Hamwarde. Die Windkraftanlagen entstehen auf einem Feld bei Hamwarde. Was für den Vogelschutz getan wird.

Er gehe davon aus, irgendwann im nächsten Jahr starten zu können, sagte ein Sprecher des Windkraftprojektierers PNE AG im Juli 2021 in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Gemeint war der Aufbau von zwei Windrädern auf einem Feld an der Gemeindegrenze von Hamwarde zu Kollow. Damit lag er knapp daneben. So schnell malten die Mühlen im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume bezüglich des Genehmigungsverfahrens dann doch nicht. Erst jetzt im Januar können die Arbeiten nun beginnen. An die Genehmigung verzögernden Problemen lag es nicht, betont Tobias Frohnert, der Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg. „Es ist unspektakulär. Wir wurden vom Land um eine Stellungnahme gebeten. Es war ein reibungsloses Verfahren“, sagt er.

Der Kreis hatte sich über den Widerstand von Hamwarde hinweggesetzt und das gemeindliche Einvernehmen ersetzt. Aus Sicht der Verwaltung sei die Ablehnung nicht stichhaltig gewesen, hieß es damals. Das betroffene Feld in Hamwarde war 2010 Repowering-Fläche. 2012 gab es vor Ort einen ablehnenden Bürgerentscheid gegen Windkraftanlagen, 2015 hatte Schleswig-Holstein die Fläche in eine Vorrangfläche umgewandelt. Die Bauanträge wurden 2020 gestellt.

EEG-Umlage wird gestrichen – Hamwarde entgehen so etwa 10.000 Euro im Jahr

Besonders ärgerlich für umliegende Gemeinden: Die EEG-Umlage, die von Bürgermeistern wie Hamwardes Friedrich-Wilhelm Richard als Schmerzensgeld für die Windräder angesehen wurde, wird zum Januar auf Dauer abgeschafft. Ihr Wegfall ist Teil der Entlastungspakete der Bundesregierung. Die Gemeinden wurden bis dahin an den Anlagen prozentual je nach Größe ihrer betroffenen Fläche mit 0,2 Cent pro Kilowatt-Stunde beteiligt. Hamwarde entgehen bei einem Anteil von 25,25 Prozent bei einer durchschnittliche Kalkulation von 1,4 bis 1,8 Millionen Euro pro Megawatt nun etwa 10.000 Euro im Jahr.

Hier wird gebaut: Hamwardes Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Richard steht im Juli 2021 auf dem Feld an der Gemeindegrenze zu Kollow, auf dem eins der 200 Meter hohen Windkraft-Anlagen errichtet werden soll.
Hier wird gebaut: Hamwardes Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Richard steht im Juli 2021 auf dem Feld an der Gemeindegrenze zu Kollow, auf dem eins der 200 Meter hohen Windkraft-Anlagen errichtet werden soll. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Je nach Wetter rücken die Trupps zum Aufbau möglicherweise schon in der ersten Januarwoche an. Die beiden Anlagen vom Typ Nordex N149 sind knapp 200 Meter hoch, das Rotor-Zentrum befindet sich in Höhe von 125 Metern. Leisten sollen die Windmühlen insgesamt 11,4 Megawatt. Die Arbeiten beginnen mit dem Grünschnitt durch ein Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen. Er muss bis zum März zur Vogelbrutzeit abgeschlossen sein. „Vor allem die Durchbrüche durch die Wallhecken werden durch das Unternehmen vorgenommen“, erläutert Sprecher Alexander Lennemann von der PNE AG. „Ebenso werden die Arbeiter, wenn nötig, kleinere Hügel oder Wälle abziehen. Bäume werden nicht gefällt.“ Die Durchbrüche sollen eine Breite von 6,50 Meter bekommen, damit Schwertransporte zur Anlieferung der Komponenten durchfahren können.

Für Rotmilane und Weißstörche sollen Ablenkflächen eingerichtet werden

Alexander Lennemann verspricht, dass für die Arbeiten keine tiefen Eingriffe in die Natur erfolgen würden. „Wir machen sogar mehr, als wir müssten“, sagt er. So würden für lädierte Hecken deutlich mehr Heckenmeter angepflanzt als gefordert. In Sachen Vogelschutz sollen Ablenkflächen Rotmilane und Weißstörche weglocken. Ackerland abseits der Anlagen wird zu Grünland umgestaltet, wo die fleischfressenden Vögel ein attraktives Areal für die Beutesuche finden. Der Boden unterhalb der Anlage dagegen soll für sie langweilig werden. Und in der Nacht würden die Anlagen abgeschaltet, um die Fledermäuse zu schützen, erklärt Alexander Lennemann. „Und wir sind trotz der Maßnahmen immer noch in der Wirtschaftlichkeit“, betont er, „es ist immer wichtig, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen.“

Der Wegebau beginnt im März, wenn eine Straße aus Aluminiumplatten mit einer Breite von 4,50 Meter für die Transporte verlegt wird. Sie wird später zurückgebaut. Die Installationsteams übernachten in Hotels oder Ferienwohnungen, Wohncontainer werden nicht benötigt. Gebaut wird montags bis sonnabends jeweils zehn Stunden lang. Die Teams werden regelmäßig ausgetauscht.

So wären die Gemeinden prozentual an der zum Januar endgültig abgeschafften EEG-Umlage beteiligt worden. Die Beteiligung bemaß sich prozentual an der betroffenen Fläche der Gemeinde. Berechnet wurden 0,2 Cent je Kilowattstunde.
So wären die Gemeinden prozentual an der zum Januar endgültig abgeschafften EEG-Umlage beteiligt worden. Die Beteiligung bemaß sich prozentual an der betroffenen Fläche der Gemeinde. Berechnet wurden 0,2 Cent je Kilowattstunde. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | F. HasseFrank Hasse

Der Bau des Fundaments aus Beton mit Stahlmatten zieht sich bis zu drei Monate hin, Ende Juni sollten sie gegossen sein. Für den Transport der Turmteile, Maschinenhäuser und Rotorblätter sind Schwerlasttransporte notwendig. Für den Aufbau sorgen Spezialkräne. In neun Monaten könnten die Anlagen fertig sein. Die Rotoren benötigen etwa 12 km/h Windgeschwindigkeit, um vernünftig Strom zu produzieren, das entspricht einer schwachen Brise von Windstärke 2 bis 3. Ab Windstärke 10 bis 11 – schwerer Sturm mit 118,53 km/h – wird aus Sicherheitsgründe abgestellt. Nach maximal 25 Jahren werden Anlagen in der Regel wegen Materialermüdung abgebaut. Dann könnte die Fläche wieder so aussehen wie zuletzt im Dezember 2022.