Wiershop. Kaputte Gartenzäune und Verkehrsschilder: In Wiershop kracht es häufiger. Ist nun endlich eine Lösung in Sicht?

Es vergeht keine Woche, in der Heike Wendtlandt nicht mindestens einmal quietschende Reifen vor ihrer Haustür hört. „Erst letzte Woche hat es ein Autofahrer noch gerade so geschafft anzuhalten“, berichtet die Wiershoperin. Doch so glimpflich blieb es nicht immer in den 15 Jahren, in denen sie genau in der abknickenden Vorfahrt am Ortseingang wohnt.

Zweimal geriet das Schild mit den roten Abbiegepfeilen vor ihrem Haus in Mitleidenschaft, weil ein aus Richtung Kollow kommender Wagen auf der abschüssigen Straße nicht rechtzeitig zum Stehen kam. Einmal verhinderte nur die kleine Backsteinmauer, dass ein Auto in ihrem Vorgarten landete.

Wiershop: Die Kurve soll entschärft werden

„Es bleibt ein mulmiges Gefühl. Bis jetzt waren es nur Pkw. Ich möchte mir aber nicht ausmalen, wenn mal etwas mit einem Lkw passiert“, sagt Wendtlandt. Noch einmal doppelt so lange, wie sie im Ort wohnt, bemüht sich Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn für mehr Sicherheit in der rund 210 Einwohner zählenden Gemeinde. „Seit ich Bürgermeister bin, kämpfe ich darum“, betont Jahn. Er ist seit 1990 im Amt.

Sie plant der LBV.SH die Abflachung der Kurve.
Sie plant der LBV.SH die Abflachung der Kurve. © LBV.SH | LBV.SH

Doch jetzt soll das Bangen für Heike Wendtlandt bald ein Ende haben. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) plant eine Abflachung der Kurve im Bereich des Knotenpunktes, an dem die L 205 aus Geesthacht, die L 219 nach Kollow und die Dorfstraße K 74 aufeinandertreffen.

Autos aus Geesthacht rasen fast ungebremst in den Ort

Anschließend müssen laut Planungsskizze die Verkehrsteilnehmer in etwa im Scheitelpunkt der Kurve nach rechts beziehungsweise links abbiegen, um nach Wiershop zu gelangen. Dann wäre zudem die Gefahr beseitigt, die Bürgermeister Jahn am meisten Sorgen bereitete: dass aus Geesthacht kommende Autofahrer fast ungebremst in den Ort rasen.

Das gelbe Schild, das den Ortseingang und den Beginn von Tempo 50 markiert, steht zwar gut 100 Meter vor der abknickenden Kurve, doch wer geradeaus durch Wiershop etwa nach Gülzow will, reduziert häufig erst auf der Dorfstraße merklich seine Geschwindigkeit. Das wissen Ortskundige seit Langem und war auch beim Fototermin am Montag, 21. November, nicht anders. „Die rasen hier rein wie verrückt“, bestätigt Heike Wendtlandt.

LBV.SH rechnet mit Kosten von über 600.000 Euro

„Trotzdem hat das Land lange keine Notwendigkeit für die Kurvenabflachung gesehen“, berichtet Hans-Ulrich Jahn, der die ABWW vertritt, die Allgemeine Bürgerliche Wählergemeinschaft Wiershop. Die Begründung war, dass es sich um keinen Unfallschwerpunkt laut Polizeidefinition handelt. Dafür muss es an einer Stelle fünfmal im Jahr aus dem gleichen Grund zu einem Unfall kommen.

Das Haus von Familie Wendtlandt ist gefährdet, wenn Autofahrer so schnell für die Rechtskurve nach Geesthacht sind.
Das Haus von Familie Wendtlandt ist gefährdet, wenn Autofahrer so schnell für die Rechtskurve nach Geesthacht sind. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Nun aber ist die Maßnahme in den letzten Zügen der Genehmigung. „Derzeit werden die Unterlagen für die erforderlichen wasserrechtlichen und umweltrelevanten Genehmigungen erstellt. Der LBV.SH befindet sich hierzu in direkten Abstimmungen mit den zuständigen Behörden des Kreises Herzogtum-Lauenburg“, teilt der LBV.SH auf Anfrage mit. Vom Kreis heißt es, dass bei einem Termin im Oktober vor Ort offene Fragen geklärt werden konnten.

Der LBV.SH beziffert die Kosten nach einer ersten Schätzung auf circa 600.000 Euro, sagt aber auch: „Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges und den damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklungen ist allerdings davon auszugehen, dass die Kosten höher ausfallen werden.“

Und immer wieder ist der Gartenzaun hin

Der weitere zeitliche Ablauf hänge vom Vorliegen der erforderlichen Genehmigungen und einer Einigung mit den Grundstückseigentümern ab. Der letzte Punkt ist derweil ein Selbstgänger. „Der betroffene Acker gehört der Gemeinde“, sagt Jahn, der aus seiner langjährigen Erfahrung in der Kommunalpolitik weiß, dass man einen langen Atem braucht. „Die Radwege nach Geesthacht und Gülzow waren auch 20-Jahres-Projekte“, sagt der Bürgermeister.

In den 32 Jahren, in denen er sich für die Abflachung der Ortseinfahrt einsetzt, ist übrigens eine Familie noch schlimmer betroffen als die Wendtlandts. „Familie Kunde von der anderen Seite, die haben bestimmt schon dreimal einen neuen Zaun bekommen“, erinnert sich die Nachbarin. Wenn nämlich ein Autofahrer zu schnell für die Linkskurve nach Kollow ist, landet er entweder im Graben vor deren Grundstück oder eben gleich im Zaun.