Geesthacht. Teurer Fehler: Hat Geesthacht mit dem Bau der Außenanlage für die Grundschule Oberstadt zu lange gewartet? Wie es nun weitergeht.
Das war ein Schock für den Geesthachter Ausschuss für Bildung und Schule: Gerade hatte Finn Ziemer vom Unternehmen PS+ Planung von Sportstätten die verheißungsvollen Pläne für die Neugestaltung der Außenanlagen der Grundschule in der Oberstadt in Geesthacht vorgestellt, da kam er zu den Kosten: 732.700 Euro wurden für die gesamte Maßnahmen aufgerufen – „gerundet“, sagte der Planer.
Darunter fallen für Außenanlagen und Freifläche 334.000 Euro an, für vorbereitende Maßnahmen mit Abbruch- und Rodungsarbeiten 77.000 Euro, für die Bewegungslandschaft 102.600 Euro und für Baunebenkosten ebenfalls 102.000 Euro.
Grundschule Oberstadt: Kosten für Sportanlage fehlen im Haushalt
Das verschlug den Politikern die Sprache. Eigentlich sollte endlich ein Beschlussvorschlag gefasst werden, wie es weitergeht bei der Oberstadtschule. Denn die Planung ist mehrere Jahre alt. Schon am 20. August 2019 wurde sie in der Sitzung des Ausschusses präsentiert. Der Fachausschuss hatte sich einstimmig für den Umbau ausgesprochen. Das Problem nun: So viel Geld gibt der Haushalt nicht her. Für die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts für die Sportanlage lautete der Sperrvermerk, der freigegeben werden sollte, auf 410.000 Euro.
Der Planer zuckte mit den Schultern. Das Limit der finanziellen Mittel sei dem Planungsbüro so nicht mitgeteilt worden, gab Finn Ziemer an. „Bis zur Ausschusssitzung lagen uns andere Informationen vor, mit denen die Maßnahme unter Berücksichtigung der eingeworbenen Mittel durchaus hätte realisiert werden können. Ebenso haben wir uns im Vorfeld mit dem Planungsbüro darauf verständigt, die Maßnahme in zwei Bauabschnitte zu teilen, damit diese aus bekannten Gründen nicht ins Stocken gerät“, verteidigt sich die Stadtverwaltung.
Geplant ist mehr als eine klassische Sportanlage
Im Rahmen der Haushaltsplanberatungen hatte die Ratsversammlung am 9. Dezember 2022 einen Sperrvermerk gesetzt. Die Maßnahmen sollten erneut im Ausschuss für Bildung und Sport vorgestellt werden. Entstehen sollen neben den klassischen Sportanlagen wie Weitsprunganlage, Kurzstreckenlaufbahn, Kleinspielfeld und einer Rasenfläche für Spiel und Wurfdisziplinen zudem ein Sinnespfad mit Dingen wie einem Trampolin, ein paar Erdhügel zum Verstecken und Erkunden, ein grünes Klassenzimmer mit einem Baumstammzirkel für Unterricht im Freien und eine Bewegungslandschaft mit Elementen zum Balancieren und Klettern. Zusätzlich gibt es größere Flächen für Ballspiele mit Kunststoffflächen mit einem durchlässigem Belag sowie einem dem Waldboden nachempfundene federnde Finnenbahn zum Laufen.
War die lange Dauer bis zum Schritt der Realisierung ein teurer Fehler? „Bedauerlich, dass es nicht gleich zum Tragen kam, als wir damit angefangen haben“, meinte die Ausschussvorsitzende Hicran Hayik-Koller (SPD) rückblickend. Finn Ziemer verwies auf die „zwischendurch galoppierenden Preise“. Nun lagen die Nerven blank.
Fraktionen beraten in Sitzungspause
„Das ist doppelt so teuer, wie damals verlangt“, gab Christine Backs (SPD) zu bedenken. Sie sah sich außerstande, zur Abstimmung über den Sperrvermerk überzugehen, ohne vorher die neue Sachlage in der Fraktion zu besprechen. In diese Kerbe schlug auch Volker Harburg (BfG). „Wir werden nichts entscheiden ohne die Fraktion – bei fast einer Million Euro“. Die Situation schien verfahren. Hicran Hayik-Koller schlug eine Sitzungspause vor, um eine Lösung zu besprechen.
Gerechnet wurde anschließend fieberhaft mit gezücktem Taschenrechner mit verschiedenen Optionen, etwas zu streichen. Die Mitglieder warfen laufend neue Ergebnisse ihrer Rechenkünste in den Ratssaal. Die Summen wanderten hin und her wie bei einem Tennisspiel, nur mit Zahlen statt mit Ball. „Es reicht so oder so nicht, was wir hier beschließen“, kam es schließlich verzweifelt als Stoßseufzer von Christin Ischdonat (CDU). 488.000 Euro blieben bei der günstigsten Berechnung stehen.
Einstimmige Lösung sieht mehrere Bauabschnitte vor
Schließlich fand sich doch eine Lösung. Allerdings ist sie nicht ganz sattelfest. Alles soll wie geplant realisiert werden, aber nun abschnittsweise mit dem Fokus zunächst auf die klassischen Sportanlagen und das grüne Klassenzimmer. Einige Dinge, wie die aus der Bewegungslandschaft, könne man auch später noch umsetzen, erklärte Finn Ziemer. „Wir müssen sehen, wo wir Gelder von anderen Baumaßnahmen umswitchen können“, meinte Bürgermeister Olaf Schulze. „Ich sehe da keinen Haken, Gelder umzuwidmen. Es wird immer mehr geplant, als man umsetzen kann“, erklärte Arne Ertelt (CDU) unserer Zeitung. Und zur Not ginge es über den Nachtragshaushalt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende war zu Gast auf dem Ausschuss.
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So wurde einstimmig entschieden, den Sperrvermerk aufzuheben. „Und Sie sind aufgefordert, die Rechnung durchzuchecken“, bat Hicran Hayik-Koller den Planer Finn Ziemer. Der versprach: „Wir gehen da mit ganz spitzem Bleistift noch mal dran“.