraktion im Januar 2019 gegen den Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes gestimmt, der aus ihrer Sicht dem Projektentwickler in Gestaltungsfragen zu viel freie Hand lasse.
Kiefaber gab sich gestern vor allem besorgt über die Außenwirkung, die die neue Entwicklung nach sich ziehen würde. „Natürlich kann man Verständnis haben, wenn angesichts der langen Vorlaufzeit auch Alternativen geprüft werden. Marktwirtschaft ist immer Wettbewerb, damit können wir umgehen“, räumte er ein. Es wäre aber wünschenswert, den Standort in der Auseinandersetzung wie in der Außendarstellung unbeschädigt zu halten.
Die Reaktion von Lauenburgs Bürgermeister auf diesen Einwand fällt diplomatisch, aber knapp aus: „Herr Kiefaber kann sich bewerben – und mit dem besten Konzept überzeugen“, sagt Thiede.