Geesthacht. Eltern in Geesthacht sind über die Pläne des Kirchenkreises Ost verärgert. Warum eine Zweiklassengesellschaft droht.

Der Ärger ist programmiert. Am Dienstag, 25. Oktober, kommen die Elternbeiräte der Kitas des Kirchenkreises Ost in Geesthacht zusammen, und die Sitzung bietet einiges an Zündstoff. Eltern wie Kathrin Zühlke – ihre Tochter ist an der Kita Am Spakenberg angemeldet – ärgern sich dabei gar nicht über das, was auf der Tagesordnung steht, sondern über das, was dort nicht steht. Denn das sind die brisanten Punkte, die sich erst vom Hörensagen her vor wenigen Tagen unter den Eltern herumgesprochen haben, und die ihnen nun unter den Nägeln brennen.

Punkt eins: Ab Januar kommen Fleisch und Fisch nicht mehr auf die Teller der Kitas. Bisher gab es dafür einen Tag in der Woche. Punkt zwei: Das Essen wird deutlich teurer. Zum Januar steigt der Preis von nun 65 Euro auf 75 Euro. Das war bekannt, dann aber, und das ist neu, geht es in der Preisspirale zum Januar 2024 noch einmal kräftig nach oben – um weitere 20 Euro auf dann 95 Euro. „Wir zahlen bald mehr an Essensgeld als für pädagogische Fachkräfte“, meint Kathrin Zühlke ironisch.

Geesthacht: Bezuschussung durch die Stadt wurde reduziert

Der Hintergrund für die Verteuerung sei, dass die Bezuschussung durch die Stadt Geesthacht allmählich zurückgefahren werde, erklärt Martin Kleinert von der Regionalleitung der Kirchenkreis-Kitas der Region D. Er räumt eine problematische Kommunikation im Vorfeld der Sitzung ein. „Wenn wir alle Kosten für Energie, Catering und weiteres voll auf die Eltern umlegen würden, kämen wir in etwa auf 100 Euro“, sagt Kleinert. Er verweist auf das schleswig-holsteinische KitaGesetz, nach dem die Eltern die Kosten für die Essen zu 100 Prozent zu tragen hätten. Die letzte Gebührenanhebung war 2018.

Kathrin Zühlke ist Beirat der Kita Am Spakenberg.
Kathrin Zühlke ist Beirat der Kita Am Spakenberg. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Ob der Wunsch zur Reduzierung der Bezuschussung letzten Endes von der Stadtverwaltung kam oder ein Angebot des guten Willens von Seiten des Kirchenkreises Ost zur Entlastung der kommunalen Kassen war, bleibt zunächst unklar. „Wir müssen die Haushaltsplanung vorlegen und darstellen, welche Einnahmen wir haben. Da vermag ich nicht zu sagen, was Ei oder Huhn ist“, sagt Martin Kleinert.

Fleischlose Ernährung aus Klimaschutzgründen

„Wir betreiben keine Ernährungserziehung“, beteuert Kleinert zur Kritik am künftigen fleischlosen Weg. „Wenn die Eltern dem Kind ein Wurstbrot mitgeben, ist da nichts gegen zu sagen“. Aus Klimaschutzgründen sollen alle Lebensmittel mit kurzen Wegen aus der Region stammen sowie ökologisch angebaut sein.

Martin Kleinert verweist darauf, dass die Entscheidung, die der Reduzierung des CO-Ausstoßes dienen soll, doch gerade der Zukunft derjenigen zugute komme, die aktuell beherbergt würden. „Die Lebensmittelversorgung ist ein sensibles Thema in der Elternschaft“, weiß Martin Kleinert. „Als es um die zuckerfreie Ernährung ging, gab es auch einen Aufschrei. Das hat sich mittlerweile gelegt.“

Zweite Gebührenerhöhung nicht mehr nachvollziehbar für Eltern

Kathrin Zühlke findet die erste Erhöhung der Gebühr nachvollziehbar, eine zweite bereits zu diesem Zeitpunkt anzukündigen aber fragwürdig. Sie ärgert sich über die Ungleichbehandlung gegenüber den städtischen Kitas, spricht von einer Zweiklassengesellschaft. Und über das Gefühl des Ausgeliefertseins. „Unter dem Strich machen sie, was sie wollen“, findet sie. Alle Änderungen müssten hingenommen werden angesichts des Mangels an Kita-Plätzen. „Die Eltern haben keine Wahl zum Wechseln“, sagt sie. Auch das Mittagessen einfach abzubestellen und dem Kind eine Brotdose mitzugeben, sei nicht drin. Bezahlen müsse man trotzdem. „Das sollte man tun, weil man überzeugt ist, nicht, weil man gezwungen wird“, meint sie zum generellen Fleisch- und Fischverzicht.

In den städtischen Kitas bleibt es bei 65 Euro für Essen

In den städtischen Geesthachter Kitas wie dem Familienzentrum Regenbogen und der Kita Heuweg ändert sich wenig. „Entsprechend der Satzung der städtischen Kindergärten liegt das Verpflegungsgeld aktuell bei 65 Euro“, teilt die Stadtverwaltung mit. Im Regenbogen folgt man ebenfalls den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Unsere Köchin stellt aus den Komponenten wöchentlich Speisepläne zusammen. Zudem war eine Ökotrophologin vor Ort, die uns bei Fragen zum Mittagessen beraten hat“, sagt Michael Iburg, stellvertretender Leiter des Familienzentrums.

Kinder, die aus religiösen oder anderen Gründen vegetarische Kost zu sich nehmen, erhalten die gleichen Gerichte, nur ohne Fleisch. „Auch ein veganes Kind konnten wir ebenfalls gut versorgen“, betont Michael Iburg. Die frische Zubereitung in der Küche biete die Möglichkeit, alle Kinder mit Ernährungsbesonderheiten zu berücksichtigen wie auch Kinder mit Eiweiß-, Laktose- oder Nussallergien.

In der Kita Heuweg werden die Kinder von einem Caterer versorgt, dessen Zusammensetzung ebenfalls den Empfehlungen der DGE entspricht. Es gibt immer eine vegetarische Variante. Falls Gerichte Schweinefleisch enthalten, wird dieses separat geliefert.