Lauenburg. Am Mittwochvormittag hatte Landesverkehrsminister Jost de Jager (CDU) festgelegt, dass für Lkw über 12 Tonnen künftig in Lauenburg ein Durchfahrtsverbot gelten solle und schon Stunden später war in Lauenburg klar: Das muss gefeiert werden!

Fast 100 Bürger kamen zur spontan organisierten Party in das „Lavastein“. „Diese Entscheidung ist für mich eine Sensation“, freute sich Maja Bienwald, die Sprecherin des Bürgeraktionsbündnisses „Lauenburg reicht’s!“ (BAB) Allerdings – ein kleiner Wermutstropfen bleibt: „Unser Traumziel ist noch nicht erreicht. Wir wollen ein Durchfahrverbot für Laster mit einem Gewicht von mehr als 7,5 Tonnen“, sagte sie. Deshalb planten die Akteure noch am selben Abend ihre nächste Aktion. Am kommenden Sonnabend wird das Bürgeraktionsbündnis zwischen 8 und 12 Uhr auf dem Wochenmarkt vertreten sein, um mit den Bürgern der Stadt ins Gespräch zu kommen.

Für viele eine Überraschung: Auch Bürgermeister Harald Heuer kam zur Party des BAB. Ausdrücklich bedankte sich der Verwaltungschef für den Einsatz der Bürger und räumte ein, dass es Politik und Verwaltung allein nie geschafft hätten. Interessant: Es selbst hatte von der Entscheidung in Kiel nur durch die „Flüster-Post“ erfahren. „Ich habe extra noch mal in meinem Sekretariat angerufen und nachgefragt, ob es eine offizielle Mitteilung an die Stadt dazu gibt.“ Dies tat aber seiner Freude keinen Abbruch. Er beteiligte sich sogar an einer spontanen Straßensperrung der B5 vor der Alten Wache. Für wenige Minuten bildeten die Bürger eine Menschenkette und machten den Fahrern der dicken Brummis unmissverständlich klar: „Wir wollen euch hier nicht haben!“ Verdutzte Gesichter daraufhin bei den Fahrern. „Wo soll ich denn sonst lang fahren?“, wollte ein holländischer Trucker wissen.

Diese Frage dürften sich nun viele Menschen stellen – nur nicht mehr die in Lauenburg. Denn für sie wird die Ankündigung des Verkehrsministers einen spürbaren Rückgang beim Schwerlastverkehr mit sich bringen. Geplant ist es, das Verbot der Durchfahrt für Laster mit einem Gesamtgewicht von mehr als zwölf Tonnen weiträumig auszuschildern. Nur die Laster, deren Start oder Ziel im 75-Kilometer-Umkreis um Lauenburg liegt, dürfen hier noch fahren. „Örtlich erforderlicher Verkehr ist ein keiner Weise betroffen“, stellt der CDU-Landtagsabgeordnete Markus Matthießen aus Lauenburg klar. Und auch die vielen Kieslaster, die Abbaugebiete im Kreis Ludwigslust ansteuern, donnern noch weiter mitten durch die Stadt.

Ohnehin: Das von de Jager angekündigte Durchfahrverbot ist vorerst ein Test. „Wir können inzwischen gesichert davon ausgehen, dass die drastische Zunahme des Schwerlastverkehrs auf dieser Strecke auf die Einführung der Lkw-Maut im Jahr 2005 zurückzuführen ist“, erklärt der Minister. „Deshalb ist rasches Handeln nötig“, sagt der Minister. Doch dafür mussten die Lauenburger massive Proteste starten.

Laut de Jager werde parallel zum Durchfahrtsverbot langfristig angestrebt, auf der rund zehn Kilometer langen Ausweichstrecke zur Autobahn24 eine Lkw-Maut zu erheben. „Diese Lösung, die aus fachlicher Sicht von uns favorisiert wird, braucht allerdings einen weitaus längeren Vorlauf und weitreichende Abstimmungen“, erklärt der Minister. In den kommenden Monaten werde seine Behörde überwachen, inwieweit das Durchfahrtsverbot Wirkung zeige und diese Daten in die weiteren Überlegungen zum Schutz der Menschen vor der enormen Verkehrsbelastung mit einbeziehen.

Laster, die vor allem auf der West-Ost-Route durch Lauenburg rollen, werden künftig die A24 nutzen müssen. Dort kostet die Fahrt allerdings Gebühren, abhängig von der Größe des Lasters, dessen Ladung und der zurückgelegten Strecke. Sorgen, dass die 40-Tonner künftig über die Dörfern fahren, gibt es nicht. Der Elbe-Lübeck-Kanal muss auf dem Weg von und nach Hamburg aus dem und in den Osten gequert werden. Das ist auf der A24 kein Problem, auf den Schleichwegen schon.

„Es ist für mich sensationell, dass es uns innerhalb von nur drei Monaten gelungen ist, die Landespolitik von dem unhaltbaren Zustand auf den durch Lauenburg führenden Bundesstraßen zu überzeugen. Freuen dürfen sich vor allem die direkt betroffenen Anwohner, denen die lärmenden Mautflüchtlinge fünf Jahre lang den Schlaf geraubt haben. War die Politik eigentlich in dieser Zeit auch wach?“, fragt Maja Bienwald, Sprecherin der Bürgerinitiative.