Lauenburg/Geesthacht/Schwarzenbek. In einer Sondersitzung soll die Politik den Ausbau der Unterkunft an der Mercatorstraße ermöglichen. Auch andere Städte reagieren.
In der jüngsten Sitzung des Kreistags fand Landrat Christoph Mager deutliche Worte. Ohne weitere Unterstützung und gemeinsame Kraftanstrengungen sei der Zustrom an Ukraine-Flüchtlingen nicht zu bewältigen, mahnte der Chef der Kreisverwaltung Herzogtum Lauenburg. Ratzeburg müht sich, die Kriegsflüchtlinge auf Städte und Gemeinden weiter zu verteilen. Im Südkreis sind die Kommunen unterschiedlich aufgestellt.
Gut 2400 Vertriebene aus der Ukraine haben bereits im Kreis Herzogtum Lauenburg Aufnahme gefunden. „In manchen Kommunen wird an die Unterbringung in Turnhallen gedacht“, bestätigt Kreissprecher Karsten Steffen. Diese Möglichkeit solle allerdings nur in der größten Not ergriffen werden. Beraten werde zurzeit wöchentlich zwischen Landrat und Bürgermeistern, zudem auf Arbeitsebene, so Steffen.
Weitere Wohncontainer für Kriegsflüchtlinge in Geesthacht
Der Kreis selbst ist dabei, seine Kapazitäten auszureizen. Beim Ortstermin in der kreiseigenen Unterkunft in Gudow hatte Landrat Christoph Mager Anfang September zur Beschreibung den „Ritt auf der Rasierklinge“ herangezogen. Seitdem hat sich die Lage kaum entspannt: Waren es vor drei Wochen etwa 40 bis 50 Flüchtlinge, die dem Kreis vom Land zugewiesen wurden, sind es aktuell rund 40 – jede Woche.
In Gudow stehen längst Wohncontainer, in denen Flüchtlinge Unterschlupf finden. Weitere werden aufgestellt. Zusammen sollen hier so 72 Plätze entstehen. Das abgebrannte frühere Polizei-Erholungsheim ist abgerissen. Es soll ersetzt werden, nachdem der Kreis das Areal, wie berichtet, erworben hat. Steffen: „Den Neubau zu realisieren, dauert seine Zeit. Das heißt, das schafft in der aktuellen Situation keine Entlastung.“
Schwarzenbek bringt Flüchtlinge in ehemaliger Realschule unter
Obwohl sich auch manche Städte und Ämter entschlossen haben, Wohncontainer aufzustellen, es reicht nicht. Angesichts der Zahl der weiteren Zuweisungen „ist es erforderlich, auch in den kommenden Monaten weiteren Wohnraum zu generieren“, so Mager in seinem Bericht an den Kreistag.
Wohnraum, der sich für die Unterbringung anmieten ließe, wird im Hamburger Speckgürtel immer knapper und teurer. Die Stadt Schwarzenbek hat inzwischen Flüchtling in der ehemaligen Realschule untergebracht. Räume dort waren bereits vor Jahren für die Aufnahme von Syrien-Flüchtlingen vorbereitet worden, wurden kürzlich auch entsprechend mit Möbeln ausgestattet.
In Lauenburg stehen zwölf angemietete Wohnungen zu Verfügung
„In Lauenburg mussten wir Flüchtlinge noch nie in Turnhallen unterbringen“, dabei solle es bleiben, sagt Thomas Burmester, Leiter des Bürgeramtes in der Schifferstadt. Aktuell stünden zwölf von der Stadt angemietete Wohnungen zur Verfügung. „Wir planen derzeit keine Anmietung von Wohncontainern, was die Zukunft bringt, lässt sich aber nicht sagen“, so Burmester.
Der Amtsleiter setzt darauf, dass Lauenburgs Bereitschaft, nicht über Gebühr beansprucht wird. „Wir haben bereits viele Menschen aufgenommen.“ Dazu zählten Syrien-Flüchtlinge und afghanische Ortskräfte der Bundeswehr ebenso wie Asylbewerber und zuletzt Ukraine-Flüchtlinge. „Mit 204 Personen bei knapp 12.000 Einwohnern liegen wir über dem Durchschnitt.“
Sondersitzung der Geesthachter Ratsversammlung am 4. Oktober
Geesthacht, die größte Stadt des Kreises, treibt derweil die Beschaffung von Containern voran. Eine Sondersitzung der Geesthachter Ratsversammlung wurde gerade für den 4. Oktober anberaumt, damit die Politik notwendige Beschlüsse treffen kann.
Der bestehende Standort im Gewerbegebiet Mercatorstraße soll erweitert werden. 325 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben in Geesthacht bereits Aufnahme gefunden. Weitere 84 sollen zeitnah aufgenommen werden, „um die Zuweisungsquote des Kreises zu erfüllen“, so die Begründung für den Dringlichkeitsantrag an die Ratsversammlung,. Geht jetzt alles rasch und ohne die sonst üblichen Ausschreibungen über die Bühne, könnten die ersten Container bereits Ende November, das zweite Los im Januar geliefert werden.
Geesthacht baut Containeranlage an der Mercatorstraße aus
„Wir können nur deshalb so schnell reagieren, weil wir den Standort an der Mercatorstraße nie komplett abgebaut und aufgegeben haben“, erläutert Geesthachts Stadtsprecher Torben Heuer. Die Mietkosten für die Container betragen voraussichtlich gut 50.000 Euro im Monat
Ein wenig zur Entspannung beitragen kann eine vergleichsweise kleine Investition. „Wir können in vorhandenen Containern Flüchtlinge unterbringen, sobald die Heizung funktioniert“, so Heuer. In den nächsten Tagen werde die dafür notwendige Pumpe geliefert, „in unbeheizten Containern wollen wir keine Flüchtlinge unterbringen“.