Schwarzenbek. Noch gibt es keinen Ort, an dem Senioren tageweise betreut werden. Doch die Suche nach einem Träger ist nicht das einzige Problem.
Der Bedarf ist groß und die Zeit drängt. Daher sind sich alle Fraktionen im Schwarzenbeker Rathaus einig: Sie wollen eine Tagespflegeeinrichtung in der Europastadt schaffen und suchen dafür einen Investor. Doch das Unterfangen gestaltet sich schwierig.
„Tagespflegeeinrichtungen sind ein ganz wichtiger Baustein in der Versorgung älterer Menschen“, weiß Wiebke Hargens. Hargens ist ehemalige Pflegedirektorin am DRK Krankenhaus Mölln-Ratzeburg und wies als Vorsitzende des Vereins Gemeinschaft Pflegeberatung im Kreis Herzogtum Lauenburg die Mitglieder des Sozialausschusses auf Chancen und Probleme hin.
Schwarzenbek sucht Investor für Tagespflegeeinrichtung
So würden Tagespflegeeinrichtungen gerade Familien unterstützen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen und so ein wenig entlastet würden. „Ein Großteil der Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen pflegen zu Hause, da für viele das Wohnen in einem Heim schlicht zu teuer ist“, sagt Hargens. Nur 20,2 Prozent der pflegebedürftigen Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg sind in einer stationären Einrichtung untergebracht. Der Rest werde zu Hause gepflegt. Theoretisch würde aber allen Menschen mit Pflegestufe zwei bis fünf Tagespflege zustehen. Die Gäste könnten die ambulante Pflege auch nur an einigen Wochentage besuchen.
„In der Tagespflege erhalten die Menschen ganz wichtige Unterstützung“, sagt Wiebke Hargens. Dort gehe es nicht nur darum, pflegerische Maßnahmen zu übernehmen, sondern auch soziale Kontakte zu pflegen. Alte Menschen würden dort dann oftmals Bekannte aus der Kindheits- und Jugendzeit wiedertreffen. „Außerdem werden die Gäste in ihren kognitiven Fähigkeiten gefördert und ans Essen und Trinken erinnert“, berichtet die Vereinsvorsitzende.
Grundstück für Einrichtung muss gewisse Voraussetzungen erfüllen
Um den Pflegebedürftigen ein ansprechendes Angebot machen zu können, müsse die Einrichtung einige Voraussetzungen erfüllen: „Schön wäre es, wenn es einen Garten gäbe“, meint Hargens. „Dann sollte die Tagespflege sich im Erdgeschoss befinden, damit der Garten überhaupt für die Gäste erreichbar ist.“ Sinnvoll sei, zwei Gruppenräume zu haben, in denen Menschen mit körperlichen und mit kognitiven Förderbedarf getrennt voneinander betreut werden können. „Außerdem muss es Ruheräume und ausreichend Badezimmer geben“, sagt Wiebke Hargens.
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Allerdings gestaltet sich die Suche nach passenden Grundstücken in Schwarzenbek schwierig. „Wir haben das Problem ja schon mit den Kindergärten und Arztpraxen. Auch da haben wir großen Bedarf, aber kaum passende Flächen“, sagt Johanna Ravens, stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses in Schwarzenbek.
Der Sozialausschuss habe deswegen den Stadtentwicklungsausschuss mit ins Boot geholt, um passende Grundstücke zu finden. Wie Wiebke Hargens sagt, müssten in einer solchen Einrichtung mindestens zwölf Personen betreut werden, damit sich dieses refinanziert. Allein die Einzelzimmer würden so schon eine Fläche von 240 Quadratmetern einnehmen.
Wurde das Thema Pflege in Schwarzenbek vernachlässigt?
Johanna Ravens sagt, dass es bereits erste Interessenten gebe, die eine Tagespflegeeinrichtung in Schwarzenbek betreiben könnten. Mehr Details könne sie jedoch dazu aktuell nicht sagen. Weniger problematisch als in anderen Bereichen der Pflege sei laut Wiebke Hargens die Situation bei den Fachkräften. „Da es in solchen Einrichtungen meist geregelte Arbeitszeiten gibt, sind diese bei den Arbeitnehmern deutlich beliebter.
Johanna Ravens hofft, dass schnell Abhilfe geleistet werden kann. „Die ganze Sache ist natürlich akut“, weiß sie. Möglicherweise sei das Thema in den letzten Jahren politisch vernachlässigt worden. „Wir nehmen das aber sehr ernst und blasen mit allen Fraktionen ins selbe Horn“, sagt sie.