Geesthacht. 480-mal rückten die Geesthachter Kameraden im vergangenen Jahr aus – ein neuer Rekord. Woran es gelegen hat.

„Gasleck in einem Wohnhaus“ lautete der Alarm am 21. Februar 2022 in der Geesthachter Schillerstraße. Nicht nur die Geesthachter Feuerwehr rückte an, sondern zur Verstärkung auch noch die Wehren aus Grünhof, Escheburg und Börnsen. Im Nu stand der Straßenabschnitt vor dem KTS voller Einsatzkräfte. Der Einsatz, der glimpflich ausging, war einer der größten im vergangenen Jahr für die Gemeindewehr aus Geesthacht.

480-mal rückten die Feuerwehrleute insgesamt aus. 414-mal die Wehr aus Geesthacht, hiervon 20-mal ausschließlich von der Feuerwache Nord, und 66-mal die Wehr aus Grünhof-Tesperhude. „So viele Einsätze waren es noch nie“, sagt Gemeindewehrführer Sascha Tönnies. „Sonst lag die Zahl immer so zwischen 350 und 400 Einsätzen“. Gerade zum Jahresbeginn hielten viele umgestürzte Bäume die Feuerwehren auf Trab.

In diesem Jahr werden drei neue Fahrzeuge ausgeliefert

Sascha Tönnies sieht es mit Sorge: „Die Belastung für die Ehrenamtlichen wird immer größer“, meint er. 164 Kameraden sind in der Wehr aktiv. „Eine supermotivierte Truppe“, erklärt Tönnies. Die in diesem Jahr weitere Unterstützung durch neue Fahrzeuge bekommen wird: Im Frühjahr werden ein Kommandowagen und ein Mehrzweckfahrzeug ausgeliefert, zum Jahresende kommt ein Gefahrgutfahrzeug hinzu mit Mess- und Atemschutzgeräten sowie Chemikalienschutzanzügen. Das am 20. Juli offiziell übergebene neue Hygienefahrzeug, das auf eine Idee und einen Entwurf von Thomas Marbes zurückgeht, hat sich übrigens bewährt. Es ist absolut praxistauglich“, sagt Sascha Tönnies.

Es qualmt aus dem Inneren der Wehrbrücke bei Geesthacht. Schweißarbeiten hatten im August zu einem Brand geführt. „Das war nicht ohne“, erinnert sich Geesthachts Wehrführer Sascha Tönnies.
Es qualmt aus dem Inneren der Wehrbrücke bei Geesthacht. Schweißarbeiten hatten im August zu einem Brand geführt. „Das war nicht ohne“, erinnert sich Geesthachts Wehrführer Sascha Tönnies. © BGZ | Dirk Palapies

Gewalt gegen Einsatzkräfte haben die Geesthachter Wehren bisher noch nicht erlebt. „Manche reagieren aber schon mal pampig, wenn sie wegen eines Einsatzes gerade mal nicht da hinfahren oder hingehen können, wo sie hinwollen“, erzählt Sascha Tönnies. „Da stoßen wir manchmal auf wenig Gegenliebe.“

„Heutzutage bist du als Feuerwehr für viele auch Servicepersonal“

„Es waren viele Einsätze, aber es war auch viel, viel Durchschnitt dabei“, erklärt Feuerwehrsprecher Peter Kunze. Damit meint er das Öffnen von Türen, Fehlalarme durch piepende Brandmelder und auch sehr viele Tragehilfen für den Rettungsdienst. Qualmendes Essen, das beim Kochen auf dem Herd vergessen wurde, gebe es mittlerweile fast jede Woche. Und nicht nur das: „Heutzutage bist du als Feuerwehr für viele auch Servicepersonal“, meint Peter Kunze.

Große Einsätze gab es beim Brand der Obdachlosenunterkunft (16. Januar) hinter dem Geesthachter Rathaus, ein Feuer im Inneren der Brücke über das Stauwehr an einem glutheißen Sommertag (10. August) und ein Chemieeinsatz in Ratzeburg, als bei einer Firma Säure ausgelaufen war (24. August). Größere Flächenbrände waren am 5. Juli in der Feldmark bei Dassendorf und am 13. August in Hohenhorn, als sich Stoppeln durch Funken bei Mäharbeiten entzündeten.

Bei der Rettung für Graureiher Theo gab es kein Happy End

Auf dem Wasser musste die Wehr am 14. August ran, als ein Boot kenterte, und am 16. August, als ein Boot auf Grund lief. An Tierrettungen blieb die von Graureiher Theo am 10. Mai im Gedächtnis. Der Vogel hatte sich in einer Angelschnur verheddert, war ein paar Tage ohne Nahrung geblieben und schon sehr geschwächt, als er zu Tierärztin Corinna Mick gebracht wurde. Leider gab es kein Happy End.

Bei allen Ereignissen kamen Menschen nicht ernsthaft zu Schaden. Anders als bei einigen schweren Verkehrsunfällen, von denen einer tödlich endete. Am 15. November kam der 27-jährige Beifahrer eines BMW ums Leben. Der Fahrer eines Kleinbusses hatte, von der Abfahrt der B 404 kommend, das Auto übersehen. Selbst blieben die Geesthachter Feuerwehrleute wie bereits in den vergangenen Jahren von schweren Verletzungen verschont.